Die Entscheidung, ob ein Elektroauto oder ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor günstiger ist, erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen Anschaffungskosten, Betriebskosten, Steuervergünstigungen und der Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur. In Zeiten steigender Benzinpreise und wachsender Umweltbewusstheit wird die Wahl des Antriebs zunehmend zur finanziellen und moralischen Frage für Autokäufer. Während Elektrofahrzeuge oft durch Förderprogramme und langfristig geringere Wartungskosten punkten, erweisen sich Verbrenner für viele als vertraute und berechenbare Option.
Die Anschaffungskosten für ein Elektroauto liegen in der Regel höher als bei einem Verbrenner. Der Grund dafür sind die teuren Batterien, die etwa ein Drittel der Gesamtkosten eines E-Autos ausmachen. Zwar gibt es staatliche Zuschüsse und eine reduzierte Mehrwertsteuer auf Elektrofahrzeuge, doch ohne diese Förderungen wäre der Einstieg in die Elektromobilität für viele schlichtweg unerschwinglich. Hinzu kommen oft die Kosten für eine eigene Ladestation (Wallbox) im privaten Haushalt, die auch bei geförderter Installation schnell mehrere Hundert bis Tausend Euro kosten kann.
Betriebskosten: Strom vs. Kraftstoff
Der entscheidende Vorteil von Elektroautos zeigt sich in den Betriebskosten. So beträgt der Preis pro Kilowattstunde in Deutschland aktuell im Schnitt rund 30 bis 35 Cent, wobei er je nach Tarif und Ladeort variiert. Ein Mittelklasse-Elektrofahrzeug, das etwa 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometer verbraucht, kommt so auf Stromkosten von etwa 6 bis 7 Euro pro 100 Kilometer. Im Vergleich dazu belaufen sich die Kraftstoffkosten für einen Benziner auf etwa 12 bis 15 Euro für die gleiche Strecke – abhängig vom Kraftstoffpreis und Verbrauch. Ein Diesel liegt, je nach Modell, mit etwa 10 bis 12 Euro etwas günstiger, profitiert jedoch nicht von den Subventionen, die für E-Autos gelten.
Jedoch ändert sich das Bild, wenn das Fahrzeug an öffentlichen Schnellladesäulen geladen wird. Hier betragen die Kosten oft 50 bis 70 Cent pro Kilowattstunde. Schnellladestationen sind besonders auf Langstrecken gefragt, weshalb Pendler und Vielfahrer genau kalkulieren müssen, wann und wo sie laden. Unternehmen wie Tesla und andere Anbieter haben ihre Infrastruktur kontinuierlich ausgebaut, doch bleiben Schnelllader in der Nutzung kostenintensiver und schwanken stark im Preis.
Wartung und Steuern: Langfristige Einsparungen
Ein weiterer Vorteil des Elektroautos ist der geringere Wartungsaufwand. Elektroautos haben weniger bewegliche Teile als Verbrenner und benötigen keinen Ölwechsel oder regelmäßige Abgaskontrollen. Auch Bremsbeläge verschleißen langsamer, da die Rückgewinnung der Bremsenergie („Rekuperation“) die mechanische Bremse entlastet. Diese Einsparungen machen sich über die Jahre bemerkbar, da Wartungskosten um bis zu 30 Prozent niedriger ausfallen können. Zudem entfallen für Elektroautos in Deutschland die Kfz-Steuer sowie bestimmte Maut- und Parkgebühren, die vor allem in Großstädten ins Gewicht fallen.
Preisliche Unsicherheiten: Strom- und Benzinpreise im Wandel
Die Kostenfrage bleibt nicht zuletzt wegen schwankender Energiepreise ein offenes Thema. Die Strompreise sind in den letzten Jahren aufgrund hoher Abgaben und Netzkosten kontinuierlich gestiegen, was sich in der heimischen Ladeinfrastruktur widerspiegelt. Gleichzeitig erlebt der Benzinpreis Schwankungen durch globale Ereignisse, Krisen und OPEC-Entscheidungen. Ein weiteres Kriterium ist die Möglichkeit, Solarstrom zu nutzen, was die Betriebskosten für Elektroautos deutlich senken kann. Solche „grünen“ Lademöglichkeiten erhöhen die Attraktivität des Elektroautos für viele Haushalte und bieten langfristig Preissicherheit.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Entscheidung zwischen einem Elektroauto und einem Verbrennerfahrzeug vielschichtig und stark abhängig von individuellen Faktoren ist. Wer über eine eigene Lademöglichkeit verfügt und sich häufig im Stadtverkehr aufhält, profitiert tendenziell von einem E-Auto. Vielfahrer und Pendler, die auf eine flächendeckende Schnellladeinfrastruktur angewiesen sind, müssen dagegen die höheren Ladepreise berücksichtigen.
Kommentar:
Die Frage, ob Elektroautos oder Verbrenner günstiger sind, offenbart die komplexen Mechanismen des Mobilitätswandels. Entscheidend ist, dass Verbraucher bei ihrer Wahl nicht nur die aktuellen, sondern auch die zukünftigen Kosten im Blick behalten. Kurzfristig mögen Elektroautos in der Anschaffung teurer sein, doch langfristig sind sie oft die kosteneffizientere Wahl, sofern die richtigen Rahmenbedingungen gegeben sind. Die Betriebskosten sind im städtischen Raum bei eigener Ladeinfrastruktur erheblich günstiger, die Wartungskosten niedriger, und die steuerlichen Vorteile machen das Elektroauto im Unterhalt attraktiv.
Dennoch bleibt das Bild für viele Autofahrer uneinheitlich. Öffentliche Schnellladestationen verlangen hohe Preise, und die Ladeinfrastruktur in ländlichen Regionen ist oft noch unzureichend. Zudem steigen die Stromkosten weiter, was die finanzielle Belastung für viele Haushalte unvorhersehbar macht. Hier ist auch die Politik gefragt: Wenn der Umstieg auf Elektromobilität vorangetrieben werden soll, braucht es Investitionen in eine faire und umfassende Ladeinfrastruktur sowie in eine Stabilisierung der Energiepreise. Solange ein verlässlicher und flächendeckender Zugang zu bezahlbarer Ladeinfrastruktur fehlt, bleibt die Elektromobilität für viele eine teure und risikobehaftete Option.
In der Praxis zeigt sich, dass Elektroautos unter bestimmten Bedingungen den Betriebskostenvergleich klar gewinnen. Doch der Weg zur flächendeckenden Elektromobilität ist noch lang, und jeder Kauf sollte sorgfältig abgewogen werden – sei es in puncto Kosten, Umwelt oder Infrastruktur. So wird die Entscheidung zum Antrieb eine Frage der persönlichen Umstände und des gesellschaftlichen Wandels zugleich.
Von Engin Günder, Fachjournalist