Die Behandlung von Fieber bei Kindern gehört zu den häufigsten Herausforderungen für Eltern und medizinisches Fachpersonal. Obwohl sowohl Paracetamol als auch Ibuprofen seit Jahren als bewährte Mittel gelten, bleibt die Frage, welche Strategie – alleinige Anwendung, Kombination oder zeitlich versetzte Gabe – am effektivsten ist, Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Eine aktuelle Metaanalyse, veröffentlicht im Fachjournal Pediatrics, bietet nun neue Erkenntnisse. Wissenschaftler um Dr. Juan E. De la Cruz-Mena von der Universidad del Norte in Kolumbien untersuchten 31 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 5.009 fiebernden Kindern. Ziel der Analyse war es, die optimale medikamentöse Strategie zur Fiebersenkung zu identifizieren.
Die analysierten Studien umfassten Kinder im Alter zwischen 1,4 und 5,9 Jahren, deren Körpertemperaturen zwischen 37,8 °C und 38,5 °C lagen. Sie wurden mit unterschiedlichen Behandlungsansätzen konfrontiert: einer Monotherapie mit Paracetamol (10–15 mg/kg) oder Ibuprofen (5–10 mg/kg), einer gleichzeitigen Gabe beider Wirkstoffe oder einer abwechselnden Therapie, bei der Paracetamol zuerst und zwei bis vier Stunden später Ibuprofen verabreicht wurde. Als zentrale Bewertungskriterien dienten die Zeit bis zur Fieberfreiheit, der Anteil fieberfreier Kinder vier und sechs Stunden nach der Behandlung sowie die subjektive Verbesserung des Unwohlseins der Kinder.
Die Ergebnisse bestätigen, dass alle untersuchten Ansätze sicher und effektiv sind. Besonders hervorzuheben ist jedoch die kombinierte Gabe von Paracetamol und Ibuprofen, die in den ersten Stunden nach der Verabreichung die schnellste und nachhaltigste Wirkung zeigte. Vier Stunden nach der Gabe waren Kinder, die beide Wirkstoffe erhielten, mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit fieberfrei (Odds Ratio [OR] = 13,2; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 4,59 bis 38,15) als Kinder, die nur Paracetamol bekamen. Auch die abwechselnde Strategie schnitt besser ab als die alleinige Verabreichung von Paracetamol (OR = 3,59; 95 %-KI: 1,77 bis 7,26).
Nach sechs Stunden glichen sich die Ergebnisse zwischen der kombinierten und der alternierenden Gabe jedoch an. Beide Strategien zeigten dann vergleichbare Effektivitätswerte (OR = 5,28 bzw. 5,06; 95 %-KI: 2,38 bis 11,71). Diese Angleichung unterstreicht, dass beide Ansätze langfristig ähnlich gut wirken können, während die kombinierte Gabe in der Akutphase offenbar Vorteile bietet.
Ein besonders interessanter Aspekt der Studie ist der Vergleich der Zeit bis zur vollständigen Fieberfreiheit. Während ein Trend erkennbar ist, dass die kombinierte Gabe von Paracetamol und Ibuprofen diese Zeit um durchschnittlich 32 Minuten verkürzt, war dieser Vorteil statistisch nicht signifikant (95 %-KI: -68,68 bis 3,03 Minuten). Ebenso zeigten hohe Dosen von Ibuprofen kurzfristig einen Vorteil gegenüber Paracetamol (OR = 1,76; 95 %-KI: 1,20 bis 2,57), der jedoch nach sechs Stunden nicht mehr bestand (OR = 1,02; 95 %-KI: 0,66 bis 1,58).
Die Studienautoren betonen, dass die Wahl der Therapie stets von individuellen Faktoren abhängen sollte. Sicherheit bleibt oberstes Gebot: Die Dosierung muss genau an das Körpergewicht des Kindes angepasst werden, und Eltern sollten sich bei Unsicherheiten immer an medizinisches Fachpersonal wenden. Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen zwar vielversprechende Ansätze, doch weitere Forschung ist notwendig, um die langfristigen Sicherheits- und Effektivitätsaspekte insbesondere kombinierter Therapien zu klären.
Kommentar:
Fieber ist ein natürlicher Mechanismus des Körpers, um Infektionen zu bekämpfen – ein Fakt, der in der Diskussion um die optimale Behandlung oft übersehen wird. Eltern erleben das Fieber ihrer Kinder jedoch häufig als beängstigend, insbesondere wenn es mit Unwohlsein und einer deutlichen Beeinträchtigung des Allgemeinzustands einhergeht. Die nun vorliegenden Ergebnisse der Metaanalyse liefern zwar keine endgültigen Antworten, sie geben jedoch wichtige Hinweise darauf, welche Ansätze in der Praxis sinnvoll sein können.
Die kombinierte Gabe von Paracetamol und Ibuprofen scheint in akuten Fällen klare Vorteile zu bieten, insbesondere wenn eine schnelle Linderung erforderlich ist. Dies sollte jedoch mit Vorsicht betrachtet werden. Die gleichzeitige Anwendung zweier Wirkstoffe erhöht die Komplexität der Dosierung und damit auch das Risiko für Fehler. Eltern könnten in Stresssituationen versucht sein, die empfohlenen Dosierungsintervalle zu verkürzen oder unbewusst die maximale Tagesdosis zu überschreiten. Dies zeigt, wie wichtig eine fundierte Beratung durch Ärzte und Apotheker ist.
Besonders relevant ist die Beobachtung, dass der kurzfristige Vorteil von Ibuprofen in hoher Dosierung nach sechs Stunden nicht mehr nachweisbar ist. Dies spricht dafür, dass eine moderate und kontrollierte Anwendung beider Substanzen langfristig sicherer und ebenso effektiv sein könnte. Dennoch bleibt die Frage offen, ob eine kombinierte oder alternierende Therapie bei wiederholter Anwendung über mehrere Tage möglicherweise unerwünschte Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden verstärken könnte.
Die Studien werfen auch ein Licht auf den generellen Umgang mit Fieber. Eine medikamentöse Behandlung sollte stets wohlüberlegt sein. Fieber ist in vielen Fällen kein Grund zur Panik, sondern ein Zeichen dafür, dass der Körper auf Infektionen angemessen reagiert. Vielmehr sollte die Entscheidung zur Gabe von Paracetamol oder Ibuprofen davon abhängen, wie stark das Kind in seinem Wohlbefinden eingeschränkt ist. Unnötige Behandlungen könnten das Immunsystem sogar schwächen, während ein zu später Einsatz die Symptome unnötig verschlimmern könnte.
Was Eltern aus dieser Analyse lernen können, ist die Bedeutung der genauen Dosierung, der Überwachung des Allgemeinzustands des Kindes und der Rücksprache mit Fachpersonal. Apotheken und Arztpraxen spielen eine zentrale Rolle, um Eltern über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Strategien aufzuklären und Missverständnisse zu vermeiden. Die Metaanalyse liefert wertvolle Hinweise für die Praxis, doch sie zeigt auch: Fiebermanagement bleibt eine individuelle Entscheidung, die nicht zuletzt vom Wissen und der Fürsorge der betreuenden Erwachsenen abhängt.
Von Engin Günder, Fachjournalist