Die Indikatoren Auftragseingang und Umsatz entwickeln sich in Deutschland weiterhin positiv. Obwohl die Befragungsergebnisse aus dem Vorquartal ein gedrosseltes Wachstumstempo nahegelegt hatten, wuchsen beide Indikatoren in Q 1 2013 stark. Nur 11% der Architekturbüros berichten von weniger Neuaufträgen, bei 31% der Architekten stiegen die Auftragszahlen. Der Anteil der Firmen mit einem Abstieg um 5% ist von 9% in Q4 2012 auf 3% in Q 1 2013 gesunken. Nur 3% der deutschen Architekten erwarten in den nächsten 12 Monaten ohne Aufträge dazustehen - das ist der niedrigste Wert, der bisher in Deutschland gemessen wurde. Der deutsche Markt dürfte sich weiterhin von Jahr zu Jahr steigern, doch angesichts der derzeitigen Marktlage ist im Jahr 2013 ein Anstieg des Bauvolumens von etwa 1% zu erwarten.
Die Auftrags- und Umsatzentwicklung ist bei den britischen Architekten bereits im vierten Quartal in Folge aufwärts gerichtet, d. h. diese beiden Indikatoren verbesserten sich bei mehr Architekten an als dass sie sich verschlechterten. Der Anteil der Unternehmen, die von steigenden Auftragszahlen berichten können, ist von 5% in Q4 2012 auf 12% in Q1 2013 gesunken. Die britischen Architekten (und damit auch der britische Bausektor) sind auf dem richtigen Weg. Dennoch dürfte es noch lange dauern, bis das Bauvolumen wieder das Niveau von 2008 erreicht. Arch-Vision erwartet, dass die Entwicklung 2013 etwas besser verlaufen wird als 2012 (+1% Wachstum beim Bauvolumen).
Ganz offensichtlich hatten die französischen Architekten im Jahr 2013 keinen leichten Start ins Jahr 2013. Ganz im Gegenteil ähnelt ihre Lage der Situation von Anfang 2009. Die Hälfte der französischen Architekten berichten von sinkenden Auftragszahlen (10% von einem leichten Rückgang um bis zu 5% und 40% von einem Rückgang um über 5%).Die Stimmung der französischen Architekten war nie zuvor so schlecht. Momentan sind die Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung noch vergleichbar gering, doch der deutlich negative Trend, der sich in den letzten Quartalen in Frankreich beobachten ließ, gibt Grund zur Besorgnis - es ist eindeutig, dass der Branche harte Zeiten bevorstehen. Arch-Vision erwartet in Frankreich 2013 ein um mindestens 2% geringeres Bauvolumen als 2012.
Anders als bei ihren französischen Kollegen verlief das erste Quartal für die spanischen Architekten etwas weniger negativ als Q 4 2012. Die rückläufige Entwicklung scheint sich zumindest zu verlangsamen. Zum ersten Mal seit Q3 2011 melden weniger als 20% der spanischen Architekten einen Rückgang ihrer Neuaufträge um mehr als 5%. Auch wenn der Anteil der Architekten mit anwachsenden Ordervolumina gering bleibt (14%): Es ist bereits ein positives Zeichen, dass die Situation sich bei etwa 42% nicht verschlechtert hat. Die Prognose von Arch-Vision: Ende 2013 dürften das spanische Bauvolumen um 7% unter dem Niveau von 2012 liegen.
Das erste Quartal 2013 war in Italien weiterhin von einem Negativtrend gekennzeichnet. 65% der Architekten gaben an in Q1 2013 weniger Neuaufträge bekommen zu haben als in Q4 2012. In dieser Hinsicht war Q4 das schwächste Quartal seit Anfang der Arch-Vision-Messungen in Italien (mit ungefähr 73% der Architekten, die einen Rückgang in ihren Auftragsbüchern hinnehmen mussten). Es lässt sich nur schwer abschätzen, ob die Talsohle bereist durchschritten ist oder ob die nächsten Quartale in Italien weniger negativ sein werden. Die Analyse des italienischen Baumarkts wurde an die jüngsten Umfrageergebnisse für die Architektenstimmung und die Entwicklung der Baugenehmigungen angepasst. Demnach könnte der italienische Markt mit einem gegenüber 2012 um 9% niedrigeren Bauvolumen aus dem Jahr 2013 gehen.
Die Aussagen der niederländischen Architekten zu ihren Auftragsbüchern und Umsätzen sind in Q1 2013 etwas positiver als in Q4 2012 - wenigstens ist der Rückgang der beiden Indikatoren nicht mehr so stark wie im vorigen Quartal. 27% der Architekturbüros hatten Auftragsverluste um mehr als 5% (in Q4 2012 waren es 37%). Außerdem war der Anteil der Architekten, die berichten, dass sie erfolgreicher waren als im Vorquartal, mit 29% auf dem höchsten Stand seit Q3 2011. Die weniger negative Entwicklung in den Niederlanden spiegelt sich unmittelbar in den Erwartungen der Architekten wider: 23% erwarten, dass sie in den nächsten 12 Monaten leere Auftragsbücher haben werden - nur sechs Monate zuvor fürchteten noch 36% eine solche Entwicklung. Für 2013 (-5%) und 2014 (-1 Prozent) sind Rückgänge des niederländischen Bauvolumens zu erwarten.
In Belgien wurden erst zwei Arch-Vision-Messungen durchgeführt. Der belgische Markt wirkt in Bezug auf die Auftragslage der Architekten stabil, doch der Umsatz sank in Q1 2013 bei 25% der Architekten (21% in Q4 2012). Die belgischen Architekten bleiben dennoch positiv gestimmt: Nur 7% haben für die nächsten 12 Monaten Sorgen wegen leerer Auftragsbücher- dieser Anteil ist nur in Deutschland niedriger.
In Q1 2013 wurde die Arch-Vision-Barometermessung erstmals auch in Polen durchgeführt. Für weit reichende Schlussfolgerungen ist es deshalb noch zu früh. Dennoch bestätigen die Daten deutlich genug, dass der polnische Markt schwere Zeiten durchlebt. Für fast 50% der Architekten sind die ersten drei Monate 2013 schlechter verlaufen als Q4 2012: Bei 37% haben sich die Auftragsbücher stark geleert (um 5% und mehr) und sogar bei noch mehr Architekten (40%) sank der Umsatz. Fast ein Drittel der Firmen (31%) erwarten in den nächsten 12 Monaten leere Auftragsbücher. Zudem haben die polnischen Architekten den geringsten Auftragsbestand (für etwa 5 Monate) in allen 8 Ländern.
Diese und viele weitere Ergebnisse und Trends zu den europäischen Baumärkten findet man im europäischen Architektenbarometer, einer internationalen Untersuchung, die unter 1.600 Architekten in Europa erhoben wird. Die Studie wird in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Polen viermal im Jahr von Arch-Vision durchgeführt. Neben Indikatoren für die Vorhersage des europäischen Bauvolumens wird jedes Quartal ein Thema in den Mittelpunkt gestellt. In Q1 2013-Bericht lautet dieses Thema "Lieblingsmarken". Architekten können nicht nur als verlässliche Quelle für Informationen zur künftigen Baukonjunktur verwendet werden, sondern ihre Rolle ist überhaupt zentral, da sie großen Einfluss darauf haben, wie Projekte gebaut werden und welche Materialien verwendet werden.