Die Auswahl von qualifizierten und kompetenten Mitarbeitern ist in Apotheken nicht nur eine notwendige Routineaufgabe, sondern eine strategische Entscheidung, die langfristige Auswirkungen auf das Wohl der Apotheke und ihrer Kunden haben kann. Apothekenbetreiber wissen, dass nicht nur fachliche Qualifikationen, sondern auch soziale und kommunikative Fähigkeiten bei pharmazeutischen Mitarbeitern gefragt sind. Der direkte Kontakt zu Patienten, die auf kompetente Beratung und Vertrauen angewiesen sind, macht Apotheken zu einer wichtigen Stütze im Gesundheitssystem. Hierbei ist es unerlässlich, ein Auswahlverfahren zu gestalten, das über die fachlichen Anforderungen hinausgeht und sicherstellt, dass neue Mitarbeiter auch menschlich in das Team und die Apothekenphilosophie passen. In Zeiten von Fachkräftemangel und einem sinkenden Interesse an der Ausbildung im pharmazeutischen Bereich bietet das Projekt „PTA-Patenschaft“ in Baden-Württemberg neue Perspektiven. Dieses vom Landesapothekerverband initiierte Programm zielt darauf ab, die Ausbildung von Pharmazeutisch-technischen Assistenten zu fördern und langfristig sicherzustellen, dass Apotheken gut ausgebildete Fachkräfte finden. Neben der fachlichen Qualifikation ist das Ziel der Patenschaft, den Zugang zum Beruf zu erleichtern und durch gezielte Förderung und Praxisnähe das Interesse an der PTA-Ausbildung zu steigern.
Gesundheitliche Herausforderungen wie Diabetes in der Schwangerschaft verdeutlichen ebenfalls, wie wichtig gut ausgebildetes Apothekenpersonal ist. Diabetes mellitus bei werdenden Müttern stellt eine erhebliche Gefahr für Mutter und Kind dar, die nur durch engmaschige Überwachung und eine individuell angepasste Therapie beherrschbar ist. Während insbesondere Typ-1- und Typ-2-Diabetes ohne kontinuierliche Blutzuckerkontrolle zu schweren Komplikationen führen können, stellt auch Gestationsdiabetes, der etwa bei 14 Prozent aller Schwangeren auftritt, ein ernstzunehmendes Risiko dar. Hier übernehmen Apotheken eine wichtige Beratungsfunktion, denn sie stehen den Betroffenen im Alltag als Ansprechpartner zur Verfügung und können sowohl bei der Medikamentenauswahl als auch bei Fragen zur Blutzuckermessung unterstützen. Die Rolle der Apotheken als Gesundheitspartner wird in diesem Bereich immer bedeutsamer und zeigt, dass Apotheken längst mehr leisten, als Medikamente abzugeben.
Die Relevanz und das Potenzial von Apotheken zur Entlastung des Gesundheitssystems wurden auch beim 9. OTC-Gipfel des Apothekerverbands Nordrhein hervorgehoben. In der Diskussion wurde deutlich, dass Apotheken durch erweiterte Dienstleistungen wie Präventionsberatungen und Impfungen zur effizienten Versorgung der Bevölkerung beitragen könnten. Initiativen wie „Pharmacy first“ bieten hier Vorbilder aus anderen Ländern, insbesondere aus England und der Schweiz, wo Apotheken eine bedeutende Rolle in der Erstversorgung übernehmen und Ärzte dadurch spürbar entlasten. Angesichts dieser Entwicklungen wird von der Politik gefordert, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Apotheken mehr Verantwortung übernehmen und zur Entlastung der Arztpraxen beitragen können. Dies könnte auch die Effizienz und Wirtschaftlichkeit des gesamten Gesundheitssystems fördern, da präventive Maßnahmen und niederschwellige Angebote eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Krankheiten ermöglichen.
Doch die Herausforderungen, denen Apotheken in Deutschland aktuell gegenüberstehen, sind vielfältig. Während der Ruf nach einem neuen Politikstil lauter wird, gibt es zugleich politische Hindernisse, die den Apothekenbetrieb belasten. CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge hat nach dem sogenannten „Ampel-Crash“ ein Umdenken und einen „dringend notwendigen neuen Politikstil“ gefordert. Dieser soll vor allem den Dialog zwischen Politik und den betroffenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen fördern und Entscheidungen vermeiden, die ohne Rücksprache mit Fachleuten getroffen werden. Die gescheiterte Apothekenreform ist ein Beispiel dafür, wie wichtig der Austausch mit Praktikern und die Berücksichtigung der realen Herausforderungen in Apotheken sind. Die geplanten Änderungen, die zum Teil positiv aufgenommen wurden, wie die Vereinfachung der Betriebsführung und der Ausbau pharmazeutischer Dienstleistungen, sind vorerst vom Tisch. Besonders bedauerlich ist das Scheitern der Skontoregelung und der erweiterten Möglichkeiten für Impfungen und Diagnostik in Apotheken, die im Rahmen eines geplanten Gesetzes zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit vorgesehen waren.
Die Apothekerschaft sieht sich zunehmend unter Druck, wie auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening betonte. Sie ruft nach einem umfassenden Rettungspaket für Apotheken und fordert die Politik auf, schnell zu handeln. Overwiening weist darauf hin, dass es nicht nur um finanzielle Entlastung geht, sondern um den Erhalt einer flächendeckenden Versorgung. Gerade in ländlichen Gebieten werden Apotheken immer seltener, was die medizinische Versorgung vor Ort stark beeinträchtigt. Überdies stellen die zunehmenden Cyberrisiken eine weitere Bedrohung dar, der Apotheken in der digitalisierten Welt ausgesetzt sind. Die Verarbeitung sensibler Gesundheitsdaten und der Einsatz von IT-Systemen macht Apotheken zu attraktiven Zielen für Cyberkriminelle. Ransomware-Angriffe, Datendiebstahl und Systemmanipulationen könnten nicht nur zu finanziellen Verlusten und Betriebsunterbrechungen führen, sondern auch das Vertrauen der Patienten in die Apotheken beschädigen. Cyberversicherungen bieten hier eine wichtige Absicherung und ermöglichen es Apotheken, sich gegen die finanziellen Folgen solcher Angriffe zu schützen und schnell wieder in den Normalbetrieb zurückzukehren.
Die Hoffnungen auf eine stärkere politische Unterstützung für Apotheken sind mit den aktuellen politischen Turbulenzen verbunden. Die wirtschaftlichen Herausforderungen und die sinkende Apothekenanzahl auf bundesweit rund 17.100 zeigen deutlich, wie stark der Reformbedarf ist. Eine mögliche neue Regierung, möglicherweise angeführt von der Union, könnte das Blatt wenden und den Apothekensektor umfassend unterstützen. Die Erwartung an die Politik ist groß, endlich gezielte Maßnahmen für die Apothekenlandschaft zu ergreifen und deren Systemrelevanz anzuerkennen.
Kommentar:
Apotheken stehen heute vor einer Vielzahl an Herausforderungen, die eine zentrale Bedeutung für das gesamte Gesundheitssystem haben. Sie sind die ersten Ansprechpartner für Patienten, bieten schnelle Hilfe bei gesundheitlichen Fragen und leisten durch ihre Beratung einen erheblichen Beitrag zur Prävention und Gesundheitsförderung. Angesichts dieser Rolle ist es unverständlich, warum Apotheken immer noch mit bürokratischen und finanziellen Hürden konfrontiert sind, die ihren Betrieb erschweren und sie in ihrer systemrelevanten Funktion schwächen. Der Fachkräftemangel, der Mangel an Nachwuchs und die erschwerte Ausbildungssituation verdeutlichen, wie wichtig gezielte Förderungen und attraktive Berufsperspektiven im Apothekenwesen sind. Projekte wie die „PTA-Patenschaft“ sind erste Schritte in die richtige Richtung, doch bedarf es hier langfristiger Strategien, um den Beruf wieder attraktiv und zukunftsfähig zu machen.
Auch die Bedeutung von Apotheken in der Prävention und in der Begleitung chronischer Erkrankungen wird noch immer unterschätzt. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit Diabetes in der Schwangerschaft, wo Apotheken durch Beratung und Unterstützung einen wertvollen Beitrag leisten können. Die medizinische Expertise und die Möglichkeit der ortsnahen Beratung sind unschätzbare Vorteile für die Patienten, die in ihrer unmittelbaren Umgebung einen Ansprechpartner finden. Internationale Modelle wie „Pharmacy first“ zeigen eindrücklich, dass Apotheken durch eine stärkere Einbindung in die Erstversorgung das gesamte Gesundheitssystem entlasten können. Hier ist die deutsche Politik gefordert, neue Modelle zu entwickeln, die Apotheken diese Rolle ermöglichen und ihre Finanzierung sichern.
Doch die aktuelle Reformpolitik zeigt, wie schnell gut gemeinte Ansätze in der Praxis scheitern können. Der Abbruch der Apothekenreform ist eine verpasste Chance für die gesamte Branche, die unter den wirtschaftlichen und strukturellen Belastungen zunehmend leidet. Wenn der Dialog zwischen Politik und Apothekern nicht intensiviert wird, besteht die Gefahr, dass der Rückgang der Apotheken weiter anhält und damit eine wichtige Säule der Versorgung schwindet. Die Forderungen nach einem politischen Rettungspaket und nach Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung der Apothekenlandschaft sind daher dringend geboten.
Die Risiken, die durch Cyberangriffe entstehen, und die Notwendigkeit eines umfassenden Schutzes der IT-Infrastruktur verdeutlichen, dass Apotheken auch in der digitalen Welt zusätzliche Unterstützung benötigen. Sensible Gesundheitsdaten müssen zuverlässig geschützt werden, um das Vertrauen der Patienten zu bewahren. Hier könnten Cyberversicherungen eine wichtige Rolle spielen, doch ist es notwendig, dass Apotheken auch in technologische Schutzmaßnahmen investieren und auf aktuelle Bedrohungslagen vorbereitet sind.
Apotheken haben sich im Laufe der Zeit als unverzichtbare Gesundheitsdienstleister etabliert, und die Politik muss erkennen, dass ihre Förderung und Unterstützung nicht nur im Interesse der Apothekenbetreiber, sondern auch der gesamten Gesellschaft liegt. Eine Politik, die auf Dialog und ein besseres Verständnis der realen Herausforderungen in der Apothekenlandschaft setzt, könnte das Fundament für eine sichere und zukunftsfähige Gesundheitsversorgung legen.
Von Engin Günder, Fachjournalist