Apotheken stehen zunehmend im Visier von Cyberkriminellen, die auf sensible Gesundheitsdaten und betriebliche Abläufe abzielen. Mit der fortschreitenden Digitalisierung des Gesundheitswesens wächst das Risiko von Cyberangriffen. Apotheken sind besonders gefährdet, da sie eine Vielzahl hochsensibler Daten zu Medikamenten, Patienten und Abrechnungen verwalten. Diese Daten sind ein lukratives Ziel für Hacker, die häufig erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Ein IT-Ausfall oder der Verlust von Patientendaten kann nicht nur den Apothekenbetrieb lahmlegen, sondern auch hohe finanzielle Verluste und einen Vertrauensverlust bei den Patienten nach sich ziehen. Es wird immer deutlicher, dass Apothekenbetreiber in umfassenden Cyberschutz investieren müssen, um ihre Infrastruktur abzusichern. Gerade in einer Branche, die von Verlässlichkeit und Datenschutz geprägt sein muss, sind Sicherheitslücken ein untragbares Risiko.
Gleichzeitig blickt die Branche auch auf politische Entwicklungen, die das Apothekenwesen stark beeinflussen. Die Ära der Ampel-Regierung hinterlässt bei Apothekenteams keinen guten Eindruck. Laut einer aktuellen aposcope-Umfrage bewerten Apothekerinnen, PTA und PKA die Arbeit der Regierung mit der Schulnote 4,6 – ein vernichtendes Urteil. Die Ergebnisse spiegeln die tiefe Enttäuschung über ausbleibende Reformen und die mangelnde Unterstützung der Apotheken wider. Während der Druck auf die Apotheken durch steigende Betriebskosten und stagnierende Honorare wächst, bleibt die politische Unterstützung aus, was die Frustration in der Branche weiter anheizt.
Für Aufsehen sorgte zuletzt auch ein Apotheker, der testweise einen Retourenautomaten ausprobierte und dabei für lediglich zehn Euro eine Großpackung Sildenafil erhielt. Der Vorgang wirft Fragen über die Sicherheitsmechanismen solcher Automaten und die potenziellen Risiken für Apothekenkunden auf. Zudem bleibt der Ausgang eines Prozesses um das Corona-Medikament Paxlovid weiterhin unklar. Der Einkaufspreis des Medikaments durch das Bundesgesundheitsministerium ist nach wie vor nicht offengelegt, was die Beurteilung möglicher Schäden erschwert, die einem Apotheker vorgeworfen werden.
Im Kontext der Digitalisierung zeigt sich der Kampf um das E-Rezept als weiterer Brennpunkt. Große Versandapotheken wie DocMorris und Shop Apotheke mobilisieren enorme Budgets, um Marktanteile zu sichern. Während DocMorris Millionen in Werbung investiert, hat Redcare die Ausgaben für Shop Apotheke verdoppelt. Für stationäre Apotheken bedeutet dieser Wettbewerb eine enorme Herausforderung. Sie müssen sich nicht nur gegenüber digitalen Angeboten behaupten, sondern auch Lösungen finden, um ihre Dienstleistungen in einer digitalisierten Welt attraktiv zu gestalten.
Ein weiteres Beispiel für Belastungen in der Branche ist das Projekt Gedisa, das sich für viele Apotheken zu einer finanziellen Bürde entwickelt hat. Seit drei Jahren finanzieren Apotheken das Vorhaben, ohne klare Perspektiven auf einen messbaren Erfolg. Trotz wachsender Kritik sollen die Inhaber weiterhin in das Projekt investieren. Dieser Umstand verdeutlicht die Notwendigkeit einer klaren strategischen Neuausrichtung und besserer Kommunikation innerhalb der Branche.
Abseits dieser Herausforderungen zeigt sich jedoch auch ein positiver Trend: Die Gruppen-Unfallversicherung hat sich in deutschen Apotheken zu einem festen Bestandteil einer modernen Unternehmenskultur entwickelt. In einer Branche, die von intensiven Kundenkontakten und hohen fachlichen Anforderungen geprägt ist, hat sich diese Form der Absicherung als wertvolles Instrument der Mitarbeiterbindung etabliert. Angesichts des Fachkräftemangels wird die soziale Verantwortung der Arbeitgeber immer wichtiger, und eine solche Versicherung bietet nicht nur Schutz, sondern auch einen strategischen Vorteil, um qualifiziertes Personal langfristig zu halten.
Kommentar:
Die Themenvielfalt, mit der Apotheken derzeit konfrontiert sind, verdeutlicht die Spannungsfelder, in denen sich die Branche bewegt. Einerseits erfordern die Digitalisierung und der Schutz sensibler Daten enorme Investitionen in IT-Sicherheit. Andererseits fehlt es an politischer Rückendeckung, die dringend nötig wäre, um wirtschaftliche und strukturelle Herausforderungen zu bewältigen. Das Urteil über die Ampel-Regierung zeigt, wie tief die Enttäuschung in der Branche sitzt. Statt echter Reformen gibt es lediglich einen Flickenteppich an Maßnahmen, der den Apothekenbetrieb nicht entlastet.
Die Entwicklungen im Bereich des E-Rezepts und die enormen Werbeausgaben der Versandapotheken zeigen, dass stationäre Apotheken unter massivem Wettbewerbsdruck stehen. Die Politik hat es bislang versäumt, hier regulierend einzugreifen, um faire Rahmenbedingungen zu schaffen. Gleichzeitig verdeutlichen Vorfälle wie der Retourenautomat, dass auch innerhalb der Branche Nachholbedarf besteht, wenn es um Sicherheitsstandards geht.
Positiv hervorzuheben ist jedoch der zunehmende Fokus auf soziale Verantwortung, etwa durch die Gruppen-Unfallversicherung. Diese zeigt, dass Apothekenbetreiber innovative Wege finden, um Fachkräfte zu binden und eine wertschätzende Unternehmenskultur zu etablieren. Es bleibt zu hoffen, dass solche Ansätze Schule machen und die Branche insgesamt stärken. Doch ohne politischen Willen und ein klares strategisches Konzept wird es für viele Apotheken schwer, den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.
Von Engin Günder, Fachjournalist