Die Digitalisierung hat das Gesundheitswesen maßgeblich beeinflusst und auch Apotheken setzen zunehmend digitale Systeme und Technologien ein, um den Kundenservice zu verbessern und den Betrieb effizienter zu gestalten. Dabei werden sensible Daten wie persönliche Gesundheitsinformationen und Zahlungsinformationen gespeichert und übertragen. Leider haben auch Cyberkriminelle die Möglichkeit, auf diese Daten zuzugreifen und Schaden anzurichten. Zudem können technische Ausfälle oder menschliche Fehler zu Datenverlust oder -beschädigung führen.
Die Übertragung von personenbezogenen Daten in Länder außerhalb der Europäischen Union, insbesondere in die USA, unterliegt strengen Datenschutzbestimmungen. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) legt fest, dass Daten nur in Länder übertragen werden dürfen, die ein angemessenes Datenschutzniveau bieten. Ist dies nicht der Fall, müssen alternative rechtliche Mechanismen wie Standardvertragsklauseln oder Binding Corporate Rules verwendet werden, um den Schutz der Daten sicherzustellen.
Kommt es jedoch zu Verstößen gegen die DSGVO, können empfindliche Strafen drohen. Im Fall der Übertragung von Daten an die USA besteht das Risiko, dass Apotheken mit erheblichen Bußgeldern konfrontiert werden. Diese können bis zu 20 Millionen Euro oder 4 % des weltweiten Jahresumsatzes der Apotheke betragen. Dies verdeutlicht die finanziellen Auswirkungen, denen Apotheken ausgesetzt sein können, wenn sie nicht angemessen gegen Cybergefahren vorgesorgt haben.
Genau an diesem Punkt kommen Cyberversicherungen ins Spiel. Sie bieten Apotheken einen finanziellen Schutz und eine Absicherung gegen die potenziellen Folgen von Cyberangriffen, Datenverlust und Datenschutzverletzungen. Eine Cyberversicherung kann unterschiedliche Leistungen umfassen, wie zum Beispiel Kosten für die Wiederherstellung von Daten, forensische Untersuchungen zur Aufklärung von Cyberangriffen, Haftpflichtdeckungen bei Datenschutzverletzungen sowie Unterstützung bei der Krisenkommunikation.
Darüber hinaus bieten Cyberversicherungen oft auch Präventionsmaßnahmen und Beratungsdienste an, um Apotheken bei der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen und der Risikominimierung zu unterstützen. Dies kann beispielsweise die Durchführung von Sicherheitsaudits, Schulungen für Mitarbeiter zur Sensibilisierung für Cybergefahren und die Einrichtung eines Notfallplans umfassen.
Obwohl Cyberversicherungen für Apotheken einen wichtigen Schutz bieten, ist das Bewusstsein für ihre Bedeutung noch relativ gering. Viele Apotheken, insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen, sind sich der Risiken, die mit Cyberangriffen verbunden sind, nicht vollständig bewusst oder schätzen diese falsch ein. Oft wird angenommen, dass etablierte Sicherheitsmaßnahmen ausreichend sind, um vor Cyberkriminalität zu schützen. Allerdings entwickeln sich die Bedrohungen ständig weiter, und es bedarf eines umfassenden Sicherheitskonzepts, das auch den finanziellen Schutz durch eine Cyberversicherung einschließt.
In einer Zeit, in der Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen immer häufiger auftreten, sollten Apotheken die Bedeutung von Cyberversicherungen erkennen. Sie bieten nicht nur finanziellen Schutz, sondern auch Unterstützung bei der Prävention und Bewältigung von Cybergefahren. Angesichts der möglichen finanziellen Folgen von Verstößen gegen Datenschutzbestimmungen und den wachsenden Bedrohungen durch Cyberkriminalität sollten Apotheken Cyberversicherungen als unverzichtbaren Bestandteil ihrer Risikomanagementstrategie betrachten.
von Oliver Ponleroy, Fachjournalist