Das moderne Hochleistungs-Bearbeitungszentrum führt ein paar letzte Arbeitsschritte aus. Maschine, Werkzeug und Produkt haben in Euro einen Gegenwert im sechsstelligen Bereich. Gesteuert wird der Fertigungsprozess von ein paar losen, an der Maschine baumelnden Platinen und Tastern. Unmöglich? Grotesk? Ja. Aber diese drastische Übertreibung macht deutlich, welche elementare Bedeutung moderne Gehäuse und ihre Kernfunktion - der Schutz vor Störeinflüssen - für die Industrie haben.
"Die Anforderungen an die Gehäusehersteller steigen weiter", stellt Experte Thomas Ostermann fest. Er ist Vertriebsleiter bei der auf Gehäuse aus Metall und Kunststoff spezialisierten apra-Gruppe mit Sitz in Mehren. Der Mittelständler aus der Vulkaneifel hat im Segment "Normgehäuse" die weltweit größte Bandbreite im Angebot. Über eine Million solcher Standard-Hüllen für modernste Elektronik liefert apra-norm jedes Jahr an Kunden in aller Welt. Ostermann: "Hitze, Kälte, Staub, elektromagnetische Störungen, Feuchtigkeit, Feuer oder Vibration können die Funktionsweise der sensiblen und leistungsfähigen Elektronik unserer Kunden beeinträchtigen. Für alle diese Anforderungen müssen wir heute passgenaue Lösungen anbieten." Die Vielfalt der Schutzlösungen der apra-Gruppe vom Klein- über moderne Tischgehäuse bis hin zum 19-Zoll-Schrank ist dabei in der Branche einmalig.
Innovative Klimasysteme schützen vor Hitze und Kälte
apraNET verfügt mittlerweile beispielsweise über ein breites Angebot an Klimasystemen für 19-Zoll-Racks (Computer-Schränke) wie sie in Rechenzentren etwa bei Forschungseinrichtungen, Universitäten, Telekommunikationsunternehmen oder beim Militär zum Einsatz kommen. Die Palette reicht dabei von intelligenten Konstruktionen mit "passiver Kühlung" - zum Beispiel einer Tür mit vielen kleinen Löchern, die einen optimierten Luftstrom ermöglicht - über elektronisch gesteuerte Lüftereinschübe mit einem Volumenstrom von 220m3/h bis hin zu Hochleistungsklimaanlagen. "Unser Spitzenmodell erreicht eine Kühlleistung von 40 Kilowatt pro Rack. Zum Vergleich: Experten planen bei einer herkömmlichen Raumklimaanlage ungefähr mit 20 Mal weniger Leistung für die gleiche Fläche", so Michael Weber, verantwortlich für apraNET. Der Unternehmensbereich gehört zur apra-norm Elektromechanik GmbH, einem Unternehmen der apra-Gruppe, und hat sich auf hochwertige Netzwerk-, Daten- und Industrieschranksysteme spezialisiert. Die immer kompakter und leistungsfähiger werdenden Rechner - wie zum Beispiel moderne Blade-Server - mit hoher Leistung und hoher Abwärme machen solche ausgeklügelten Kühllösungen notwenig.
Höchste Anforderungen im Transportwesen und beim Militär
Thomas Ostermann: "Wenn die Steuerungselektronik unserer Kunden in einem Flugzeug zum Einsatz kommt, muss sie aber nicht nur vor Abwärme und Erschütterung geschützt sein. Bei einem Druckabfall kann es auch zu einem plötzlichen Temperatursturz kommen. Es wäre fatal, wenn die Technik davor nicht geschützt ist." Vor Erschütterungen gesicherte apra-Gehäuse schützen aber nicht nur in Flugzeugen, sondern beispielsweise auch auf Schiffen, in Lkw, Baumaschinen oder Hochgeschwindigkeitszügen sensible Elektronik.
Eine ebenso große Bedeutung hat bei der hohen Dichte von elektronischen Geräten heute der Schutz vor elektromagnetischen Einflüssen. Dabei geht es aber nicht nur um die Störung durch benachbarte Systeme: "Gerade im militärischen Sektor spielt der Schutz vor elektromagnetischen Impulsen - kurz EMP - eine besondere Rolle."
Für die Spezialisten der apra-Gruppe eine echte Gratwanderung: Schließlich geht es bei der Gehäuseherstellung um ein optimales Design mit Öffnungen, die zwar für eine gute Belüftung sorgen, gleichzeitig aber nicht größer als nötig sind, um den bestmöglichen Schutz vor elektromagnetischen Störeinflüssen zu bieten.
V-0-Gehäuse lassen Feuer keine Chance
Die hohe Dichte moderner Elektronik bringt aber auch noch ein weiteres Problem mit sich. Ein Kabelbrand in einem 19-Zoll-Schrank kann bei Telekommunikationsunternehmen, Stromversorgern oder in der Leitstelle einer Fernsehstation zu gravierenden Problemen führen, besonders dann, wenn sich das Feuer unkontrolliert ausbreitet. "Wir haben sogenannte Schranküberwachungssysteme entwickelt, die Temperaturen oder Rauch messen und mit Feuerlöschsystemen gekoppelt sind. Diese Systeme können sogar online überwacht werden. Gleichzeitig bieten wir etwa im Kunststoffbereich selbstverlöschendes Material der Klasse V-0 an. Dieses Material findet in Gehäuselösungen Anwendung, die besonderen Brandschutzverordnungen unterworfen sind. Das ist in der Telekommunikationsbranche so oder bei Gehäusen für den US-amerikanischen Markt", so apra-Vertriebsleiter Ostermann.
Spritzwasser oder Regen: Gefahr für sensible Elektronik
In der rauen Umgebung einer industriellen Produktionshalle oder beim Einsatz in Anzeigetafeln auf Bahnhöfen spielt der Schutz vor Spritzwasser oder Regen und Sturm ebenfalls eine zentrale Rolle. apra-Lösungen kommen hier zum Beispiel als Steuerungseinheiten für Maschinen in Fertigungsbetrieben weltweit oder auch als Gehäuse für Informationstafeln beispielsweise auf dem neuen Berliner Hauptbahnhof zum Einsatz.
Die apra-Gruppe macht die umfassenden Schutzlösungen zum zentralen Thema ihres Messeauftritts auf der electronica 2008 (Stand B5.261). Das Unternehmen zeigt dort unter anderem ein neues, robustes Gehäuse - IProtect - für den Einsatz im Maschinenbau und in der Elektrotechnik. Das je nach Kundenwunsch aus ABS oder Polycarbonat gefertigte Gehäuse bietet einen Schutz bis zu IP 67.
Die electronica, Leitmesse für elektronische Komponenten, Systeme und Anwendungen, findet im November (11. bis 14.11.2008) in München statt.