Mit dem Bruch der Ampel-Koalition in Berlin stehen viele politische Projekte vor einer ungewissen Zukunft. Besonders im Fokus steht dabei das Altersvorsorgedepot, das privaten Anlegern und Vorsorgesparern durch die geplante Steuerbefreiung von Aktien und ETFs langfristig zugutekommen sollte. Das Vorhaben, das insbesondere von der FDP vorangetrieben wurde, zielte darauf ab, das private Vorsorgesparen attraktiver zu machen und eine Alternative zur staatlichen Rente zu bieten.
Das Steuerfreistellungsprojekt für Aktien und ETFs, das in den vergangenen Monaten intensiv debattiert wurde, galt vielen als ein zukunftsweisender Schritt, um den Kapitalmarkt für Kleinanleger zu stärken und langfristige Investitionen zu fördern. Doch mit dem Zerbrechen der Koalition ist unklar, ob und wie dieses Vorhaben weiterverfolgt wird. Noch in den letzten Verhandlungen hatte es geheißen, dass das Altersvorsorgedepot möglicherweise bis 2025 umgesetzt werden könnte – ein Versprechen, das nun zu platzen droht.
Für Anleger stellt sich nun die Frage, ob das Projekt in einer möglichen neuen Koalition überhaupt Priorität haben wird. Angesichts der parteipolitischen Differenzen, die die bisherigen Verhandlungen geprägt haben, steht zu befürchten, dass das Altersvorsorgedepot ins politische Abseits gerät. Besonders Kleinanleger, die sich Hoffnungen auf Steuervergünstigungen und einen erleichterten Zugang zu langfristigen Anlagen gemacht haben, könnten nun enttäuscht werden. Ein politisches Tauziehen ist zu erwarten, in dem sich zeigt, ob und wie die neue Regierung den Kapitalmarkt stärken will.
Kommentar:
Der Bruch der Ampel-Koalition wirft ein Schlaglicht auf die Zerbrechlichkeit ambitionierter Reformvorhaben. Das Altersvorsorgedepot war ein Symbol für den Versuch, langfristige Vermögensbildung und Vorsorge auf breitere gesellschaftliche Schultern zu stellen. Für viele Anleger war es eine Hoffnung auf steuerliche Erleichterung und auf eine größere Unabhängigkeit von der staatlichen Rente. Nun könnte diese Perspektive in weite Ferne rücken.
Es bleibt abzuwarten, wie eine neue Regierungskoalition mit dem Thema umgeht und ob sie den Mut aufbringt, das Kapitalmarktprojekt wieder aufzugreifen. Die Stärkung des Kapitalmarkts ist keine Frage der politischen Zugehörigkeit, sondern eine Notwendigkeit, um den gesellschaftlichen Herausforderungen einer alternden Bevölkerung und einer immer stärker belasteten Rentenkasse zu begegnen. Die Hoffnungen der Kleinanleger sollten dabei nicht unter die Räder geraten.
Von Engin Günder, Fachjournalist