In Deutschland betreibt der Konzern in Hamburg bereits ein Werk mit DRI-Anlage und Elektrolichtbogenofen, bei dem die Umstellung auf den Einsatz von Wasserstoff vorbereitet wird. Mit dem geplanten Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland beabsichtigt ArcelorMittal bis 2026 den Bau einer großindustriellen Anlage zur Direktreduktion von Eisenerz (DRI) in Bremen und einer innovativen DRI-Pilotanlage in Eisenhüttenstadt in Kombination mit Elektrolichtbogenöfen.
Unter Einsatz von grünem Wasserstoff wird dann eine Kapazität von bis zu 3,5 Millionen Tonnen Stahl mit deutlich weniger CO2-Emissionen erzeugt werden. Abhängig von der verfügbaren Wasserstoffmenge können CO2-Einsparungen von mehr als fünf Millionen Tonnen im Vergleich zur aktuellen Hochofenroute ermöglicht werden. Die Technologieumstellung erfordert Investitionen in Milliardenhöhe und verursacht wesentlich höhere Produktionskosten.
„Mit unserem Konzept zur Transformation der Standorte in Bremen und Eisenhüttenstadt stellen wir uns der Aufgabe der beschleunigten Umsetzung einer klimaneutralen Stahlproduktion. Nun bedarf es der konkreten politischen Unterstützung und Förderung seitens der Bundesregierung und der EU, um die Umsetzung zu ermöglichen“, kommentiert Reiner Blaschek, CEO von ArcelorMittal Flachstahl Deutschland.
Hintergrund
Zur Umsetzung des Vorhabens plant ArcelorMittal die schrittweise Anpassung der Produktion in Bremen und Eisenhüttenstadt, um grünen Qualitätsstahl auf Wasserstoffbasis wettbewerbsfähig herstellen zu können. Dieses Jahr werden die beiden Hochöfen an den Standorten umgerüstet, um noch 2021 Erdgas einzublasen und damit die CO2-Emissionen bereits weiter zu senken. Anschließend sollen DRI-Anlagen an beiden Standorten errichtet werden. In Bremen will ArcelorMittal in der Übergangsphase Erdgas und später Wasserstoff aus Elektrolyse nutzen, der im Rahmen des regionalen norddeutschen Verbunds Clean Hydrogen Coastline verfügbar werden soll. Dieser Eisenschwamm soll zunächst die Stahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt versorgen, bis das regionale Wasserstoffcluster Ostbrandenburg auch den Standort Eisenhüttenstadt mit ausreichend Wasserstoff zur Stahlproduktion versorgen kann. In der Übergangsphase soll zusätzlich benötigter Wasserstoff in Eisenhüttenstadt mit Hilfe einer Pyrolyse-Anlage aus Erdgas erzeugt werden, die auf dem Werksgelände errichtet wird. Über die regionalen Wasserstoffverbünde sollen beide Standorte langfristig in das europäische Wasserstoffnetz eingebunden werden, um ihre Versorgung abzusichern.