Die steigenden Retaxationen bei E-Rezepten belasten Apothekenbetriebe in Deutschland zunehmend. Besonders die gesetzlich vorgeschriebene 28-Tage-Frist für die Belieferung und Abrechnung von E-Rezepten steht im Fokus. Wird diese Frist überschritten, droht Apotheken eine vollständige Retaxation, selbst wenn die Verzögerung durch externe Faktoren wie Lieferengpässe oder technische Probleme verursacht wurde.
Nach Angaben von Branchenvertretern hat die Anzahl der Retaxationen in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Lieferengpässe, verzögertes Einreichen von Rezepten durch Patienten und Schwierigkeiten mit der E-Rezept-Infrastruktur sind häufige Gründe, warum Apotheken die vorgegebene Frist nicht einhalten können. Zwar sieht der Gesetzgeber Ausnahmen vor, doch diese erfordern eine lückenlose Dokumentation, die für Apotheken zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeutet.
„Die aktuelle Regelung ist realitätsfern und setzt Apotheken unter einen enormen Druck“, erklärt ein Sprecher des Deutschen Apothekerverbands (DAV). „Wir fordern dringend eine Reform der gesetzlichen Vorgaben, die den Herausforderungen des Apothekenalltags Rechnung trägt.“
Viele Apotheken setzen inzwischen auf digitale Lösungen, um Fristen besser zu überwachen und die Dokumentation zu erleichtern. Dennoch bleibt ein Restrisiko bestehen. Retax-Versicherungen, die finanzielle Schäden durch Rückforderungen abdecken, bieten eine wichtige Absicherung. Diese Policen gewinnen in Zeiten steigender Retaxationen zunehmend an Bedeutung, ersetzen jedoch nicht die Notwendigkeit struktureller Anpassungen.
Die Apothekerschaft fordert von der Politik flexiblere Fristen, eine Reduzierung der Dokumentationspflichten und eine engere Zusammenarbeit mit Krankenkassen, um Retaxationen zu minimieren. Der Schutz der wirtschaftlichen Stabilität von Apotheken sei essenziell, um die flächendeckende Patientenversorgung sicherzustellen.
Kommentar:
Die Problematik rund um Retaxationen bei E-Rezepten zeigt, wie dringend Reformen im deutschen Gesundheitswesen erforderlich sind. Die Digitalisierung sollte Prozesse vereinfachen, doch in der Praxis führt sie oft zu neuen Hürden. Besonders die 28-Tage-Frist verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den rechtlichen Vorgaben und den realen Herausforderungen im Apothekenalltag.
Apotheken können viele Probleme durch interne Maßnahmen wie digitale Tools und klare Prozesse abfedern, doch bei externen Faktoren wie Lieferengpässen oder technischen Störungen stoßen auch sie an ihre Grenzen. Es ist daher unzumutbar, Apotheken für Umstände zu sanktionieren, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen.
Retax-Versicherungen bieten eine wichtige finanzielle Absicherung, doch sie dürfen nicht als langfristige Lösung angesehen werden. Stattdessen müssen strukturelle Veränderungen angestrebt werden, um Apotheken zu entlasten. Dazu gehört nicht nur eine flexiblere Handhabung der Fristen, sondern auch ein konstruktiver Dialog zwischen Apotheken, Krankenkassen und der Politik.
Eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Patientenversorgung kann nur gewährleistet werden, wenn Apotheken wirtschaftlich stabil arbeiten können. Die aktuelle Retaxationsproblematik zeigt, dass regulatorische Reformen keine Option, sondern eine Notwendigkeit sind, um die Zukunft der Apotheken und des Gesundheitssystems zu sichern.
Von Matthias Engler, Fachjournalist
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