Seit der Einführung des E-Rezepts zu Jahresbeginn stehen Apotheken zunehmend vor Herausforderungen, insbesondere wenn Zahnärzte auf sogenannte Freitextverordnungen zurückgreifen. Dies geschieht oft, wenn die Praxissoftware nicht über eine vollständige Arzneimitteldatenbank verfügt. Für Apotheken bedeutet dies ein erhöhtes Retax-Risiko: Häufig fehlen in Freitextverordnungen wichtige Angaben, was die eindeutige Identifikation des verschriebenen Präparats erschwert. So müssen Apotheker oft Rücksprache mit den verordnenden Praxen halten, um mögliche Fehldispensierungen und die damit verbundenen Retaxationen durch Krankenkassen zu vermeiden.
Retaxationen stellen Apotheken vor ernste finanzielle Risiken, da sie im Fall von Beanstandungen auf den Kosten sitzenbleiben können. Hier kommt die Retax-Versicherung ins Spiel, die als Absicherung gegen finanzielle Verluste durch Retaxationen dient. Diese Versicherung gewinnt für Apotheken an Bedeutung, jedoch sollte ihre Priorität sorgfältig abgewogen werden. Sie bietet zwar Schutz bei ungeklärten Retaxfällen, ersetzt jedoch nicht die Notwendigkeit, die eigenen Prozesse für den Umgang mit Freitextverordnungen zu optimieren und das Personal entsprechend zu schulen. Ein gezieltes internes Risikomanagement bleibt unerlässlich, um Retaxationen zu reduzieren und den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen.
Für Apothekenbetreiber ist es daher ratsam, die Kommunikation mit verordnenden Zahnärzten zu verbessern, klare Dokumentationsprozesse zu etablieren und sich gegebenenfalls mit einer Retax-Versicherung abzusichern. Eine Balance aus präventiven Maßnahmen und gezielter Versicherungsschutz kann langfristig zur finanziellen Stabilität der Apotheke beitragen und das Risiko minimieren, durch fehlerhafte Verordnungen Verluste zu erleiden.
Kommentar:
Die Umsetzung des E-Rezepts ist ein Fortschritt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens, doch die Uneinheitlichkeit der technischen Ausstattung in Arztpraxen und Apotheken wirft derzeit neue Probleme auf. Zahnärzte, deren Software keine vollständige Arzneimitteldatenbank enthält, greifen vermehrt auf Freitextverordnungen zurück – ein Umstand, der Apotheken oft vor unnötige Risiken stellt. Die Retax-Versicherung kann hier als Sicherheitspuffer dienen, doch der eigentliche Fokus sollte auf einer besseren Abstimmung und Kommunikation zwischen Zahnarztpraxen und Apotheken liegen.
Eine Investition in die Schulung der Apothekenteams und die Einführung klarer Dokumentationsprozesse ist entscheidend, um den Überblick über komplexe Freitextverordnungen zu behalten. Die Digitalisierung bringt Chancen, doch nur ein systematisches Vorgehen und der Ausbau kooperativer Strukturen im Gesundheitswesen können sicherstellen, dass Apotheken die versprochenen Entlastungen auch tatsächlich erfahren.
Von Matthias Engler, Fachjournalist