Das Bulletin für Arzneimittelsicherheit hat darauf hingewiesen, dass sowohl Medikamente als auch bestimmte Lebensmittel falsch-positive Ergebnisse bei Drogenscreeningtests verursachen können. So führen beispielsweise Mohnsamen zu positiven Ergebnissen auf Opioide, während Pseudoephedrin, trizyklische Antidepressiva und Quetiapin fälschlicherweise als Amphetamine erkannt werden können. Insbesondere Ibuprofen kann ein falsch-positives Ergebnis für Marihuana hervorrufen.
Die zugrunde liegende Technologie dieser Tests basiert auf immunchemischen Verfahren, die eine Antigen-Antikörper-Reaktion nutzen. Diese Tests sind darauf ausgelegt, spezifische Substanzen oder deren Metaboliten zu identifizieren, wobei bestimmte Schwellenwerte (Cut-offs) verwendet werden, um die Ergebnisse als positiv oder negativ zu klassifizieren. Diese Schwellenwerte sind jedoch willkürlich festgelegt und können die Sensitivität des Tests beeinflussen.
Ein erheblicher Nachteil der Immunoassays ist das Potenzial für Kreuzreaktionen, bei denen die eingesetzten Antikörper auch mit anderen, nicht relevanten Substanzen reagieren können. Dies kann zu falsch-positiven Ergebnissen führen. Besonders häufig betroffen sind Tests auf Substanzklassen wie Amphetamine und Benzodiazepine. Bei der Testauswertung müssen daher Kreuzreaktionslisten berücksichtigt werden.
Ein konkreter Fall wurde von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gemeldet: Eine 39-jährige Frau wurde bei einer routinemäßigen Untersuchung fälschlicherweise positiv auf Amphetamine getestet. Sie wurde mit Methyldopa zur Behandlung ihrer arteriellen Hypertonie behandelt. Eine anschließende Gaschromatografie ergab keinen Nachweis von Amphetaminen. Nachdem die Frau Methyldopa abgesetzt hatte, fiel der erneute Schnelltest negativ aus.
Diese Beispiele unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Analyse und die Berücksichtigung potenzieller Kreuzreaktionen bei der Durchführung und Auswertung von Urinschnelltests.
Kommentar:
Die Häufigkeit von falsch-positiven Ergebnissen bei Urinschnelltests wirft ein ernstes Licht auf die Grenzen dieser diagnostischen Methode. Es ist besorgniserregend, dass weit verbreitete Medikamente wie Ibuprofen und Methyldopa zu fehlerhaften Testergebnissen führen können, die schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben. Diese Problematik verdeutlicht die dringende Notwendigkeit, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit dieser Tests zu verbessern und potenzielle Kreuzreaktionen besser zu verstehen und zu berücksichtigen. Polizeikontrollen und Gesundheitsämter müssen sich dieser Risiken bewusst sein und zusätzliche Bestätigungstests in Betracht ziehen, um ungerechtfertigte Konsequenzen zu vermeiden. Ein tieferes Verständnis der Testmethoden und eine sorgfältige Überprüfung der Ergebnisse sind unerlässlich, um das Vertrauen in diese Tests wiederherzustellen und sicherzustellen, dass die
Von Engin Günder, Fachjournalist