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Apotheken-News: Nachhaltige Diabetes-Therapie

Optimale Versorgung, Ressourcenschonung und innovative Ansätze für Umweltschutz

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die Diabetes-Therapie steht vor einer doppelten Herausforderung: Wie können Millionen Patienten optimal versorgt werden, ohne die Umwelt durch immense Müllmengen und CO₂-Emissionen weiter zu belasten? Von innovativen Recyclingprogrammen über gezieltes Medikationsmanagement bis hin zu Prävention und nachhaltiger Ernährung – der Weg zu einer umweltfreundlicheren Medizin bietet zahlreiche Ansätze. Doch wie können Apotheken, Hersteller und Politik gemeinsam Lösungen entwickeln, die Umweltschutz und Patientenversorgung harmonisieren? Ein Bericht über Chancen, Verantwortung und die Zukunft der nachhaltigen Diabetes-Therapie.

Die Diabetes-Therapie steht vor einer doppelten Herausforderung: Sie muss einerseits die Gesundheit von Millionen Patienten gewährleisten, andererseits die Umweltbelastung durch Abfälle und CO₂-Emissionen minimieren. Mit rund 8,9 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes und 370.000 Typ-1-Diabetikern ist die Zahl der Betroffenen in Deutschland alarmierend hoch. Gleichzeitig verursachen Medikamente und medizinische Hilfsmittel enorme Mengen an Müll, der Umwelt und Ressourcen belastet. Doch innovative Strategien und gezielte Beratung können zu einer nachhaltigen Lösung beitragen – ohne die Versorgung der Patienten zu gefährden.

Ein wesentlicher Ansatzpunkt ist die Vermeidung von Über- und Unterversorgung. Eine Studie der OPERAM-Kohorte zeigt, dass ein Drittel der Typ-2-Diabetiker über 70 Jahren übertherapiert ist, was mit einem um 64 % erhöhten Sterberisiko einhergeht. Diese Übertherapie ist häufig das Ergebnis veralteter Leitlinien, die etwa sehr niedrige HbA1c-Zielwerte von unter 6,5 % forderten – ein Wert, der sich bei älteren Patienten als riskant herausgestellt hat. Gleichzeitig gibt es Patientengruppen, die unterversorgt bleiben, etwa Menschen mit Migrationshintergrund oder jüngere Patienten, die durch das Raster der Versorgung fallen. Apotheker könnten hier eine entscheidende Rolle spielen, indem sie durch Medikationsmanagement und gezielte Beratung Über- und Unterversorgung erkennen und vermeiden.

Ein weiteres Feld, auf dem Nachhaltigkeit und Patientenversorgung Hand in Hand gehen, ist die Basistherapie. Ernährungsumstellungen und regelmäßige Bewegung bilden das Fundament jeder Diabetes-Behandlung. Die sogenannte „Planetary Health Diet“, die eine Verdopplung des Verzehrs von pflanzlichen Lebensmitteln und eine Reduktion des Fleischkonsums empfiehlt, könnte nicht nur die Gesundheit der Patienten fördern, sondern auch die Umweltbelastung reduzieren. Studien zeigen, dass diese Ernährung sowohl für Diabetiker geeignet ist als auch einen positiven Einfluss auf den Planeten hat.

Doch auch bei medikamentösen Therapien gibt es große Potenziale. Metformin, das Mittel der ersten Wahl bei Typ-2-Diabetes, ist zwar therapeutisch unverzichtbar, stellt jedoch ein Umweltproblem dar. Der Wirkstoff und seine Abbauprodukte sind in Gewässern schwer abbaubar und können langfristige Schäden an Ökosystemen verursachen. Ein weiteres Beispiel sind moderne Wirkstoffe wie SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Analoga, die zwar medizinische Fortschritte darstellen, deren Produktionsprozesse jedoch Ressourcen verbrauchen. Hier können Apotheker durch Aufklärung über die richtige Entsorgung von Medikamenten sowie durch den Hinweis auf Recyclingmöglichkeiten einen entscheidenden Beitrag leisten.

Ein innovativer Ansatz zur Müllvermeidung ist das Recycling von medizinischen Verbrauchsmaterialien. Der Hersteller Novo Nordisk hat beispielsweise ein Programm gestartet, um gebrauchte Insulin-Pens zu recyceln. Die Ergebnisse sind jedoch bisher ernüchternd: Nur ein Bruchteil der produzierten Pens wurde tatsächlich wiederverwertet. Der Erfolg solcher Programme hängt von einer stärkeren Einbindung der Apotheken und einer breiteren Aufklärung der Patienten ab. Dennoch zeigen solche Initiativen, dass Nachhaltigkeit auch im Gesundheitswesen möglich ist.

Die Prävention von Diabetes ist eine weitere Schlüsselstrategie. Frühzeitige Interventionen durch Lebensstiländerungen könnten zahlreiche Neuerkrankungen verhindern und damit nicht nur die Gesundheitskosten senken, sondern auch die Umwelt entlasten. Allerdings ist Vorsicht geboten, um Überdiagnosen zu vermeiden. Der Begriff „Prädiabetes“, der häufig als „erhöhtes Diabetes-Risiko“ definiert wird, ist umstritten, da viele Betroffene nie tatsächlich an Diabetes erkranken. Experten warnen davor, gesunde Menschen zu pathologisieren und dadurch unnötige medizinische Eingriffe zu fördern.

Zusammenfassend zeigt die Diabetes-Therapie, wie komplex die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen ist. Apotheker, Ärzte und Hersteller stehen in der Verantwortung, innovative Ansätze zu entwickeln, die sowohl die Umweltbelastung reduzieren als auch die Patientenversorgung verbessern. Dabei ist klar: Nachhaltigkeit darf nicht als isolierte Maßnahme verstanden werden, sondern als langfristiger Prozess, der Flexibilität und kontinuierliche Anpassung erfordert.

Kommentar:

Die Verbindung von Nachhaltigkeit und Diabetes-Therapie ist ein drängendes Thema, das weit über die Gesundheitsbranche hinausgeht. Der enorme Ressourcenverbrauch und die Müllberge, die durch die Behandlung entstehen, sind nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Doch genau hier liegt eine Chance: Durch eine kluge Kombination aus Aufklärung, Prävention und innovativen Konzepten könnte das Gesundheitssystem zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit werden.

Ein zentraler Hebel ist die Prävention. Jeder vermiedene Diabetesfall spart Ressourcen und reduziert langfristig die Belastung des Gesundheitssystems. Doch Prävention allein ist nicht ausreichend. Sie muss differenziert und zielgerichtet erfolgen, um Überdiagnosen und damit verbundene Belastungen zu vermeiden. Die Diskussion um den Begriff „Prädiabetes“ zeigt, wie schnell gut gemeinte Ansätze in die falsche Richtung führen können. Eine verantwortungsvolle Prävention setzt voraus, dass evidenzbasierte Kriterien klar definiert werden und die Patienten nicht unnötig verunsichert werden.

Auch die Industrie muss ihren Beitrag leisten. Recyclingprogramme wie die von Novo Nordisk sind ein Schritt in die richtige Richtung, doch die bisherigen Ergebnisse verdeutlichen, dass symbolische Maßnahmen nicht ausreichen. Es braucht umfassendere Strategien, die sowohl die Produktion als auch die Entsorgung von medizinischen Produkten nachhaltiger gestalten. Hier könnten Hersteller und Apotheken enger zusammenarbeiten, um innovative Lösungen wie Mehrwegsysteme oder biologisch abbaubare Materialien voranzutreiben.

Apotheken spielen in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Durch ihre Nähe zu den Patienten können sie nicht nur bei der richtigen Entsorgung von Medikamenten helfen, sondern auch durch Beratungsleistungen und Medikationsmanagement nachhaltigere Therapien fördern. Dies erfordert jedoch auch ein Umdenken auf politischer Ebene: Apotheken benötigen mehr Unterstützung und finanzielle Anreize, um ihrer Verantwortung in der Nachhaltigkeit gerecht zu werden.

Nachhaltigkeit in der Diabetes-Therapie ist kein einfacher Weg, aber ein notwendiger. Es ist an der Zeit, die Weichen für ein Gesundheitssystem zu stellen, das nicht nur auf die Bedürfnisse der Patienten eingeht, sondern auch die Ressourcen der Erde respektiert. Der Weg dahin mag lang und anspruchsvoll sein, doch er ist alternativlos – für uns und für zukünftige Generationen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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