Die Aktivierung der zweiten von drei Stufen im Notfallplan Gas war erwartet worden – und wurde nun schneller in Kraft gesetzt als gedacht. Die ASEW begrüßt das Vorgehen der Bundesregierung grundsätzlich. Laut ASEW-Geschäftsführerin Daniela Wallikewitz muss dieser Beschluss nun aber von einem ganzen Bündel an konkreten Maßnahmen begleitet werden. „Der Schritt an sich ist wichtig, um den Ernst der Lage zu betonen und damit zusammenhängend wichtige Maßnahmen für den Fall einer weiteren Verschlechterung der Versorgungslage vorzubereiten. Allerdings kommt es nun entscheidend darauf an, die noch verbleibende Zeit zu nutzen. Es wäre das vollkommen falsche Vorgehen, es nun dabei bewenden zu lassen. Es bedarf einer Menge an Maßnahmen, um die, da sollten wir uns keine falschen Illusionen machen, erwarteten Gasengpässe durch weiter gedrosselte russische Lieferungen ansatzweise zu kompensieren.“
Entscheidend wird dabei das Mitwirken der gesamten Gesellschaft sein. Mit der vor kurzem angelaufenen Energiesparkampagne des Bundes ist ein erster Schritt getan. Auf diesem muss nun weiter aufgebaut werden: „Es ist eben keine alte, überholte Tugend, auf effizienten Energieeinsatz zu achten. Daran können alle Menschen teilnehmen. Sei es nun, die Heizungen so lange wie möglich im Sommerbetrieb zu lassen oder auch kürzer und kälter als sonst zu duschen: Mit vielen Maßnahmen kann jeder von uns einen Beitrag leisten, der in der Gesamtschau dazu führt, diese Krise zu bewältigen. Dazu ist unsere Gesellschaft, das hat sie in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, stark genug.“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach von „Versäumnissen der letzten Dekade, die uns jetzt in diese Bedrängnisse geführt haben“. Der Blick auf die Vergangenheit darf jetzt indes nicht die Arbeit für den Moment und für die Zukunft trüben! „Wir müssen nun mit aller Kraft daran arbeiten, die viel zu lange zum Stillstand gekommene Energiewende möglichst schnell wieder nach vorne zu bringen. Dazu darf der Blick jedoch jetzt weder zu einseitig nur auf die Wärmewende, noch nur auf die Stromwende gerichtet sein. Bereits eine frühere Bundesregierung hat die Energieeffizienz als weitere Säule der Energiewende bezeichnet. Auch hier müssen wir nun schnellstmöglich Potenziale heben. Mit dem Beschluss zur Beschleunigung des Baus von LNG-Terminals hat die Bundesregierung an anderer Stelle bereits vorgelegt. Dieses Beispiel könnte auch für die Energiewende Schule machen, Stichwort Repowering von Onshore-Windrädern.“
Zentral für die kommenden Monate, möglicherweise sogar Jahre, wird auch sein, die Endkundinnen und -kunden für die anstehenden Veränderungen einzunehmen. „Davon hängt viel ab, nämlich ob die Menschen vor Ort bei weiteren, langfristig großen Nutzen bringenden, aber kurzfristig teure Investitionen erfordernden, Weichenstellungen mitziehen. Das betrifft etwa einem forcierten Ausbau erneuerbarer Erzeugung, die Ertüchtigung der Energie-Infrastruktur hierfür und den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und, ja auch das, Forderungen an jeden einzelnen etwa zum Heizungstausch oder der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden.“
In unseren Händen liegt es nun, ob wir die großen Herausforderungen ohne Angst angehen, aktiv die sich auch bietenden Chancen ergreifen und so letztlich gemeinsam gestärkt aus dieser gerade erst beginnenden, damit aber auch von uns noch gut beeinflussbaren Krise hervorgehen.