Die ABDA, die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, hat ihre Forderungen im Zusammenhang mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) verschärft und setzt sich im Vorfeld der Bundestagsanhörung dafür ein, die Skonto-Deckelung zurückzunehmen. Diese Deckelung wurde im Februar durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs eingeführt, das Skonti und Rabatte gleichsetzte und damit die wirtschaftliche Flexibilität vieler Apotheken einschränkte. Nach Berechnungen der Treuhand Hannover führt die Regelung zu jährlichen Verlusten von etwa 20.000 bis 25.000 Euro pro Apotheke. Angesichts stagnierender Fixvergütungen und steigender Kosten trifft dies die Apotheken hart. Die seit langem geplante Apothekenreform (ApoRG), die ursprünglich eine Wiederherstellung der Skonto-Optionen vorsah, bleibt politisch weiterhin in der Schwebe.
Zusätzlich stehen Apotheken durch die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ab dem 15. Januar 2025 vor neuen Herausforderungen. Diese digitale Akte verspricht erhebliche Fortschritte für die Gesundheitsversorgung, indem sie eine zentrale, umfassende Übersicht über die Patientenhistorie bietet. Apotheken müssen jedoch hohe Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz erfüllen, um das Vertrauen der Patienten zu gewinnen. Eine Überprüfung durch das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) bestätigte zwar die grundsätzliche Sicherheit des Konzepts, deckte jedoch Schwachstellen auf, die gerade für Apothekenbetreiber relevant sind und angegangen werden müssen.
Der Unmut in der Apothekenbranche wächst, da die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigte Apothekenreform bislang keine Fortschritte gemacht hat. Diese Reform, die umfassende Unterstützung für Apotheken in Aussicht stellte, ist momentan ins Stocken geraten. Während die ursprünglichen Reformpläne von einigen als praxisfremd kritisiert wurden, bleibt die Enttäuschung über ungelöste strukturelle Probleme groß. Themen wie unzureichende Finanzierung, steigende Bürokratie und Personalherausforderungen belasten die Apotheken weiterhin.
Karl Lauterbach gerät zunehmend in die Kritik der Apothekenbranche, die ihm nun sogar eine satirische Auszeichnung verlieh – die Medaille „Held des Nichtstuns.“ Die symbolische Geste zielt auf seine konsequente Ignoranz gegenüber den Anliegen und Herausforderungen der Apotheken ab und bringt den wachsenden Frust der Branche zum Ausdruck, die seit Jahren auf durchgreifende politische Unterstützung wartet. Trotz wiederholter Ankündigungen und Versprechungen bleibt die Zukunft der Apothekenreform und die Lösung der strukturellen Probleme ungewiss.
Die Diskussion über die Rolle der Rentenversicherung nimmt auch unter Apothekern an Fahrt auf, denn die wirtschaftliche Unsicherheit und die steigende Inflation lassen die Attraktivität klassischer Modelle schwinden. Während die Rentenversicherung als stabiles Fundament für den Ruhestand gilt, mindern sinkende Renditen und mangelnde Flexibilität zunehmend ihre Attraktivität. Immer mehr Apotheker sehen in flexiblen und krisensicheren Altersvorsorgemodellen eine sinnvolle Ergänzung oder gar Alternative zur herkömmlichen Rentenversicherung.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) bleibt für Apotheker ein unverzichtbarer Baustein der finanziellen Absicherung, indem sie vor den Folgen einer dauerhaften Berufsunfähigkeit schützt. Die Dynamik-Option, die eine regelmäßige Erhöhung der Versicherungssumme erlaubt, bietet Schutz vor Kaufkraftverlust durch Inflation, birgt jedoch auch Risiken. Eine regelmäßige Überprüfung der Dynamik-Option sowie eine Anpassung der Prämien sind dabei wichtige Faktoren, um den Versicherungsschutz stets bedarfsgerecht zu halten und eine Unter- oder Überversicherung zu vermeiden.
Deutschland sieht sich weiterhin einer Herausforderung bei der langfristigen Bindung ausländischer Fachkräfte ausgesetzt, besonders in der Gesundheitsbranche. Trotz diverser Anwerbungsprogramme und Initiativen ist die Fluktuation von Fachkräften aus dem Ausland hoch. Bürokratische Hürden, fehlende Integrationsmaßnahmen und eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten sind Gründe, warum viele ausländische Fachkräfte nach wenigen Jahren Deutschland wieder verlassen. Apotheken spüren diesen Fachkräftemangel deutlich und stehen vor der Aufgabe, attraktive Arbeitsbedingungen und Perspektiven für ausländische Arbeitskräfte zu schaffen, um sie langfristig zu halten.
Kommentar:
Die aktuelle Situation der Apothekenbranche spiegelt die langanhaltenden politischen Versäumnisse wider. Trotz wiederholter Ankündigungen und Reformversprechen seitens der Politik bleibt die wirtschaftliche und strukturelle Unterstützung für Apotheken unzureichend. Die Einführung der Skonto-Deckelung durch den Bundesgerichtshof mag rechtlich nachvollziehbar sein, ist jedoch in der Praxis ein Schlag für die ohnehin wirtschaftlich belasteten Apotheken. Angesichts stagnierender Vergütungen und der steigenden Betriebskosten ist das finanzielle Überleben für viele Apotheken schwierig geworden, und es fehlt an klaren politischen Signalen, die auf nachhaltige Unterstützung hinweisen.
Das Projekt der elektronischen Patientenakte bringt die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung zwar einen entscheidenden Schritt voran, wird jedoch auch Apotheken vor erhebliche Herausforderungen stellen. Datenschutz und Datensicherheit bleiben sensibel und sind zwingend erforderlich, um das Vertrauen der Patienten nicht zu gefährden. Gerade die Apotheken als zentrale Anlaufstelle für Patienten müssen sich in diesen digitalen Zeiten als verlässliche Partner positionieren und gleichzeitig die bürokratischen Anforderungen bewältigen.
Minister Lauterbach hat es versäumt, sich den drängenden Fragen der Apothekenbranche zu widmen und handfeste Reformen umzusetzen. Die symbolische Auszeichnung als „Held des Nichtstuns“ verdeutlicht die Frustration, die innerhalb der Branche wächst. Diese Frustration resultiert aus der jahrelangen Ignoranz und fehlenden Unterstützung für die Apotheken, die tagtäglich ihre wichtigen Aufgaben in der Gesundheitsversorgung wahrnehmen.
Die Fragen zur Altersvorsorge verdeutlichen die Notwendigkeit für flexible und krisensichere Modelle, die auf die Herausforderungen der Gegenwart reagieren. Apotheker, die sich bislang auf die klassische Rentenversicherung verlassen haben, erkennen zunehmend die Nachteile fehlender Flexibilität und setzen vermehrt auf alternative Modelle, um den gewachsenen Anforderungen an die finanzielle Vorsorge gerecht zu werden.
Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Insbesondere Apotheken, die auf qualifiziertes Personal angewiesen sind, um die tägliche Versorgung sicherzustellen, sehen sich hier zunehmend im Stich gelassen. Die Gründe für die hohe Abwanderung ausländischer Fachkräfte sind vielschichtig und zeugen von den strukturellen Problemen in der deutschen Integrationspolitik. Nur durch langfristig angelegte, nachhaltige Anreize wird es gelingen, diese Fachkräfte dauerhaft im Land zu halten und die Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Die Apothekerbranche steht damit exemplarisch für den Strukturwandel, der deutschlandweit in allen Bereichen des Gesundheitssystems erforderlich ist.
Von Engin Günder, Fachjournalist