In der Welt der Schönheitsbehandlungen, von Permanent-Make-up bis zu Haarentfernungen, sind die Risiken oft ebenso präsent wie die versprochenen Ergebnisse. Die Apotheke kann eine wichtige Rolle dabei spielen, Kunden über die potenziellen Gesundheitsrisiken aufzuklären und sicherzustellen, dass ästhetische Eingriffe nicht auf Kosten der Gesundheit gehen.
Schönheitsbehandlungen wie medizinische Tätowierungen nach Brustkrebs-Operationen oder die Vitiligo-Pigmentierung sind Beispiele für Eingriffe, die medizinisch notwendig sein können, um das psychische Wohlbefinden zu verbessern. In solchen Fällen übernehmen die Krankenkassen oft zumindest teilweise die Kosten. Anders sieht es bei ästhetischen Behandlungen aus, die nicht medizinisch indiziert sind. Hier müssen die Kosten meist aus eigener Tasche bezahlt werden. Trotzdem sind solche Eingriffe nicht immer negativ; sie können dazu beitragen, Selbstbewusstsein und persönlichen Ausdruck zu stärken. Vorsicht ist jedoch geboten, da jede Behandlung gesundheitliche Risiken birgt und nicht immer rückgängig gemacht werden kann.
Tattoo-Farben stellen ein besonderes Risiko dar. In Deutschland ist etwa ein Fünftel der Bevölkerung tätowiert, und unter den 25- bis 34-Jährigen ist die Anzahl der Tattoos besonders hoch. Während Tattoos für viele ein Ausdruck der Persönlichkeit sind, können die verwendeten Farbpigmente gesundheitliche Risiken bergen. Besonders kritisch sind Farben, die Nickel, Azofarbstoffe oder krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten. Auch wenn seit Januar 2022 strengere Regelungen in der EU die Verwendung von über 4000 Substanzen in Tattoo-Farben einschränken, bleibt die langfristige Wirkung vieler Pigmente weitgehend unerforscht.
Piercings sind ein weiteres beliebtes Schönheitsverfahren, das jedoch ebenfalls Risiken birgt. Infektionen und allergische Reaktionen sind bei etwa 20 bis 30 Prozent der Piercings zu beobachten. Piercings im Mundbereich können Zahnschäden verursachen, während Brustwarzenpiercings bei Frauen zu Laktationsstörungen führen können. Eine ordnungsgemäße Hygiene ist hier entscheidend, und Apotheker können wertvolle Ratschläge zur Nachsorge geben.
Gel- und Shellac-Nägel sind ebenfalls weit verbreitet. Während sie eine lange Haltbarkeit bieten, können die UV-Lampen beim Trocknen der Nägel das Risiko von Hautschäden erhöhen. Es ist ratsam, Sonnenschutz auf die Hände aufzutragen und nach der Entfernung der künstlichen Nägel Feuchtigkeitspflege zu verwenden.
Die Laser-Haarentfernung ist eine weitere gängige Methode zur dauerhaften Haarentfernung. Während sie effektive Ergebnisse liefern kann, besteht bei etwa 1 bis 5 Prozent der Patienten das Risiko von Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Hyperpigmentierung oder sogar Verbrennungen. Dunkle Hauttypen sind besonders anfällig für Nebenwirkungen, da der Laser auch das Melanin in der Haut angreifen kann. Es ist wichtig, auf qualifiziertes Personal zu achten, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Solarien sind bekannt für ihre gesundheitlichen Risiken. Die erhöhte UV-Exposition kann zu vorzeitiger Hautalterung und einem erhöhten Risiko für Hautkrebs führen. Personen, die vor dem 35. Lebensjahr regelmäßig Solarien nutzen, haben ein um 75 Prozent erhöhtes Risiko für Melanome. Für den Lichtmangel im Winter sind spezielle Lichttherapiegeräte die bessere Wahl als Solarien.
Die Platelet-Rich-Plasma-Therapie, auch bekannt als Vampirlifting, verwendet plättchenreiches Plasma aus dem eigenen Blut zur Hautverjüngung. Obwohl die Behandlung Allergien weitgehend ausschließt, können Schwellungen und Blutergüsse auftreten. Berichte über HIV-Infektionen im Zusammenhang mit nicht lizenzierten Spa-Behandlungen unterstreichen die Notwendigkeit, auf Hygiene und Qualifikation des Behandlers zu achten.
Für Menschen, die sich gegen invasive Eingriffe wie Haartransplantationen entscheiden, können Arzneimittel wie Minoxidil und Finasterid helfen. Minoxidil kann das Haarwachstum fördern, während Finasterid den Haarausfall stoppen kann. Beide Mittel haben jedoch ihre eigenen Nebenwirkungen und sollten mit Vorsicht angewendet werden.
Abschließend lässt sich sagen, dass Schönheitsbehandlungen, wenn sie korrekt und unter Beachtung der gesundheitlichen Risiken durchgeführt werden, das Wohlbefinden steigern können. Apotheker können eine wichtige Rolle spielen, indem sie ihre Kunden über sichere Behandlungsoptionen informieren und alternative Pflegeprodukte empfehlen.
Kommentar:
Der Bericht stellt eindrucksvoll dar, wie vielfältig und komplex das Feld der Schönheitsbehandlungen ist. Er unterstreicht die Bedeutung einer fundierten Beratung durch Fachkräfte, insbesondere durch Apotheker, um sicherzustellen, dass ästhetische Wünsche nicht auf Kosten der Gesundheit gehen. Besonders hervorzuheben ist die kritische Betrachtung der Risiken, die mit verschiedenen Behandlungen verbunden sind, und die Empfehlung, sich vor der Durchführung solcher Eingriffe gründlich über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu informieren. Die klare und umfassende Darstellung der verschiedenen Behandlungsarten und ihrer Risiken hilft den Lesern, informierte Entscheidungen zu treffen und die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um ihre Gesundheit zu schützen.
Von Engin Günder, Fachjournalist