Warum das Sponsoring?
Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 100 Mitarbeiter an den drei Standorten Neuss, Balingen und Ulm. Es braucht engagierte Mitarbeiter, und die hat es. Agile betriebswirtschaftliche Standardsoftware, also Programme für Finanzen, Personal, oder Produktionsplanung, bedeuten für ihre Nutzer, aber auch für diejenigen, die sie implementieren, eine enorme Herausforderung. Sie verlassen gewohnte, herkömmliche Arbeitsumgebungen, müssen ihre Arbeitsweise neuen, dynamischen Software-Bedingungen anpassen, und brauchen die Bereitschaft, sich neuen Terrains zu stellen. Weil die alnamic-Belegschaft genau das kann, lebt und ausbaut, ist das erneute Regatta-Sponsoring nur eine logische Konsequenz. Denn die Transat ist Herausforderung pur.
Das Boot
Von Mitte März bis Ende Mai diesen Jahres baut die italienische Werft Cima Boats aus Grosseto für Lina Rixgens ein komplett neues Boot. Das Modell Wevo 6.5 verspricht beste Wettbewerbs-Eigenschaften. Der neu entwickelte Scow-Bug, rund statt spitz, gibt phantastischen Auftrieb und erlaubt der Seglerin, bei Raumwind und langen Atlantikwellen ins Surfen zu kommen – das Boot pflügt dabei nicht mehr durchs Wasser, sondern gleitet nur noch mit geringem Rumpfkontakt über die Welle. Sowas, sagt Lina, macht high. Das Cockpit ist spartanisch ausgestattet: Mechanischer, elektrisch unterstützter Autopilot mit Fernbedienung, GPS, aber ohne elektronische Seekarte, zwei Mehrfach-Anzeigen für Windrichtung, Strom, Anstellwinkel und Kompasskurs und drei Winschen, das wars.
Die Regatta
Die Mini Transat findet alle zwei Jahre statt und startet traditionell im Nordwesten Frankreichs an der französischen Atlantikküste. Erster Zwischenstopp ist nach rund 1400 Seemeilen (sm) auf den Kanarischen Inseln. Nach einigen Tagen Reparatur- und Trimm-Aufenthalt geht es auf die Grande Etappe über den Atlantik, je nach Organisator in die Karibik oder nach Brasilien. Das klingt nach Sehnsuchtsorten, ist Lina zufolge auch sicher schön dort, bedeutet aber 18-21 Tage ohne nennenswerten Schlaf und höchste Herausforderung an Mensch und Material.
Als Voraussetzung für die Teilnahme müssen sich die Teilnehmer*innen durch mehrere Vorbereitungstörns und -Rennen qualifizieren. Dazu gehören 1500sm innerhalb von Classe Mini Regatten in Frankreich, Italien oder Spanien und ein Quali-Törn über 1000sm über eine vorgegebene Route. 2020 findet voraussichtlich zum erstem Mal eine Classe Mini Regatta auf der Ostsee statt. Alles Meilen und damit Auseinandersetzungen mit Boot, Wetter und Welle, die Boot und Seglerin brauchen, um zu einem Organismus zu werden. Denn der soll auch unter extremen Bedingungen gut funktionieren. Schließlich will Lina 2021 nicht nur wie bereits 2017 als erste deutsche Frau überhaupt durchs Ziel laufen, sondern einen der oberen Plätze belegen!
Wochenlang allein, wie fühlt sich das an?
Einhand, und das bedeutet wirklich tagelanges Allein- und auf sich gestellt-Sein, ist eine hoch komplexe Angelegenheit. Ein Mensch macht alles, solo. Auf hohem Niveau. Denn die Wevo ist kein Ausflugsboot für schönes Wetter, sondern das Zusammenspiel aus modernem Bootsbau, Top-erfahrener Seglerin, und der Fähigkeit, beides richtig zu orchestrieren. Man muss die eigenen Ressourcen und die des Bootes managen, so Lina. Es kommt drauf an, Navigaion, Wetter und Trimm während der Fahrt immer optimal zu balancieren. Auch bei 35 ° Celsius und 30 Grad Krängung. „Du bist immer auf der Suche nach dem besten Trimm. Wie ist die Stellung des Bugs zum Wind, wie treffe ich in die Welle, was ist beim erwarteten Wind der beste Kurs?,“ beschreibt Lina ihre Regatta-Erfahrung. Alles Entscheidungen unter Unsicherheit, denn es gibt keine Gleichung, die sich auflösen ließe. Und keine Kommunikation zum Land. Das einmal täglich morgens durchgegebene Wetter – wenn es einen denn über Langwellensender erreicht, kann sich schnell ändern. Dazu die Gefahr von Materialausfällen wegen der extremen Beanspruchung des Bootes. „Ich habe zwar alles an Ersatzteilen dabei, aber die muss ich dann auch einbauen; bei Müdigkeit, bei Schlechtwetter, und während ich um meine Platzierung kämpfe.“ Bei Ihrer 2017er Teilnahme musste sie, zum Glück im Windschatten der Kapverdischen Inseln, den Mast hoch, da sich das Babystag, ein Teil des Riggs, aus seiner Verankerung gelöst hatte.
Aber all das wird auch schon während der Fahrt auf hoher See belohnt: „Der vollkommen klare und durch kein Licht gestörte Sternenhimmel. Wenn Delfine kommen. Oder wenn du einfach die Wellen runtersurfst und es läuft. Und das Ankommen. Das ist nach so einer Fahrt einfach überwältigend!“