In der aktuellen Diskussion um die elektronische Patientenakte (ePA) stehen zwei zentrale Themen im Fokus: Sicherheit und zeitgerechte Implementierung. Trotz ernsthafter Sicherheitsbedenken, die der Chaos Computer Club (CCC) kürzlich geäußert hat, hält das Bundesgesundheitsministerium (BMG) am geplanten Starttermin der Pilotphase der ePA fest. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte, dass die ePA erst eingeführt werde, wenn ihre Sicherheit gegenüber Hackerangriffen gewährleistet sei. Diese Positionierung wirkt auf den ersten Blick beruhigend, doch die Entscheidung, am Zeitplan festzuhalten, hat weitreichende Implikationen sowohl für das Gesundheitssystem als auch für die beteiligten Akteure, insbesondere die Apotheken.
Apothekenbetreiber stehen nun vor der Herausforderung, ihre Systeme auf die Integration der ePA vorzubereiten, die nicht nur eine technologische Umstellung, sondern auch eine bedeutende administrative und sicherheitstechnische Aufgabe darstellt. Die ePA verspricht eine effizientere Datenverwaltung und könnte die Patientenversorgung erheblich verbessern, indem sie einen schnellen Zugriff auf Patientendaten ermöglicht und damit die Behandlungsqualität erhöht. Gleichzeitig steigen aber auch die Anforderungen an die Datensicherheit. Apotheken müssen daher nicht nur ihre IT-Infrastruktur aufrüsten, sondern auch sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter im sicheren Umgang mit den digitalen Patientendaten geschult sind.
Die Rolle der Cyber-Versicherung wird in diesem Kontext zunehmend wichtiger. Sie bietet nicht nur Schutz vor potenziellen Cyberangriffen und Datenverlusten, sondern sichert auch gegen die finanziellen Folgen von Betriebsunterbrechungen ab. Vor dem Hintergrund der ePA-Implementierung sollten Apotheken eine Cyber-Versicherung nicht als eine optionale Zusatzleistung, sondern als einen integralen Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit ansehen. Dieses Risikomanagementinstrument ist entscheidend, um auf potenzielle Sicherheitsvorfälle vorbereitet zu sein und die finanzielle Stabilität des Betriebs im Falle eines Cyberangriffs zu gewährleisten.
Kommentar:
Die Entscheidung des BMG, den Start der elektronischen Patientenakte trotz der Warnungen des CCC voranzutreiben, stellt einen kritischen Punkt in der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens dar. Es zeigt das Dilemma zwischen dem Wunsch nach technologischem Fortschritt und der Notwendigkeit, umfassende Sicherheitsprüfungen zu garantieren. In einer Welt, in der Cyberangriffe immer raffinierter werden und Gesundheitsdaten besonders sensible Ziele darstellen, könnte diese Eile, digitale Lösungen zu implementieren, riskant erscheinen.
Für Apotheken ergibt sich daraus ein klarer Handlungsimperativ. Die Notwendigkeit, in adäquate Sicherheitsmaßnahmen zu investieren, ist nicht nur eine Frage der Compliance, sondern eine zentrale Säule des Vertrauens, das Patienten in ihre Apotheken setzen. Darüber hinaus spielt die umfassende Aufklärung und Schulung des Personals eine Schlüsselrolle, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf den sicheren Umgang mit der ePA vorbereitet sind. Es geht nicht allein darum, sich gegen die unmittelbaren Risiken abzusichern, sondern auch darum, eine Kultur der Cybersicherheit zu etablieren, die langfristig zum Schutz von Patientendaten beiträgt.
Die Investition in eine robuste Cyber-Versicherung sollte daher als Teil einer strategischen Entscheidung betrachtet werden, die weit über die finanzielle Absicherung hinausgeht. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Vertrauensaufbaus zwischen Apotheken und ihren Kunden. In Zeiten der Digitalisierung ist es unerlässlich, dass Apotheken als vertrauenswürdige Hüter der Gesundheitsdaten ihrer Kunden wahrgenommen werden, was durch eine umfassende Vorbereitung und Absicherung gegen potenzielle Cyberrisiken unterstützt wird.
Von Engin Günder, Fachjournalist