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Halsschmerzmittel im Test: Viel Geld, wenig Wirkung

Stiftung Warentest zeigt: Kaum ein Präparat überzeugt – Apotheken müssen informieren

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Stiftung Warentest hat 24 rezeptfreie Halsschmerzmittel auf den Prüfstand gestellt – mit ernüchterndem Ergebnis. Die meisten Präparate gelten als kaum geeignet, um Halsschmerzen effektiv zu lindern. Nur fünf Produkte wurden eingeschränkt empfohlen, während bekannte Marken wie Dobendan und Neo-Angin enttäuschten. Apotheken stehen nun vor der Herausforderung, ihre Kunden über den begrenzten Nutzen solcher Mittel aufzuklären und alternative Wege zur Linderung aufzuzeigen. Ein kritischer Blick auf Preis und Wirkung wird für viele Apotheken zum Gebot der Stunde.

In einem aktuellen Test hat Stiftung Warentest 24 rezeptfreie Halsschmerzmittel geprüft und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Nur fünf der Präparate sind eingeschränkt empfehlenswert, während der Großteil als wenig geeignet bewertet wird. Für viele Menschen beginnen Erkältungssymptome häufig mit Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden, die sie schnell mit Lutschtabletten, Sprays oder anderen Präparaten zu lindern versuchen. Doch Stiftung Warentest zeigt in dieser Untersuchung, dass die meisten Halsschmerzmittel nicht die gewünschte Wirkung erbringen – und oft einen hohen Preis für begrenzten Nutzen verlangen.

Die Bewertung der Stiftung Warentest fällt hart aus: Von den 24 getesteten Präparaten wurden nur fünf für eine eingeschränkte Anwendung empfohlen, darunter die Pastillen Isla Moos, Isla Junior und Isla Med Akut von Engelhard, Gelorevoice Halstabletten von Pohl-Boskamp sowie Ipalat Lutschpastillen von Dr. Pfleger. Diese Mittel können durch eine befeuchtende Wirkung auf die Schleimhäute zumindest zeitweise die Symptome etwas lindern. Bei den übrigen Produkten, zu denen auch bekannte Marken wie Dobendan, Neo-Angin und Dorithricin zählen, wird kritisiert, dass sie für virale Halsentzündungen wenig geeignet seien und in ihrer Wirkung weit hinter den Erwartungen zurückblieben.

Stiftung Warentest erklärt, dass die Heilung von viralen Halsentzündungen durch rezeptfreie Produkte nicht möglich ist. Die Schmerzmittel und antiseptischen Substanzen in den Präparaten könnten kurzfristig Linderung schaffen, etwa indem sie ein Taubheitsgefühl erzeugen, jedoch sei diese Wirkung nur von kurzer Dauer und nicht nachhaltig. In vielen Fällen sei die empfundene Linderung beim Lutschen von Pastillen eher auf den angeregten Speichelfluss zurückzuführen, der für eine leichte Befeuchtung der Schleimhäute sorgt. Auch unter den getesteten Arzneimitteln, die Wirkstoffe wie Antiseptika oder lokal betäubende Substanzen enthalten, konnte keines wirklich überzeugen – für viele Produkte wurde der Nutzen als kaum besser als ein Placebo bewertet. Die Gutachter empfehlen daher, bei Halsschmerzen auf symptomlindernde Alternativen wie das Gurgeln mit Salzwasser oder das Trinken warmer Getränke zurückzugreifen.

Für Apotheken stellt sich mit den Ergebnissen des Tests die Frage, wie sie ihre Kunden bestmöglich beraten können. Das Testergebnis deutet darauf hin, dass rezeptfreie Halsschmerzmittel häufig zu hohe Erwartungen wecken und Kunden eher frustrieren als helfen. Dies kann zu einem Vertrauensverlust führen, wenn die versprochene Wirkung ausbleibt und die Kunden keine signifikante Linderung verspüren. Transparente Kommunikation über den tatsächlichen Nutzen solcher Mittel und die Empfehlung alternativer Maßnahmen könnten daher ein neues Maß an Vertrauen und Kundenbindung schaffen.

Kommentar:

Stiftung Warentest legt mit diesen Ergebnissen den Finger in die Wunde des Marktes für rezeptfreie Erkältungsmittel. Viele Menschen, die an Halsschmerzen leiden, hoffen auf eine schnelle und wirkungsvolle Linderung durch bekannte Markenprodukte. Doch die Analyse zeigt, dass die Erwartung oft eine Illusion bleibt und die vermeintlich schnelle Lösung in Form teurer Präparate tatsächlich kaum mehr als eine kurzfristige Ablenkung bietet. Die in den Präparaten enthaltenen Wirkstoffe mögen einen vorübergehenden Effekt erzeugen, doch für die nachhaltige Beseitigung der Ursachen, insbesondere bei viralen Infektionen, sind sie nicht geeignet.

Für Apotheken eröffnet sich eine neue Verantwortung, wenn es um die Beratung ihrer Kunden geht. Anstatt auf kostspielige Präparate zu setzen, die wenig zur Heilung beitragen, könnten Apotheken mit einer fundierten und wissenschaftlich basierten Beratung aufwarten. Apotheken, die sich der Ergebnisse von Stiftung Warentest bewusst sind und ihre Kunden ehrlich aufklären, können so eine Vorreiterrolle einnehmen. Dies umfasst sowohl das Aufzeigen alternativer, kostengünstiger Maßnahmen zur Symptomlinderung als auch die Empfehlung bewährter Hausmittel.

Die Konsequenz für Apothekenbetreiber ist klar: Eine klare Kommunikation, die auf unnötige Ausgaben hinweist, schafft nicht nur Vertrauen, sondern könnte sich langfristig als Wettbewerbsvorteil erweisen. Kunden, die gut beraten werden, neigen eher dazu, einer Apotheke treu zu bleiben. Dieser Ansatz erfordert jedoch, dass Apotheken verstärkt auf unabhängige Studien und Tests zurückgreifen, um ihre Beratung zu optimieren und die Erwartungen der Kunden an realistische Ergebnisse anzupassen. Mit transparenter und sachlicher Aufklärung können Apotheken Vertrauen aufbauen und so ihre Rolle als kompetente Gesundheitsberater nachhaltig stärken.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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