Die Digitalisierung hat das Gesundheitswesen fest im Griff und bietet Apotheken durch digitale Abrechnungssysteme wie jene von ARZ und Scanacs eine Vielzahl von Chancen und Risiken. Einerseits ermöglichen diese Systeme eine effizientere Bearbeitung der wachsenden Anforderungen durch E-Rezepte und digitale Prozesse. Andererseits erhöht die Abhängigkeit von technischen Lösungen die Anfälligkeit gegenüber Cyberangriffen und Systemausfällen. Insbesondere für Apotheken, die in ihrer täglichen Arbeit auf Zuverlässigkeit angewiesen sind, ist die Wahl des richtigen Anbieters eine strategische Entscheidung, die umfassend abgewogen werden muss.
Gleichzeitig zeigt ein Vorfall aus Bremen die Gefahren mangelnder interner Kontrolle. Eine Mitarbeiterin manipulierte über zwei Jahre hinweg systematisch Preise im Warenwirtschaftssystem, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen. Erst eine interne Prüfung deckte den Betrug auf, der zur fristlosen Kündigung führte. Der Fall zeigt die Bedeutung wirksamer Kontrollmechanismen, um wirtschaftlichen Schaden und Vertrauensverlust zu vermeiden.
Auch wirtschaftliche Herausforderungen wie das Weihnachtsgeld rücken in den Fokus. Während Angestellte diese Sonderzahlung als Anerkennung schätzen, kämpfen viele Apothekenbetreiber angesichts steigender Betriebskosten, stagnierender Honorare und wachsender bürokratischer Lasten damit, diese Zahlungen überhaupt zu ermöglichen. Das Weihnachtsgeld wird damit zu einem Symbol für die wirtschaftlichen Probleme, die die Branche zunehmend belasten.
Die verlängerte Postzustellung, die ab Januar 2024 in Kraft tritt, verschärft die Lage zusätzlich. Apotheken, die auf eine pünktliche Zustellung von Rezepten und BtM-Dokumenten angewiesen sind, sehen sich einer neuen Herausforderung gegenüber. Verzögerungen könnten nicht nur den Betrieb stören, sondern auch den rechtzeitigen Zugang der Patienten zu dringend benötigten Medikamenten gefährden.
Währenddessen zeigt eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung einen Wandel in den Verhütungsgewohnheiten junger Menschen. Kondome sind mit 67 Prozent das bevorzugte Mittel der 16- bis 25-Jährigen, gefolgt von der Pille mit 46 Prozent. Die Ergebnisse spiegeln ein wachsendes Sicherheitsbewusstsein wider, das möglicherweise auch durch Diskussionen über die Nebenwirkungen hormoneller Verhütungsmethoden beeinflusst wird.
Auch im Bereich der Kindergesundheit werden neue Erkenntnisse gewonnen. Eine taiwanesische Studie zeigt, dass Influenza-Infektionen während der Schwangerschaft das Risiko von Fieberkrämpfen bei Kindern erhöhen könnten. Solche Erkenntnisse betonen die Bedeutung von Prävention und rechtzeitiger Impfung, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Im Bereich der Altersmedizin zeigt die Statistik, wie verheerend Stürze für ältere Menschen sein können. Mit rund 20.800 Todesfällen im Jahr 2023 stellen Sturzunfälle eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar. Präventive Maßnahmen, die häusliche Gefahrenquellen minimieren und die Mobilität fördern, könnten Leben retten und das Leid der Betroffenen verringern.
In der Medizinforschung sorgen neue Therapieansätze für Aufsehen. Die Zulassung von Marstacimab durch die Europäische Kommission eröffnet Patienten mit schwerer Hämophilie A und B neue Perspektiven. Der innovative Anti-TFPI-Antikörper bietet eine Alternative zur Faktor-Ersatztherapie und stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung dar. Gleichzeitig weckt die zufällige Entdeckung antitumoraler Effekte einer Monozyten-Untergruppe bei Covid-19-Patienten Hoffnung auf neue Therapiemöglichkeiten gegen immunresistente Tumore.
Apotheken sehen sich auch bei der Personalgewinnung mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Neben der fachlichen Qualifikation sind soziale Kompetenz und Belastbarkeit entscheidend, um im anspruchsvollen Apothekenalltag bestehen zu können. Die Auswahl der richtigen Mitarbeiter wird so zu einem Schlüsselfaktor für den langfristigen Erfolg.
Die Apothekerschaft steht zudem vor einem politischen Umbruch. Die Rolle des Deutschen Apothekertages wird hinterfragt, da ineffiziente Entscheidungsprozesse und mangelnde Umsetzung der Beschlüsse die Kritik befeuern. Die Branche muss sich entscheiden, wie sie ihre Interessen in einem sich wandelnden politischen Umfeld nachhaltig vertreten kann.
Kommentar:
Die zahlreichen Herausforderungen, vor denen Apotheken heute stehen, verdeutlichen die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes zwischen Innovation und Stabilität. Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, erfordert jedoch auch Vorsicht und kluge Entscheidungen, um Risiken zu minimieren. Gleichzeitig sollten Apothekenbetreiber nicht vor wirtschaftlichen und strukturellen Reformen zurückschrecken, auch wenn diese zunächst schmerzhafte Anpassungen mit sich bringen. Der Fall in Bremen zeigt, wie wichtig interne Kontrollen und Transparenz sind, um Vertrauen und Stabilität zu gewährleisten. Ebenso müssen politische Entscheidungen, wie die verlängerte Postzustellung, unter Berücksichtigung ihrer Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung kritisch hinterfragt werden.
Die Apothekerschaft sollte ihre politische Mitsprache neu definieren und die Hauptversammlung des Deutschen Apothekertages als Plattform für konkrete und umsetzbare Maßnahmen nutzen. Nur durch einen Schulterschluss zwischen wirtschaftlicher Verantwortung, innovativem Denken und klarer Kommunikation können Apotheken ihre Rolle als unverzichtbare Stützen im Gesundheitswesen behaupten.
Von Engin Günder, Fachjournalist