In mehreren Apotheken in Baden-Württemberg und Bayern kam es in den vergangenen Tagen zu Fällen von Rezeptfälschung. Während in zwei Apotheken in Baden-Württemberg Täter unbemerkt oder durch schnelles Handeln mit hochpreisigen Medikamenten entkamen, konnte die Polizei in Bayern einen mutmaßlichen Rezeptfälscher noch in der Apotheke festnehmen. Die Fälle zeigen, dass Rezeptbetrug weiterhin eine ernste Bedrohung für Apotheken darstellt. Neben gezielten Präventionsmaßnahmen stellt sich für Apothekenbetreiber die Frage nach einer geeigneten Absicherung gegen die finanziellen Folgen solcher Betrugsfälle.
Am Donnerstagmorgen legte ein Mann in einer Apotheke in Ertingen, Baden-Württemberg, ein Rezept für ein Präparat zur Gewichtsreduktion vor. Die Apotheke überprüfte das Dokument und händigte das Medikament aus. Erst Stunden später stellte die Inhaberin fest, dass es sich um eine Fälschung handelte, nachdem sie auf polizeiliche Warnungen aufmerksam wurde. Eine Anzeige wurde erstattet, die Polizei sucht nach dem bislang unbekannten Täter.
Nur wenige Minuten später versuchte ein weiterer Unbekannter, ein ähnliches Rezept in einer nahegelegenen Apotheke einzulösen. Hier schöpfte eine Mitarbeiterin Verdacht und kontaktierte die angeblich ausstellende Arztpraxis, die die Fälschung bestätigte. Bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden konnten, ergriff der Täter das bereits bereitgelegte Medikament und flüchtete aus der Apotheke. Trotz Fahndung blieb er vorerst unauffindbar. Die Behörden prüfen derzeit, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen besteht.
Während in Baden-Württemberg die Täter entkommen konnten, gelang der Polizei in Bayern eine Festnahme. In einer Apotheke in Altdorf bei Landshut versuchte ein 47-Jähriger, ein gefälschtes Rezept für ein Betäubungsmittel einzulösen. Eine Apothekerin wurde misstrauisch, da das Rezept von einer Münchener Praxis ausgestellt war, der Kunde aber aus einer anderen Region stammte. Sie informierte einen Polizeibeamten, der den Verdacht teilte. Die Polizei bereitete eine kontrollierte Maßnahme vor und wartete am Folgetag in der Apotheke. Als der Verdächtige zur Abholung erschien, wurde er festgenommen. Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung wurden 200 Blanko-Rezepte sowie eine Liste mit mutmaßlichen Abnehmern sichergestellt.
Die Fälle verdeutlichen, dass Apotheken nach wie vor im Fokus krimineller Aktivitäten stehen. Besonders Medikamente mit hohem Schwarzmarktwert oder Missbrauchspotenzial sind beliebte Ziele. Für Apothekenbetreiber bedeutet dies eine doppelte Herausforderung: Einerseits müssen sie eine schnelle und effiziente Patientenversorgung sicherstellen, andererseits sind sie gezwungen, sich gegen betrügerische Machenschaften zu schützen. Eine besondere Schwierigkeit besteht darin, dass Fälschungen immer professioneller werden und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind.
Präventionsmaßnahmen spielen daher eine entscheidende Rolle. Neben einer genauen Prüfung der Rezepte sollte das Personal regelmäßig geschult werden, um Auffälligkeiten schneller zu erkennen. Der direkte Kontakt zur ausstellenden Arztpraxis kann in Zweifelsfällen eine schnelle Klärung ermöglichen. Insbesondere hochpreisige Medikamente oder Betäubungsmittel sollten vor der Abgabe nochmals überprüft werden.
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die finanzielle Absicherung. Die Schäden durch Rezeptbetrug können erheblich sein, vor allem wenn Apotheken nachträglich auf den Kosten sitzen bleiben. Versicherungen gegen Rezeptfälschungen können Apotheken vor wirtschaftlichen Schäden schützen, doch nicht jede Police deckt alle möglichen Szenarien ab. Entscheidend ist, ob die Versicherung auch Fälle abdeckt, bei denen die Fälschung erst nachträglich erkannt wird. Apotheken sollten ihre bestehenden Policen genau prüfen oder gezielt nach Lösungen suchen, die das Risiko umfassend absichern.
Die Polizei ruft Apotheken dazu auf, verdächtige Vorfälle konsequent zu melden. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Apotheken, Ärzten und Ermittlungsbehörden kann verhindert werden, dass Rezeptfälschungen zu einer noch größeren Bedrohung werden. Auch der Ausbau digitaler Sicherheitsmechanismen, etwa durch das E-Rezept, könnte langfristig das Risiko verringern. Bis dahin bleibt es jedoch eine ständige Herausforderung für Apothekenbetreiber, Betrüger frühzeitig zu erkennen und finanzielle Schäden zu vermeiden.
Kommentar: Rezeptbetrug – Apotheken als Schwachstelle im System
Rezeptfälschungen sind ein Paradebeispiel dafür, wie gezielt Kriminelle die Schwachstellen eines Systems ausnutzen. Apotheken sind dabei der letzte Kontrollpunkt zwischen ärztlicher Verschreibung und der Abgabe hochpreisiger oder missbrauchsgefährdeter Medikamente. Doch sie sind nicht nur das letzte Glied in der Kette, sondern auch das schwächste.
Die Fälle in Baden-Württemberg und Bayern zeigen, wie professionell Täter mittlerweile vorgehen. Während einige auf die Nachlässigkeit des Apothekenpersonals setzen, sind andere so dreist, dass sie in einem kritischen Moment einfach das Medikament an sich reißen und fliehen. Der wirtschaftliche Schaden bleibt in vielen Fällen an den Apotheken hängen, die ohnehin unter wirtschaftlichem Druck stehen.
Die Politik diskutiert das E-Rezept als Lösung. Doch wer glaubt, dass Digitalisierung allein das Problem löst, macht es sich zu einfach. Solange Rezepte gefälscht oder digitale Zugänge manipuliert werden können, wird das Problem bestehen bleiben. Die Umstellung auf elektronische Verordnungen kann den Betrug erschweren, aber nicht vollständig verhindern. Die Täter passen sich an.
Das eigentliche Problem liegt tiefer. Apotheken stehen unter enormem Zeitdruck und müssen eine Vielzahl an Aufgaben bewältigen – von der Beratung über die Abgabe bis hin zur Bürokratie. Eine intensive Prüfung jedes einzelnen Rezepts ist kaum realistisch, insbesondere in stressigen Stoßzeiten. Gleichzeitig wird von ihnen erwartet, kriminelle Machenschaften zu erkennen und Verdachtsfälle sofort an die Polizei zu melden. Doch was geschieht, wenn der Verdacht unbegründet ist? Wenn ein Rezept als Fälschung gemeldet wird, sich aber später als echt herausstellt? Der Druck lastet einseitig auf den Apotheken.
Hier braucht es Lösungen auf mehreren Ebenen. Apotheken sollten nicht nur besser mit Ärzten und Behörden vernetzt werden, sondern auch Unterstützung erhalten, etwa durch automatisierte Prüfmechanismen oder standardisierte Verfahren bei Verdachtsfällen. Die Einführung klarer Richtlinien, die Apotheker im Umgang mit Rezeptfälschungen rechtlich absichern, wäre ein wichtiger Schritt.
Die Frage der finanziellen Absicherung ist ebenso entscheidend. Versicherungen gegen Rezeptbetrug sind sinnvoll, doch viele Policen greifen nur unter bestimmten Bedingungen. Nicht jeder Schaden wird übernommen, nicht jeder Fall ist abgedeckt. Apothekenbetreiber müssen sich genau überlegen, welche Risiken sie absichern und wie sie sich im Ernstfall schützen können.
Letztlich bleibt Rezeptbetrug eine Bedrohung, die sich nicht mit einfachen Maßnahmen beseitigen lässt. Doch solange Apotheken als Hauptakteure bei der Bekämpfung des Betrugs gesehen werden, ohne ihnen die nötige Unterstützung zu bieten, werden sie weiterhin das schwächste Glied in der Kette bleiben – und Kriminelle werden das ausnutzen.
Von Matthias Engler, Fachjournalist
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