Mit dem Jahreswechsel tritt eine wichtige Änderung für Unternehmen in Kraft: die Verpflichtung, elektronische Rechnungen zu empfangen. Diese Regelung wurde im März 2024 durch das Wachstumschancengesetz beschlossen, um die Digitalisierung im Rechnungswesen voranzutreiben. Während die vollständige Umstellung bis 2027 erfolgen soll, müssen Unternehmen bereits jetzt erste Maßnahmen ergreifen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Bisher nutzen viele Betriebe, darunter auch Apotheken, traditionelle Formate wie Papierrechnungen oder PDF-Dokumente. Diese genügen jedoch den Vorgaben nicht mehr, da elektronische Rechnungen in strukturierten Formaten wie der X-Rechnung oder dem ZUGFeRD-Standard vorliegen müssen. Die X-Rechnung ist ein reines maschinenlesbares Format, während das ZUGFeRD-Format durch seine hybride Struktur sowohl von Menschen als auch von Maschinen gelesen werden kann. Besonders für kleinere Unternehmen bietet ZUGFeRD den Vorteil, dass die Integration in bestehende Prozesse weniger aufwendig ist.
Ab dem Jahr 2025 wird es zur Pflicht, E-Rechnungen empfangen zu können. Die Verpflichtung zur Ausstellung solcher Rechnungen greift stufenweise ab 2027 für Unternehmen mit bestimmten Umsätzen und wird 2028 auf alle Unternehmen ausgeweitet. Von der Regelung ausgenommen sind jedoch bestimmte Rechnungen, wie etwa Kleinbetragsrechnungen unter 250 Euro, Rechnungen an Privatkunden oder Patienten sowie Rechnungen über steuerfreie Leistungen wie Heilbehandlungen.
Für Apothekeninhaber:innen bedeutet diese Neuerung eine umfangreiche Überprüfung und Anpassung der internen Prozesse. Buchhaltungssoftware muss auf ihre Kompatibilität geprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden. Die Treuhand Hannover rät zudem, ein separates E-Mail-Postfach für den Rechnungsempfang einzurichten, um den Überblick zu behalten. Ebenso wichtig ist die Klärung organisatorischer Fragen: Wer ist für den Rechnungseingang verantwortlich? Wie werden fehlerhafte Rechnungen bearbeitet? Und welche Vertretungsregelungen greifen im Urlaubs- oder Krankheitsfall? Diese Aspekte sind entscheidend, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen.
Die Umstellung auf E-Rechnungen bietet jedoch auch Vorteile. Automatisierte Prozesse sparen langfristig Zeit und reduzieren Fehler. Außerdem erleichtert die Standardisierung der Rechnungsformate die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern. Unternehmen, die frühzeitig handeln, können nicht nur von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren, sondern auch ihre Compliance gegenüber den neuen gesetzlichen Anforderungen sicherstellen.
Doch die Einführung der E-Rechnung stellt viele kleine und mittelständische Betriebe vor erhebliche Herausforderungen. Die Umstellung erfordert Investitionen in Software, Schulungen und möglicherweise auch in externe Beratungsleistungen. Der zeitliche und finanzielle Aufwand darf nicht unterschätzt werden, insbesondere wenn Unternehmen bis zuletzt auf die Übergangsfristen vertrauen.
Die Digitalisierung des Rechnungswesens ist ein zentraler Bestandteil moderner Unternehmensführung. Die E-Rechnung bringt neben Herausforderungen auch die Chance, Prozesse effizienter zu gestalten und Kosten zu senken. Für Unternehmen, die jetzt handeln, ist die Umstellung nicht nur eine Pflicht, sondern eine Investition in die Zukunft.
Kommentar:
Die Einführung der E-Rechnung markiert einen Wendepunkt in der Unternehmensverwaltung und ist ein klares Signal für die Notwendigkeit von Digitalisierung. Mit der neuen Regelung wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet, indem Papier und Druckkosten reduziert werden. Dennoch wirft die Umsetzung für viele Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Betriebe, erhebliche Fragen auf.
Die Anforderungen an neue Rechnungsformate wie X-Rechnung oder ZUGFeRD setzen voraus, dass Unternehmen in ihre IT-Infrastruktur investieren. Dies bedeutet nicht nur Kosten, sondern auch Zeitaufwand für Schulungen und Anpassungen interner Prozesse. Für Apotheken und andere kleine Unternehmen, die oft mit knappen personellen und finanziellen Ressourcen arbeiten, ist dies eine Herausforderung. Hier hätte der Gesetzgeber stärkere Unterstützungsmaßnahmen wie finanzielle Förderungen oder eine intensivere Beratung durch Branchenverbände vorsehen können.
Dennoch darf nicht übersehen werden, dass die Umstellung langfristig Vorteile bringt. Automatisierte Prozesse ermöglichen es, den administrativen Aufwand zu reduzieren, und schaffen Freiräume für strategische Aufgaben. Zudem erleichtert die Standardisierung die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden. Wer frühzeitig handelt, kann die Einführung der E-Rechnung nicht nur als notwendige Anpassung, sondern als Chance zur Prozessoptimierung nutzen.
Es bleibt jedoch die Frage, wie Unternehmen mit begrenzten Ressourcen den Umstellungsprozess bewältigen können. Hier sind Softwareanbieter, Branchenverbände und Berater gefragt, um praxisorientierte Lösungen anzubieten. Apotheken können beispielsweise von branchenspezifischen Softwarelösungen profitieren, die bereits auf die neuen Anforderungen ausgerichtet sind.
Die Einführung der E-Rechnung ist nicht nur eine regulatorische Vorgabe, sondern ein Signal für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstands. Unternehmen, die den Wandel aktiv angehen, können langfristig profitieren. Doch um die Potenziale voll auszuschöpfen, bedarf es einer klaren Strategie, technischer Unterstützung und einer konsequenten Umsetzung. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten – wer jetzt handelt, sichert sich entscheidende Vorteile im Wettbewerb.
Von Engin Günder, Fachjournalist