Bereits am 14. Oktober war die Höhe der Offshore-Netzumlage bekanntgegeben worden. Sie steigt 2023 von aktuell 0,419 auf 0,591 Cent je Kilowattstunde – ein Plus von rund 41 Prozent. Insgesamt werden über die Umlage im kommenden Jahr Kosten von mehr als 2,3 Milliarden Euro gewälzt. Insbesondere die Kosten für die Netzanbindung fallen um rund 500 Millionen Euro höher aus als 2022.
Die heute bekanntgemachten Höhen der verbleibenden Umlagen folgen diesem Trend nicht: Die KWKG-Umlage sinkt leicht von 0,378 auf 0,357 Cent je Kilowattstunde (minus 5,6 Prozent). Auch die §19 Strom-NEV-Umlage fällt im kommenden Jahr etwas geringer aus: Sie fällt auf 0,417 Cent je Kilowattstunde (2022: 0,437; minus 4,6 Prozent).
Nicht mehr erhoben wird, ebenso wie die EEG-Umlage, die Umlage für abschaltbare Lasten (AbLaV).
Insgesamt verteuern die Umlagen den Strompreis 2023 um 1,365 Cent je Kilowattstunde.
„Auch wenn mit der EEG-Umlage der größte Umlagenposten entfallen ist, zeigen die verbliebenen Umlagen doch einen wichtigen Trend“, ist Daniela Wallikewitz, Geschäftsführerin der ASEW, überzeugt. „Insbesondere die netzseitigen Umlagen sind weiterhin ein wichtiger Indikator. Die Umlagen gehen einen parallelen Weg zu den Netzentgelten, die ebenfalls deutlich steigen. Hier schlagen sich unter anderem die notwendigen Investitionen in die Netze nieder, vor allem die Anbindung der Offshore-Erzeuger sowie der nötigen HGÜ-Leitungen in den Süden. Auch in Zukunft bleiben die Umlagen somit ein wichtiger Posten des Strompreises – inwieweit die Harmonisierung der Berechnungsgrundlage nach der Überführung in ein eigenes Umlagengesetz hier zu einer Stabilisierung führt, lässt sich jetzt noch nicht prognostizieren.“
Mit sinkenden Strompreisen ist indes kurz- und mittelfristig eher nicht zu rechnen. Aufgrund der hohen Belastung der Kundinnen und Kunden bei den Energiepreisen kann man Energieversorgern jedoch nur zu erhöhter Sorgfalt für die eigene Kund:innenkommunikation raten: „Kund:innen sind sensibel, was den Strompreis angeht“, weiß Torsten Brose, Leiter Vertriebslösungen bei der ASEW. „Dies wird stellenweise von sehr eindeutiger Berichterstattung zusätzlich genährt. Es empfehlen sich in jedem Fall Offenheit und Transparenz in der Kommunikation! Die Dinge beim Namen nennen und sagen, warum dies so ist, werden die Kund:innen ihrem Versorger danken. Solange sie Preisanpassungen nachvollziehen können, ‚verzeihen‘ Kund:innen auch unpopuläre Maßnahmen wie Preiserhöhungen. Voraussetzung dafür ist jedoch ein vertrauensvolles Verhältnis zum eigenen Energieversorger – wie dies bei den regional agierenden Stadtwerken die Regel ist!“
Nach wie vor ist es damit eine vordringliche Aufgabe, die eigenen Kunden über die komplexe Zusammensetzung ihres Strompreises zu informieren. Zusammen mit dem stetig steigenden, nur kurzfristig gebremsten CO2-Preis ergibt sich eine durchaus spürbare Belastung der Verbraucher bei den Energiepreisen. Die ASEW unterstützt Mitglieder hierbei mit einer Auswahl an animierten Erklärfilmen. Sechs ihrer Wahl können ASEW-Mitglieder in einer neutralen Version kostenfrei nutzen. Gegen einen moderaten Aufpreis ist auch eine Individualisierung möglich. Für die direkte Kommunikation einer Preisanpassung bietet die ASEW dem Netzwerk ein Informationspaket bestehend aus Musterbriefen und einem Flyer zur Strompreiszusammensetzung.