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Apotheken-News: Pharmazeutische Dienstleistungen – Millionen bleiben ungenutzt

Apotheken kämpfen mit Bürokratie, Personalmangel und fehlender Honoraranpassung

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) galten als großer Hoffnungsträger für Apotheken: mehr Einnahmen, eine gestärkte Rolle im Gesundheitssystem und ein verbessertes Image. Doch ein Jahr nach ihrer Einführung bleibt die Bilanz enttäuschend. Personalmangel, wirtschaftlicher Druck und bürokratische Hürden verhindern, dass das Potenzial der pDL voll ausgeschöpft wird. Während ungenutzte Fördermittel bereits Begehrlichkeiten anderer Akteure wecken, fordern Apothekenverbände höhere Vergütungen und weniger Bürokratie. Steht diese vielversprechende Initiative vor dem Aus, oder kann sie mit den richtigen Maßnahmen doch noch zum Erfolg werden?


Die Einführung der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sollte Apotheken in Deutschland stärken, ihre Rolle als zentrale Gesundheitsdienstleister ausbauen und zugleich die Versorgung der Bevölkerung verbessern. Mit einem Budget von 150 Millionen Euro jährlich und der Aussicht auf zusätzliche Einnahmen wurde ein innovativer Ansatz geschaffen, um die Apothekenlandschaft zukunftsfähig zu gestalten. Doch mehr als ein Jahr nach dem Start bleibt die Bilanz ernüchternd: Die bereitgestellten Mittel werden bei Weitem nicht ausgeschöpft, und die Apotheken sehen sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert.

Die pDL umfassen Leistungen wie Blutdruckmessungen, Medikationsanalysen oder die Beratung zu bestimmten chronischen Erkrankungen. Diese sollen nicht nur die Patientensicherheit erhöhen, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung der Apotheken als unverzichtbare Säule im Gesundheitssystem verbessern. Doch die Realität zeigt, dass viele Apotheken die Möglichkeit, pDL anzubieten und abzurechnen, kaum nutzen. Nach Angaben des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) liegt dies weniger am mangelnden Interesse, sondern vielmehr an strukturellen und personellen Defiziten.

Die Apothekenbranche befindet sich seit Jahren in einer wirtschaftlich angespannten Lage. Der gesetzlich festgelegte Festzuschlag pro abgegebener Packung von 8,35 Euro wurde seit mehr als 20 Jahren nicht an die Inflation oder steigende Betriebskosten angepasst. Gleichzeitig haben sich die Personal- und Energiekosten massiv erhöht, was die wirtschaftliche Situation vieler Betriebe zusätzlich verschärft. Insbesondere in ländlichen Regionen, wo der Fachkräftemangel besonders spürbar ist, fehlen oft die Kapazitäten, um die pDL in den Apothekenalltag zu integrieren.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist der hohe Verwaltungsaufwand, der mit der Erbringung und Abrechnung der pDL verbunden ist. Apothekenleiter berichten von komplexen Prozessen und zusätzlichen bürokratischen Hürden, die in vielen Fällen den Nutzen der Dienstleistungen infrage stellen. „Wir wollen die pDL anbieten, aber der Aufwand ist enorm und kaum zu bewältigen, wenn wir ohnehin unterbesetzt sind“, erklärte ein Apotheker aus Niedersachsen.

Die Gefahr, dass ungenutzte Mittel aus dem Fördertopf an andere Akteure wie Krankenkassen oder Versandapotheken umgeleitet werden, sorgt zusätzlich für Unruhe. Bereits jetzt gibt es Bestrebungen, die nicht abgerufenen Gelder für andere Zwecke innerhalb des Gesundheitssystems einzusetzen.

Der DAV fordert daher eine Erhöhung der Vergütung für die pDL, um den Apotheken die wirtschaftliche Basis für diese Leistungen zu schaffen. Darüber hinaus wird eine Entbürokratisierung der Prozesse angemahnt. Ohne spürbare Anpassungen befürchten Experten, dass die pDL scheitern und die Apotheken eine wichtige Chance verlieren könnten, ihre Rolle im Gesundheitswesen zu stärken. Die politische Unterstützung, so scheint es, bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück.

Die Einführung der pDL hätte ein Meilenstein für die Apotheken werden können, doch die aktuellen Rahmenbedingungen lassen die Initiative bislang nicht zur Entfaltung kommen. Ohne personelle und wirtschaftliche Entlastung droht eine Fehlentwicklung, die sowohl Apotheken als auch Patienten gleichermaßen trifft.

Kommentar:

Die honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen sind eine der spannendsten Initiativen der letzten Jahre im Apothekenwesen. Sie könnten theoretisch die Apothekenbranche auf eine neue Ebene heben, die Patientenversorgung verbessern und zugleich dringend benötigte Einnahmen generieren. Doch die Realität zeigt einmal mehr, dass gute Ideen allein nicht ausreichen – sie müssen auch unter den richtigen Rahmenbedingungen umgesetzt werden. Und genau daran hapert es.

Das größte Problem ist der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die pDL wurden in einer Zeit eingeführt, in der Apotheken bereits an vielen Fronten kämpfen: wirtschaftlicher Druck, Personalmangel und eine stagnierende Vergütung prägen den Alltag. Wie sollen Apotheken neue Dienstleistungen anbieten, wenn sie kaum in der Lage sind, ihre Kernaufgaben zu bewältigen? Hinzu kommen hohe bürokratische Anforderungen, die die Bereitschaft vieler Apotheken, sich an den pDL zu beteiligen, zusätzlich bremsen.

Politik und Standesvertretungen tragen hier eine doppelte Verantwortung. Einerseits müssen die Apotheken wirtschaftlich entlastet werden, etwa durch eine Anpassung des Apothekenhonorars an die tatsächlichen Kosten. Andererseits müssen die pDL attraktiver gestaltet werden – sowohl finanziell als auch organisatorisch. Die Forderung des DAV nach einer höheren Vergütung ist deshalb mehr als berechtigt, doch sie allein wird nicht ausreichen.

Gleichzeitig müssen die Apotheken selbst aktiv werden. Es reicht nicht, auf politische Veränderungen zu warten. Jede Apotheke sollte prüfen, welche pDL in ihrem individuellen Umfeld umsetzbar sind und wie sie mit bestehenden Ressourcen einen Mehrwert für ihre Patienten schaffen kann. Kooperationen, Fortbildungen und kreative Lösungen könnten dabei helfen, die Herausforderungen zu bewältigen.

Die pDL stehen an einem entscheidenden Wendepunkt. Werden die bestehenden Probleme nicht gelöst, droht ein Scheitern dieser vielversprechenden Initiative – mit weitreichenden Folgen für Apotheken und Patienten. Umso wichtiger ist es, jetzt die richtigen Weichen zu stellen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, die die Zukunftsfähigkeit der Apotheken stärkt.

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