Noch zwei Jahre, drei Monate und vier Tage – die Uhr tickt. Apothekeninhaber schauen mit funkelnden Augen auf diesen magischen Moment in der Zukunft, als ob sie damit die Lottozahlen der nächsten Ziehung sehen könnten. Warum? Nun, weil dann endlich alles besser wird. Die Finanzprobleme lösen sich in Luft auf, Lieferengpässe gehören der Vergangenheit an, und die Sonne scheint fortan 24/7 über jeder Apotheke. Klingt unrealistisch? Ach, wozu Realismus, wenn Karl Lauterbach persönlich die Apotheken-Zukunft prophezeit?
Man könnte fast glauben, es sei das neue Lieblingsspiel der Inhaber: Der tägliche Countdown. Manche haben bereits kleine Kalender hinter dem HV-Tisch hängen, auf denen sie jeden Tag ein Kreuz machen. Andere murmeln den verbleibenden Zeitraum wie ein Mantra. "Noch zwei Jahre, noch zwei Jahre…" – das ist das tägliche Credo, das sie antreibt. Was danach kommt? Jackpot, Baby! Die Apotheken dürfen endlich direkt mit den Krankenkassen verhandeln. Schluss mit den ständigen Retaxationen, weil ein Komma verrutscht ist oder der Arzt beim Rezept das Datum vergessen hat. Nein, dann wird verhandelt wie auf einem orientalischen Basar, aber mit mehr Ernsthaftigkeit. Die Krankenkassen werden zittern, wenn die Inhaber mit messerscharfen Argumenten aufkreuzen und faire Margen fordern.
Natürlich ist das alles nur eine Frage der Zeit. Zwei Jahre, drei Monate und vier Tage sind doch ein Klacks, wenn man bedenkt, dass es in der Apothekenwelt seit Jahrzehnten immer irgendwie durchwurschtelt wurde. Klar, die Digitalisierung lässt auf sich warten, die Medikamentenversorgung bröckelt und die Bürokratie wächst schneller als die Petersilie im Apotheker-Garten. Aber wer braucht schon sofortige Lösungen, wenn man in knapp 840 Tagen das Tor zur Apotheker-Herrlichkeit aufstoßen kann?
Währenddessen bleibt den Apothekern nichts anderes übrig, als durchzuhalten. Der galante Schwung im Beratungszimmer, das stille Hoffen beim Kassenabrechnungssystem, dass diesmal keine Überraschungen im Minusbereich auftauchen. Und abends, bei einem Glas Rotwein – okay, vielleicht auch bei einem Kräutertee, man muss ja an die Gesundheit denken – wird fleißig über die kommenden Verhandlungsmöglichkeiten spekuliert. Wer weiß, vielleicht werden die Krankenkassen so beeindruckt sein, dass sie sogar von sich aus höhere Rabatte vorschlagen. Ein Traum? Sicher. Aber was ist das Leben ohne ein wenig Fantasie?
Bis dahin wird weiter gekreuzt, gezählt und gerechnet. Die magischen zwei Jahre verstreichen ja ohnehin schneller, als man denkt.
Von Engin Günder, Fachjournalist