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Diabetes: Eine globale Epidemie

800 Millionen Betroffene, massive Versorgungslücken und soziale Ungleichheit fordern dringendes Handeln

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die Zahl der weltweit an Diabetes Erkrankten hat sich seit 1990 vervierfacht und erreicht mit über 800 Millionen Betroffenen einen alarmierenden Höchststand. Besonders dramatisch ist die Lage in ärmeren Ländern, wo Millionen Menschen ohne Zugang zu lebensnotwendigen Therapien bleiben. Eine neue Studie beleuchtet die Ursachen dieser Epidemie – von ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel bis hin zu wirtschaftlicher Not – und zeigt, wie dringender Handlungsbedarf besteht. Der Weltdiabetestag verdeutlicht: Ohne umfassende Prävention, bessere Behandlungsmöglichkeiten und globale Zusammenarbeit drohen verheerende Folgen für Gesundheit und Gesellschaft.

Die Zahl der weltweit an Diabetes erkrankten Menschen hat eine neue alarmierende Dimension erreicht. Laut einer Studie des internationalen Forschungsnetzwerks NCD-RisC, die am Weltdiabetestag in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, waren 2022 mehr als 800 Millionen Erwachsene von der chronischen Stoffwechselkrankheit betroffen. Damit hat sich die Zahl der Erkrankten seit 1990 vervierfacht. Besonders betroffen sind Entwicklungsländer, in denen rund 450 Millionen Menschen keinen Zugang zu notwendigen Therapien haben. Diese Versorgungslücke hat weitreichende gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Anstieg von Diabetes als globale Epidemie. „Um die Diabetes-Krise unter Kontrolle zu bringen, müssen Länder dringend handeln“, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die Ursachen für die Zunahme der Erkrankungen seien vielfältig, aber vor allem durch die Verbreitung von Fettleibigkeit, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel bedingt. Tedros kritisierte außerdem die aggressive Vermarktung von ungesunden Lebensmitteln, die die Problematik verschärfe, sowie die wirtschaftliche Not in vielen Regionen, die präventive Maßnahmen und medizinische Versorgung erschwere.

Besonders dramatisch ist die Situation in Südostasien und dem Mittleren Osten, wo etwa 20 Prozent der Bevölkerung an Diabetes leiden. In diesen Regionen ist der Zugang zu Antidiabetika und anderen Behandlungsmaßnahmen am geringsten, was die gesundheitlichen Risiken für Betroffene erheblich erhöht. Während in Westeuropa und Ostafrika Diabetes-Raten teilweise im einstelligen Bereich liegen, überfordern die rasant steigenden Fallzahlen in ärmeren Ländern oft die Gesundheitssysteme, die nicht ausreichend auf die Versorgung chronisch Kranker ausgelegt sind.

Die Studie zeigt auch, dass der wirtschaftliche Druck auf Gesundheitssysteme weltweit durch die Behandlungskosten für Diabetes und dessen Folgeerkrankungen massiv steigt. Die WHO fordert daher nicht nur den Ausbau von Behandlungsprogrammen, sondern auch eine stärkere Fokussierung auf Prävention und Früherkennung. Nationale Gesundheitssysteme müssten gesunde Ernährung fördern, Programme zur Bewegungsförderung etablieren und den Zugang zu Diagnostik und Therapie verbessern. Ohne diese Maßnahmen, so die WHO, drohe eine weitere Verschärfung der Krise.

Der Weltdiabetestag verdeutlichte, dass die Herausforderungen globaler Natur sind, aber regionale Unterschiede eine wesentliche Rolle spielen. In einkommensstarken Ländern gibt es oft umfassende Präventions- und Behandlungsprogramme, während in ärmeren Ländern eine Vielzahl der Betroffenen mit der Krankheit allein gelassen wird. Diese Ungleichheit zeigt, wie sehr die Bekämpfung von Diabetes mit sozialen und wirtschaftlichen Faktoren verknüpft ist.

Die WHO appelliert an Regierungen weltweit, entschieden zu handeln. Neben der Entwicklung nachhaltiger Gesundheitssysteme, die den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden, sei auch die Verantwortung der Industrie gefragt, gesündere Alternativen zu fördern und Marketingstrategien zu überdenken. Die Diabetes-Epidemie, so warnen Experten, sei nicht nur ein gesundheitliches Problem, sondern auch eine Gefahr für die soziale und wirtschaftliche Stabilität vieler Länder.

Kommentar:

Die weltweite Diabetes-Epidemie ist ein Weckruf, der weit über die Grenzen des Gesundheitssystems hinausgeht. 800 Millionen Betroffene und 450 Millionen Menschen ohne Zugang zu Therapien sind nicht nur alarmierende Zahlen, sondern eine menschliche Tragödie, die dringendes Handeln erfordert. Während in wohlhabenden Ländern Prävention und Behandlung zunehmend im Fokus stehen, bleibt in vielen Teilen der Welt selbst die Grundversorgung ein unerreichbarer Luxus. Diese Ungleichheit zeigt die tiefen Risse im globalen Gesundheitssystem und macht deutlich, dass Diabetes nicht nur eine medizinische, sondern auch eine soziale Herausforderung ist.

Die Ursachen der Epidemie sind vielschichtig: Der globale Anstieg von Fettleibigkeit, ausgelöst durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und die aggressive Vermarktung von Junkfood, spielt eine zentrale Rolle. Doch es wäre zu einfach, die Verantwortung allein bei den individuellen Lebensstilen zu suchen. Vielmehr sind es strukturelle Probleme, wie wirtschaftliche Not, fehlende Gesundheitsbildung und mangelnde politische Unterstützung, die die Diabetes-Krise befeuern. Dass Millionen Menschen unbehandelt bleiben, ist nicht nur eine Frage fehlender Ressourcen, sondern auch des politischen Willens.

Die Forderungen der WHO sind klar: Prävention muss oberste Priorität haben. Doch Prävention allein wird nicht reichen, um die Epidemie einzudämmen. Es braucht massive Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur, vor allem in ärmeren Ländern, um die Versorgungslücke zu schließen. Gleichzeitig müssen Staaten Rahmenbedingungen schaffen, die gesunde Ernährung und Bewegung fördern, etwa durch Subventionen für gesunde Lebensmittel oder den Ausbau von öffentlichen Räumen für Sport und Bewegung.

Auch die Industrie steht in der Verantwortung. Die Vermarktung ungesunder Lebensmittel trägt wesentlich zur Verbreitung von Diabetes bei. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und gesündere Alternativen fördern, statt Profit über Gesundheit zu stellen.

Die weltweite Diabetes-Epidemie ist eine Krise, die sich nicht länger ignorieren lässt. Sie fordert nicht nur Regierungen, sondern jeden Einzelnen dazu auf, einen Beitrag zu leisten – sei es durch bewusste Konsumentscheidungen, politische Unterstützung oder die Förderung gesunder Lebensweisen. Denn nur durch ein gemeinsames globales Engagement kann es gelingen, die Ausbreitung von Diabetes einzudämmen und Millionen Menschen ein gesünderes Leben zu ermöglichen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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