Auf dem Land kämpfen Apotheken mit schwerwiegenden Personalengpässen. Die Wagrien-Apotheke in Oldenburg musste beispielsweise eine ihrer Filialen schließen, da es schwierig war, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Trotz einer treuen Kundschaft und finanzieller Stabilität war der Mangel an Fachkräften so gravierend, dass die Inhaberin Dörte Rehmert keine andere Wahl hatte, als den Betrieb einzustellen.
Die Pharmaindustrie verzeichnete 2023 ein bemerkenswertes Umsatzwachstum, obwohl die Bruttowertschöpfung sank. Diese Entwicklung zeigt eine Diskrepanz zwischen Umsatzsteigerung und finanzieller Wertschöpfung und hat die Branche dazu veranlasst, eine zukunftsorientierte Politik zu fordern. Gleichzeitig kämpft der Apothekenmarkt mit einem Rückgang der Umsätze bei OTC-Produkten, während rezeptpflichtige Medikamente Rekordumsätze erzielen.
In England steht ein Drittel der Apotheken unter erheblichem finanziellen Druck, was zu einer drastischen Reduzierung der Dienstleistungen und Öffnungszeiten führt. Diese Situation spiegelt die finanziellen Herausforderungen wider, die auch in anderen Ländern zunehmend spürbar werden.
Zusätzlich sind neue Prüfmethoden für Octenidindihydrochlorid eingeführt worden, um die Identifizierung des häufig verwendeten Antiseptikums zu verbessern. Die Verhandlungen über Honorare für Apotheken zur Befüllung der elektronischen Patientenakte, die ab 2025 eingeführt wird, haben begonnen. Diese Veränderungen könnten Auswirkungen auf die Arbeitsweise und die finanzielle Entlohnung der Apotheken haben.
Ein akuter Lieferengpass betrifft derzeit Atomoxetin, ein Medikament zur Behandlung von ADHS. Der betroffene griechische Hersteller hat die Produktion aufgrund erheblicher Schwankungen im Wirkstoffgehalt vorübergehend eingestellt, was zu einem Rückruf der betroffenen Chargen führte.
Schließlich warnt eine neue Studie vor den Langzeitrisiken einer übermäßigen Anwendung von Corticosteroiden, die trotz ihrer Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher Erkrankungen gesundheitliche Risiken bergen können. Zudem verzeichnet Deutschland einen historischen Höchststand bei akuten Atemwegserkrankungen, was die Gesundheitslage im Sommer zusätzlich belastet.
Kommentar:
Die aktuellen Entwicklungen in der Apothekenbranche verdeutlichen die zahlreichen Herausforderungen, mit denen der Sektor konfrontiert ist. Die Notwendigkeit, Sicherheitsstrategien gegen Kühlschrank-Ausfälle zu optimieren, ist ebenso drängend wie die Auseinandersetzungen rund um das Apotheken-Reformgesetz, das bislang nicht wie geplant vorangetrieben werden konnte. Die Kontroversen um die Verzögerungen werfen Fragen zur Transparenz und Effizienz der politischen Prozesse auf.
Die Schließung von Apothekenfilialen aufgrund von Personalmangel ist ein besorgniserregendes Zeichen für die Branche und zeigt, wie akut der Fachkräftemangel geworden ist. In Kombination mit den finanziellen Problemen, die viele Apotheken weltweit plagen, wird deutlich, dass strukturelle Reformen und eine angemessene Entlohnung dringend erforderlich sind.
Die Probleme bei der Medikamentenversorgung, wie der Engpass bei Atomoxetin, und die neuen Prüfmethoden für Octenidindihydrochlorid sind ebenfalls symptomatisch für die sich wandelnden Anforderungen an die pharmazeutische Industrie und die Apotheken. Der Trend zu Rekordumsätzen bei rezeptpflichtigen Medikamenten und der gleichzeitige Rückgang bei OTC-Produkten deutet auf tiefgreifende Veränderungen im Konsumverhalten und in der Marktstruktur hin.
Insgesamt zeigt sich, dass die Apothekenbranche in einer Phase des Umbruchs steckt, in der sowohl interne als auch externe Faktoren eine Neubewertung der bestehenden Prozesse und Strukturen erfordern. Die bevorstehenden Reformen, die Anpassungen an die digitale Patientenakte und die Herausforderungen bei der Medikamentenversorgung sind zentrale Themen, die die Zukunft der Branche maßgeblich beeinflussen werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist