Die Digitalisierung hat Apotheken längst erreicht – E-Rezepte, elektronische Abrechnungssysteme und digitale Kundendaten sind inzwischen Standard. Doch mit der zunehmenden Abhängigkeit von IT-Systemen steigen auch die Cyberrisiken. Apotheken sind attraktive Ziele für Hacker, da sie nicht nur sensible Patientendaten verwalten, sondern oft auch durchlässige Sicherheitsvorkehrungen aufweisen. Um potenzielle Schäden durch Cyberangriffe abzufedern, greifen immer mehr Apothekenbetreiber zu speziellen Cyberversicherungen. Dabei kommt den sogenannten Risikofragen besondere Bedeutung zu, denn sie entscheiden über den Versicherungsschutz und dessen Umfang.
Die Risikofragen, die Apothekenbetreiber bei Vertragsabschluss einer Cyberversicherung beantworten müssen, decken ein breites Spektrum ab: Sie reichen von der Art der verwendeten Verschlüsselungstechnologien über die Häufigkeit von Back-ups bis hin zur Frage, ob Mitarbeiterschulungen zur IT-Sicherheit durchgeführt werden. Die Versicherer wollen damit sicherstellen, dass der Betrieb grundlegende Sicherheitsstandards erfüllt. Denn Apotheken ohne solide Schutzmaßnahmen laufen nicht nur Gefahr, gehackt zu werden, sondern auch, im Ernstfall den Versicherungsschutz zu verlieren, sollten die Angaben in den Risikofragen unzutreffend sein.
Für Apothekenbetreiber ist es deshalb von größter Bedeutung, die eigenen IT-Systeme regelmäßig auf dem neuesten Stand zu halten und transparent über deren Sicherheitsstatus zu berichten. Viele Versicherer bieten mittlerweile spezifische Policen für Apotheken an, die branchenspezifische Risiken wie die Speicherung von Gesundheitsdaten und die Verfügbarkeit kritischer Infrastruktur berücksichtigen. Doch auch hier gilt: Eine falsche oder unvollständige Angabe in den Risikofragen kann im Schadensfall dazu führen, dass die Versicherung nicht zahlt. Besonders heikel sind hierbei die Angaben zur IT-Sicherheitsstrategie – beispielsweise zur Datensicherung und zu geplanten Updates.
Die Bedeutung eines umfassenden Notfallplans kann in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein Plan zur schnellen Wiederherstellung von Daten und zur Sicherstellung des Betriebsablaufs nach einem Angriff kann die Folgen eines Cybervorfalls deutlich abmildern. Apotheken, die auf Cyberangriffe vorbereitet sind, minimieren nicht nur das Risiko von finanziellen Schäden, sondern schützen auch ihr Image und das Vertrauen ihrer Kunden. Hier bieten Cyberversicherungen oft Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung solcher Pläne an.
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Cyberversicherung ist insbesondere für Apotheken relevant, die über knappe finanzielle Mittel verfügen. Denn obwohl die Prämien variieren – je nach Betriebsgröße und Sicherheitsniveau – liegen die Kosten eines Cyberangriffs meist erheblich höher. Neben den unmittelbaren Wiederherstellungskosten kommen mögliche Strafzahlungen bei Datenschutzverletzungen, Umsatzeinbußen durch Betriebsunterbrechungen und Reputationsverluste hinzu. Gerade für kleinere Apotheken, die auf regelmäßige Kundschaft angewiesen sind, kann ein Cyberangriff existenzbedrohend sein.
Apothekenbetreiber sollten zudem in Betracht ziehen, regelmäßige Sicherheitsanalysen durchzuführen und das Personal im sicheren Umgang mit IT-Systemen zu schulen. Ein Schwerpunkt sollte auf der Prävention von Phishing-Angriffen und anderen Formen des Social Engineering liegen, bei denen Mitarbeitende gezielt manipuliert werden, um Zugang zu sensiblen Daten zu erhalten. Die Cyberversicherung kann zwar finanzielle Schäden abfedern, doch liegt der eigentliche Schutz immer in den präventiven Maßnahmen des Betriebs selbst.
Kommentar: Notwendigkeit und Nutzen von Cyberversicherungen in Apotheken
Im digitalen Zeitalter ist eine Cyberversicherung für Apotheken kein Luxus mehr, sondern eine essentielle Schutzmaßnahme. Der Umgang mit vertraulichen Gesundheitsdaten und die Abhängigkeit von digitalen Systemen machen Apotheken zu anfälligen Zielen für Cyberkriminelle. Die Cyberversicherung bietet eine Absicherung, die finanzielle Belastungen durch Hackerangriffe und IT-Ausfälle abfedert. Doch die Wirksamkeit der Versicherung hängt stark von der Transparenz und Ehrlichkeit der Betreiber ab, wenn es um die Risikofragen geht.
Ein Punkt, der oft unterschätzt wird, ist die Bedeutung der Präventionsmaßnahmen. Der Abschluss einer Cyberversicherung entbindet Apothekenbetreiber keinesfalls von der Pflicht, die eigenen Systeme aktiv zu schützen. Vielmehr sollte die Versicherung als Anreiz verstanden werden, IT-Sicherheitsstandards kontinuierlich zu überprüfen und auszubauen. Denn die beste Versicherung nützt wenig, wenn grundlegende Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls, regelmäßige Back-ups und Schulungen für Mitarbeitende fehlen.
Ein weiteres Thema, das Apothekenbetreiber berücksichtigen sollten, ist die Einführung eines Krisenmanagementplans. Im Falle eines Angriffs ist schnelles und koordiniertes Handeln gefragt, um den Betrieb so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Besonders wertvoll kann in diesem Kontext die Unterstützung durch die Cyberversicherung sein, die oft spezialisierte Partner zur Bewältigung solcher Krisen bereitstellt. Neben dem finanziellen Schutz, den eine Cyberversicherung bietet, ist es also vor allem die fachliche Unterstützung, die den langfristigen Wert dieser Versicherung ausmacht.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Eine Cyberversicherung kann eine entscheidende Rolle im Schutz von Apotheken spielen, doch setzt sie eine proaktive Haltung in puncto IT-Sicherheit voraus. Risikofragen müssen detailliert und ehrlich beantwortet werden, um im Schadensfall den vollständigen Versicherungsschutz zu gewährleisten. Die Sicherheit der Daten und der Betriebskontinuität sollten daher in jeder Apotheke oberste Priorität haben.
Von Engin Günder, Fachjournalist