Zeichneten 2014 noch knapp 300 Mitarbeiter für Planung, Bau und Kundenservice der über 1.000 Fertighausvarianten von Hanse Haus verantwortlich, beschäftigt der Fertighausspezialist heute bereits über 620 festangestellte Mitarbeiter. Ein deutlicher Wachstumskurs, der die bisherige IT-Struktur des Unternehmens an ihre Grenzen brachte: Nachdem bereits seit den 90er Jahren diverse Altsysteme, unter anderem eine Eigenentwicklung von Hanse Haus, zur Unterstützung der Geschäftsprozesse verwendet worden waren, nutzt Hanse Haus aktuell eine dedizierte Speziallösung für die Fertighausbranche. Diese bietet zwar Funktionen für Produktionsplanung und -steuerung, lässt sich jedoch nur textbasiert bedienen und entspricht damit generell nicht mehr dem heutigen Stand der Technik.
Starkes Unternehmenswachstum fordert effizientere Prozesse
„In der Vergangenheit ließ sich mit dem alten System durchaus gut arbeiten“, erklärt Jürgen Börtlein, Leiter IT-Systeme bei Hanse Haus. „Denn viele Funktionen, für die das alte System keine Unterstützung bietet, hatten wir im Laufe der Jahre durch Eigenentwicklungen auf Excel-Basis ergänzt. Gerade in jüngster Zeit – vor allem beim Einlernen der zahlreichen neuen Kollegen – wurden uns die Ineffizienzen in unseren eigenen Prozessen aber immer wieder deutlich vor Augen geführt. Gerade aufgrund der Brüche zwischen den Einzellösungen müssen viele Arbeiten in unterschiedlichen Bereichen doppelt erledigt oder Daten mühsam von Hand erfasst und übertragen werden.“
So lassen sich Daten aus dem CAD-System beispielsweise nicht automatisiert an das bestehende ERP-System übertragen. Die Berechnung der entsprechenden Materialbedarfe gestaltet sich entsprechend aufwendig: Ist der fertige Plan erstellt, wird dieser ausgedruckt und mit einem Maßstab vermessen, um Wand- und Bodenflächen zu berechnen. Diese werden anschließend in eine Excel-Tabelle eingetragen, welche auf Formelbasis benötigte Mengen an Fliesen oder Verputz ermittelt.
Moderne Funktionen für das digitale Zeitalter
„Nicht zuletzt vor dem Hintergrund unseres starken Wachstums können wir uns solche Ineffizienzen nicht mehr leisten“, so Jürgen Börtlein. Schon 2014 begann das Unternehmen daher damit, sich am Markt nach einer neuen Lösung umzusehen. Die Basis für das entsprechende Pflichtenheft stellte eine interne Prozessanalyse dar, die Hanse Haus im Vorfeld durchgeführt hatte.
„Da wir sehr projektorientiert arbeiten, stand ein leistungsstarkes Projektmodul ganz oben auf unserer Anforderungsliste“, betont Jürgen Börtlein. „Darüber hinaus war uns auch ein hoher integrierter Abdeckungsgrad unserer Prozessbereiche sowie eine benutzerfreundliche, ansprechende Oberfläche sehr wichtig. Schließlich sollte die neue Lösung Mobility-fähig sein. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung wird es immer wichtiger, dass Kollegen auf Außenterminen direkten Zugriff auf die Systeme haben und schon von unterwegs aus Informationen zu Interessenten übermitteln können.“
Asseco überzeugt durch starkes Projektmodul
Durch die Übernahme von Hanse Haus durch den Investor Adcuram wurde der Auswahlprozess jedoch zunächst auf Eis gelegt und erst Anfang 2017 für eine endgültige Entscheidung wieder aufgenommen. Da die Lösung der Asseco bereits 2014 zu den Favoriten für Hanse Haus gezählt hatte, entwickelten die beiden Unternehmen gemeinsam einen Prototyp, um auf diese Weise die Praxistauglichkeit der Lösung unter realen Bedingungen zu prüfen. Nachdem dieser Test positiv verlief, fiel die finale Entscheidung zugunsten Assecos.
„Einer der zentralen Faktoren für unsere Wahl war zweifellos die Stärke von APplus im Projektgeschäft“, erinnert sich Jürgen Börtlein. „Aus unserer Sicht verfügt die Asseco-Lösung über das derzeit beste Projektsystem am Markt. Funktional ist es sehr weit fortgeschritten und in der Lage, bei uns den gesamten Prozess vom Eingang einer Anfrage über die Fertigstellung des Hauses bis hin zur Nachbetreuung des Kunden abzudecken. Damit ist das Projektmodul nicht nur unsere Steuerzentrale für alle Aufträge. Dadurch, dass sich auch unser Dokumentenmanagement-System daran anbinden lässt, agiert es zusätzlich als zentraler Informationsspeicher für alle unsere Projekte, mit dem wir beispielsweise Bauakten für die Bauherren mit wichtigen Dokumenten zu Bauantrag, Gutachten und Statik unmittelbar zusammenstellen können.“
Flexible Umsetzung von Spezialanforderungen
Vor allem bezüglich spezifischer Anforderungen profitiert Hanse Haus von der hohen Anpassungsflexibilität von APplus. Hauskomponenten wie Innentüren beispielsweise werden vom Unternehmen in unterschiedlichsten Materialien, Breiten, mit und ohne Lichtausschnitt oder mit rechtem oder linken Anschlag geliefert. Allein bezüglich der Türmodelle gilt es daher, über 5.000 Varianten abzudecken. Die Abbildung dieser komplexen Struktur an Produktvarianten bei Hanse Haus lässt sich in Form einer individuellen Anpassung in APplus erfüllen.
Auch die bei Hanse Haus gebräuchlichen Vertriebsstücklisten werden mithilfe einer Anpassung in APplus integriert. Denn diese stellen die Grundlage für die Kalkulation der Baukosten dar. So wird eine Einbaukomponente wie eine Dusche bei Hanse Haus zunächst als Standard-Dusche kalkuliert. Wird diese anschließend für den Kunden individuell angepasst – beispielsweise weil durch das Vorhandensein einer Nische keine Duschseitenwand notwendig ist – muss die nicht benötigte Komponente als „negativer Artikel“ von der Standard-Dusche abgezogen werden, inklusive aller damit verbundenen Faktoren wie ursprünglich mit einkalkuliertes Material oder Montagezeit.
Go-Live zur Jahresmitte
Aktuell befindet sich die Lösung in der Implementierungsphase. Im Zentrum steht hierbei sowohl die Übernahme der Stammdaten in das neue System wie auch die Entwicklung der benötigten individuellen Anpassungen. Der eigentliche Produktivstart der Lösung ist für Juni geplant. Im ersten Schritt werden dabei das Projektsystem und das Bestellwesen gestartet und damit die Aufgabenbereiche des bisherigen Altsystems von APplus übernommen. „Im zweiten Schritt werden wir dann die Funktionen der Insellösungen – zum Beispiel in der Materialwirtschaft, Auftragssteuerung, Zeiterfassung oder Service – durch zusätzliche Module in das ERP-System integrieren“, so Jürgen Börtlein. „Mittel- und langfristig wollen wir so eine deutliche Zeit- und Kostenersparnis sicherstellen.“