Die Unterscheidung zwischen Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit ist von zentraler Bedeutung, doch oft werden diese Begriffe verwechselt. Arbeitsunfähigkeit beschreibt einen Zustand, in dem ein Arbeitnehmer aufgrund einer vorübergehenden Krankheit nicht in der Lage ist, seine berufliche Tätigkeit auszuüben. Dies kann zum Beispiel bei akuten Infektionen, Unfällen oder psychischen Erkrankungen der Fall sein. In den meisten Fällen ist die Wiederaufnahme der Arbeit nach einer gewissen Genesungszeit absehbar. Eine Krankschreibung bietet dabei einen gewissen Schutz vor Einkommensverlusten, da Arbeitnehmer in Deutschland in den ersten sechs Wochen der Krankheit weiterhin ihr Gehalt erhalten, danach übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenkasse mit einem Krankengeld, das etwa 70 Prozent des Bruttogehalts beträgt.
Berufsunfähigkeit hingegen bedeutet, dass eine dauerhafte Beeinträchtigung vorliegt, die es der betroffenen Person unmöglich macht, in ihrem zuletzt ausgeübten Beruf zu arbeiten. Die Ursachen können körperlicher oder psychischer Natur sein, und im Gegensatz zur Arbeitsunfähigkeit ist bei der Berufsunfähigkeit keine baldige Rückkehr ins Berufsleben möglich. Der finanzielle Schaden, der durch eine Berufsunfähigkeit entsteht, kann existenzbedrohend sein, weshalb der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung für viele Berufsgruppen von essenzieller Bedeutung ist. Diese Versicherung springt ein, wenn die Berufsunfähigkeit festgestellt wird, und sichert das Einkommen ab, sodass der Versicherte seinen Lebensstandard halten kann. Der Unterschied zwischen diesen beiden Zuständen liegt also nicht nur in der Dauer der Erkrankung, sondern auch in der Höhe der finanziellen Unterstützung und der Frage, ob eine Rückkehr zur Arbeit überhaupt möglich ist.
Im Apothekensektor sorgt die Abmahnung der niederländischen Versandapotheke Shop Apotheke durch IhreApotheken.de (IA.de) derzeit für Aufmerksamkeit. Hintergrund der Auseinandersetzung ist der Vorwurf, dass die Shop Apotheke Gutscheine als Marketingmittel eingesetzt hat, um Neukunden zu gewinnen, was als Verstoß gegen das im Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) verankerte Zuwendungsverbot gewertet wird. Das VOASG, das 2020 in Kraft trat, untersagt jegliche Rabatte oder Vergünstigungen im Zusammenhang mit der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel, um den Wettbewerb zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken fair zu gestalten. Diese Regelung ist vor allem eine Reaktion auf die immer stärker werdende Konkurrenz durch ausländische Versandapotheken, die mit aggressiven Preisstrategien versuchen, den deutschen Markt zu erobern. Die Abmahnung zeigt, wie angespannt das Verhältnis zwischen den beiden Marktteilnehmern ist und dass es trotz der gesetzlichen Vorgaben immer wieder zu Konflikten kommt.
Parallel dazu wächst der Druck auf die Apotheken vor Ort, sich gegenüber den großen Versandapotheken zu behaupten. Ein innovatives Modell, das derzeit getestet wird, ist das Rezept-Abo, bei dem die Dauermedikation direkt vom Arzt angefordert und automatisch an die Patienten geliefert wird. Dieses Modell hat das Potenzial, die Bindung der Kunden an ihre örtliche Apotheke zu stärken, indem es die Bequemlichkeit und die regelmäßige Versorgung sicherstellt – ein wichtiger Faktor im Wettbewerb mit Versandapotheken, die durch ihre großen Logistiknetzwerke schnelle und oft günstigere Lieferungen anbieten können. Apotheken müssen sich zunehmend anpassen, um in diesem veränderten Marktumfeld zu bestehen.
Auch die Heilberufe sehen sich aktuell mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert. In einer gemeinsamen Erklärung haben die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) und führende Vertreter von Ärzten, Zahnärzten und Apothekern einen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik gefordert. Sie kritisieren insbesondere die steigende Bürokratisierung, strikte Regulierungen und den wachsenden Kostendruck, der eine ausreichende Versorgung der Patienten zunehmend erschwert. Unter dem Hashtag #GuteVersorgungVorOrt machen sie auf die drohende Gefahr einer Versorgungslücke im ambulanten Bereich aufmerksam. Diese Lücke entsteht nicht nur durch den Fachkräftemangel, sondern auch durch die schlechten Rahmenbedingungen, unter denen viele Heilberufe derzeit arbeiten müssen. Die Überlastung durch bürokratische Aufgaben und die unzureichende finanzielle Ausstattung der Praxen und Apotheken führt dazu, dass immer mehr Leistungserbringer an ihre Grenzen stoßen.
Auch auf politischer Ebene gewinnt die Debatte um das Gesundheitswesen an Fahrt. Der sogenannte Lunapharm-Skandal, der 2018 durch eine Recherche des rbb ans Licht kam, beschäftigt weiterhin die Gerichte. Im Zentrum des Skandals steht der Reimporteur Lunapharm, der beschuldigt wird, manipulierte und möglicherweise minderwertige Arzneimittel gehandelt zu haben. Die Geschäftsführerin des Unternehmens, Susanne Krautz-Zeitel, steht im Verdacht, illegale Geschäfte mit teuren Medikamenten wie Krebspräparaten getätigt zu haben. Der Prozess hat bereits zahlreiche neue Enthüllungen ans Licht gebracht, darunter auch die Rolle des Mitangeklagten Dr. Mohamed Deyab Hussein, der beschuldigt wird, ebenfalls in den Skandal verwickelt zu sein. Der Fall wirft Fragen nach der Kontrolle und Sicherheit im Reimportgeschäft auf und verdeutlicht, wie wichtig strenge Regularien in der Arzneimittelversorgung sind.
Neben den rechtlichen und politischen Themen gewinnt auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen an Bedeutung. Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei ein zentraler Treiber, insbesondere im Bereich der Apotheken. Die Abda sieht großes Potenzial in der KI, um Prozesse in der Arzneimittelversorgung zu optimieren. Durch die Automatisierung bestimmter Aufgaben, wie etwa der Medikationsanalyse, können Apotheker entlastet und die Sicherheit der Patientenversorgung erhöht werden. Gleichzeitig betont die Abda in ihrem Positionspapier, dass der Einsatz von KI mit Bedacht erfolgen muss, um Risiken zu minimieren und die Verantwortung der Apotheker nicht zu untergraben.
Ein weiterer Fortschritt in der medizinischen Versorgung ist die Einführung des monoklonalen Antikörpers Nirsevimab durch Sanofi, der Neugeborene und Säuglinge vor schweren Erkrankungen durch das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) schützen soll. RSV stellt insbesondere in den Wintermonaten eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit von Säuglingen dar, und die Bereitstellung dieses Medikaments markiert einen wichtigen Schritt in der Prävention von Infektionen bei dieser besonders gefährdeten Patientengruppe.
Auch technologische Fortschritte wie der Einsatz von AMTS-Software zur Verbesserung der Medikationsanalysen werden auf Fachveranstaltungen wie der Expopharm als wegweisend dargestellt. Mithilfe dieser Software können Apotheker schneller und effizienter arzneimittelbezogene Probleme identifizieren, insbesondere bei Patienten, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen. Dies trägt nicht nur zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei, sondern entlastet auch die Arbeitsabläufe in den Apotheken.
Neben diesen Fortschritten gibt es jedoch auch Herausforderungen, wie zum Beispiel aktuelle Probleme bei Impfstoffnadeln der Hersteller Orifarm und Kohlpharma, deren Sterilität nicht gewährleistet ist. Solche Vorfälle unterstreichen die Bedeutung strenger Qualitätskontrollen und die Verantwortung, die Apotheken und andere Gesundheitsinstitutionen tragen, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.
Ein Kommentar zu diesen Entwicklungen zeigt, dass das Gesundheitswesen vor einer tiefgreifenden Transformation steht. Die Unterscheidung zwischen Arbeits- und Berufsunfähigkeit verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig und umfassend gegen mögliche finanzielle Risiken abzusichern. Der Fall der Shop Apotheke wirft Fragen über die Fairness im Wettbewerb zwischen Versandapotheken und Vor-Ort-Apotheken auf, während das Rezept-Abo als ein Beispiel für innovative Lösungen im stationären Apothekenbetrieb dient. Der Lunapharm-Skandal und die damit verbundenen Enthüllungen zeigen, dass selbst in einem hochregulierten Bereich wie der Arzneimittelversorgung immer wieder Skandale aufgedeckt werden, die das Vertrauen der Bevölkerung erschüttern. Gleichzeitig wird deutlich, dass Künstliche Intelligenz und neue Technologien wie die AMTS-Software enormes Potenzial bieten, um die Effizienz und Sicherheit im Gesundheitswesen zu steigern. Dennoch bleibt die Notwendigkeit bestehen, Risiken und Nebenwirkungen solcher Technologien genau zu prüfen und verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen. Schließlich zeigt der Fortschritt in der RSV-Prävention durch Nirsevimab, dass die Entwicklung neuer medizinischer Produkte entscheidend ist, um auf die Bedürfnisse der am stärksten gefährdeten Patienten zu reagieren. Der Blick auf die Herausforderungen im Gesundheitswesen verdeutlicht, dass politische, technologische und wirtschaftliche Entwicklungen Hand in Hand gehen müssen, um die Versorgung der Bevölkerung nachhaltig zu sichern.
Von Engin Günder, Fachjournalist