Apothekenbetreiber stehen in Deutschland vor immer größeren finanziellen Belastungen. Neben den steigenden Betriebskosten und den zunehmend komplexen regulatorischen Anforderungen sind es insbesondere die Versicherungsprämien, die vielen Apothekenbesitzern schwer zu schaffen machen. Oftmals zahlen Apotheken überhöhte Beiträge für Versicherungen, die nicht angemessen an die tatsächlichen Risiken angepasst sind. Dies liegt häufig an veralteten Versicherungspaketen, die nicht mehr dem aktuellen Bedarf entsprechen, sowie an fehlender Transparenz seitens der Versicherungsanbieter. Viele Apothekeninhaber sind sich nicht bewusst, dass sie durch eine regelmäßige Überprüfung ihrer Policen und den Vergleich von Angeboten erhebliche Kosten einsparen könnten. Hinzu kommt, dass bestimmte Risiken, wie etwa Cyberangriffe oder Vertrauensschäden, oft unzureichend abgedeckt sind, während andere, weniger relevante Gefahren übermäßig versichert werden.
Gleichzeitig verzeichnen Apotheken in Deutschland aber auch Fortschritte im Bereich der Digitalisierung. So konnte die CardLink-Lösung der Gedisa Anfang September von der Gematik zugelassen werden. Dies hat zur Folge, dass mittlerweile bereits 6.500 Apotheken die Möglichkeit haben, diese Technologie zu nutzen. Landesapothekerverbände ziehen ein positives Fazit, da die Einführung von CardLink die Digitalisierung im Apothekenwesen entscheidend vorantreibt. Sie sehen hierin einen wichtigen Schritt zur Effizienzsteigerung und zur besseren Vernetzung innerhalb der Gesundheitsbranche.
Während in der Digitalisierung Fortschritte gemacht werden, stehen andere Bereiche des Gesundheitssystems vor ernsthaften finanziellen Problemen. So droht eine Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung im kommenden Jahr. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat ein Konzept zur Stabilisierung der Finanzierung angekündigt, das in Kürze vorgestellt werden soll. Angesichts der alternden Gesellschaft und der steigenden Pflegekosten ist dies jedoch eine Mammutaufgabe, die von vielen Experten mit Skepsis betrachtet wird.
Ein weiteres Thema, das für Aufsehen sorgt, ist der Anteil hochpreisiger Medikamente im Pharmagroßhandel. Laut der jüngsten Halbjahresstatistik des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) machen diese Medikamente erstmals über 40 Prozent des Umsatzes mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln aus. Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass der Trend zu immer teureren Arzneimitteln anhält, was nicht nur die Großhändler, sondern auch die Apotheken und letztlich die Patienten vor finanzielle Herausforderungen stellt.
In der politischen Debatte um die Zukunft des Apothekenwesens spielt derzeit das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) eine zentrale Rolle. Die letzte Hürde, die das Gesetz noch nehmen muss, ist die Unterzeichnung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Zwei Apothekerinnen aus Hessen haben ihn am vergangenen Wochenende in Kelkheim über die Reformpläne informiert und ihn um Unterstützung gebeten. Sie betonten, dass das Gesetz dringend notwendig sei, um die Apothekenlandschaft zu stabilisieren und den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
Parallel dazu zeichnet sich ein bemerkenswerter demografischer Wandel unter Apothekeninhabern ab. In Deutschlands Apotheken steigt der Altersdurchschnitt der Betreiber stetig. Immer mehr Apothekerinnen und Apotheker haben das Rentenalter bereits erreicht oder überschritten, setzen ihre berufliche Tätigkeit jedoch aus finanziellen Gründen fort. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist rund jeder Fünfte in der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen weiterhin berufstätig. Besonders in Apotheken zeigt sich dieser Trend, da viele ältere Inhaber ihre wirtschaftliche Existenz sichern müssen oder schlicht keinen geeigneten Nachfolger finden.
Der Trend, dass immer mehr Rentner in Apotheken arbeiten, spiegelt die finanziellen Sorgen wider, die viele ältere Menschen plagen. Während der offizielle Renteneintritt die Möglichkeit bietet, das Berufsleben zu beenden, zwingt die wirtschaftliche Realität viele dazu, weiterzuarbeiten. Für viele Apothekeninhaber bedeutet dies, dass sie trotz ihres Alters weiterhin Verantwortung für ihren Betrieb tragen müssen, oft aus der Sorge heraus, dass sie im Ruhestand nicht ausreichend abgesichert sind. Zudem gestaltet sich die Suche nach qualifizierten Nachfolgern in ländlichen Regionen als besonders schwierig, was viele Inhaber ebenfalls dazu bewegt, über die offizielle Altersgrenze hinaus tätig zu bleiben.
Kommentar:
Die angesprochenen Themen verdeutlichen die vielfältigen Herausforderungen, denen sich Apothekenbetreiber in Deutschland gegenübersehen. Der steigende Druck durch wachsende Betriebskosten, überhöhte Versicherungsprämien und eine zunehmende Komplexität der regulatorischen Anforderungen stellt viele vor die Frage, wie sie ihren Betrieb langfristig aufrechterhalten können. Besonders die Überversicherung ist ein Problem, das in vielen Branchen besteht, aber in Apotheken besonders gravierend ist. Hier wäre eine engere Zusammenarbeit mit Versicherungsexperten sinnvoll, die in der Lage sind, maßgeschneiderte und zeitgemäße Versicherungslösungen zu entwickeln.
Positiv zu vermerken ist jedoch, dass die Digitalisierung im Apothekenwesen voranschreitet, wie die Einführung von CardLink zeigt. Solche Initiativen sind ein wichtiger Schritt, um den Apothekenalltag effizienter und zukunftsfähiger zu gestalten. Gleichzeitig verdeutlichen die Probleme in der Pflegeversicherung und die zunehmenden Kosten für hochpreisige Medikamente, dass das gesamte Gesundheitssystem vor erheblichen finanziellen Herausforderungen steht. Es wird immer deutlicher, dass Reformen und neue Finanzierungskonzepte dringend notwendig sind, um das System langfristig stabil zu halten.
Die Tatsache, dass immer mehr ältere Apothekeninhaber im Rentenalter weiterarbeiten, wirft zudem Fragen nach der sozialen Absicherung und der Nachfolgeregelung auf. Für viele kleine Apotheken stellt die Frage der Übergabe an die nächste Generation eine erhebliche Herausforderung dar, die in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Hier sollten gezielte Programme entwickelt werden, um Apothekeninhabern den Übergang in den Ruhestand zu erleichtern und gleichzeitig junge Fachkräfte zu motivieren, Apotheken zu übernehmen.
Von Engin Günder, Fachjournalist