Eine repräsentative Studie1 hat gezeigt, dass jeder vierte im Krankenhaus Behandelte mangelernährt ist, was nicht nur vor Operationen ein Risiko darstellt. Positiv ist: Der Ernährungszustand kann mit einer an den individuellen Bedarf angepassten Ernährungstherapie verbessert und einem Gewichtsverlust entgegengewirkt werden. Sie kann Menschen mit Krebs mehr Kraft geben, um eine anstrengende Tumortherapie durchzustehen. Begleiterscheinungen und Risiken der Krebstherapie können reduziert und die Lebensqualität gesteigert werden. Auch alte Menschen können von eiweißreicher Zusatznahrung profitieren, weil sie zusammen mit einer gezielten Bewegungstherapie den Muskelaufbau stimulieren kann. Wichtig ist, dass professionell Pflegende, Betroffene oder Angehörige das Körpergewicht des Betroffenen und sein Essverhalten im Auge haben. Die Handkraftmessung ist eine einfache und wirksame Methode, eine Mangelernährung zu erkennen. Denn neben dem Gewichtsverlust kann auch ein spürbarer Kraftverlust ein deutlicher Hinweis auf eine Mangelernährung sein. Viele Betroffene sind dann ratlos und fragen in ihrer Apotheke um Rat. „Die mit uns kooperierenden Apotheken erhalten von uns eine Schulung über Mangelernährung und die Produkte, damit sie Betroffene ausführlich beraten können“, sagt Strotmann.
Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) empfehlen, die Ernährung mit fett- und eiweißreichen Lebensmitteln anzureichern, um den Körper mit ausreichend bzw. zusätzlicher Energie und Nährstoffen zu versorgen. Besonders geeignet sind spezielle Produkte für die enterale Ernährung, wie z. B. eiweißreiche Trinknahrung, Shakes oder ein eiweißreiches Pulver.
Zu den teilnehmenden Apotheken gehören die Regenbogen Apotheke in Vellmar, die Acuna Apotheke in Roth, die KULP-Apotheken in Kassel (Zwehren und Vorderer Westen), die Bärenapotheke in Erbach, die Brandsche Apotheken in Minden und Porta Westfalica, die St. Martin Apotheke in Fritzlar sowie die Rosenapotheke in Melsungen.
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Hintergrund:
Mangelernährung und wie sie entsteht
Mangelernährung und Gewichtsverlust können unterschiedliche Ursachen haben. Bei alten Menschen kommt oft ein Verlust der Muskelmasse vor. Krebspatienten leiden häufig unter Appetitlosigkeit, auch bedingt durch Therapienebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Geschmacksveränderungen, Entzündungen der Mundschleimhaut, Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.
In der Regel deutet ein Gewichtsverlust von fünf Prozent binnen sechs Monaten oder ein Body-Mass-Index (BMI) von unter 20kg/m2 auf eine Mangelernährung (Kachexie) hin. Mangelernährung kann jedoch ebenso bei Übergewicht oder Gewichtszunahme auftreten, da nicht nur Körperfett, sondern auch Muskelmasse abgebaut wird und sich Flüssigkeit einlagert. Mangelernährung trifft häufig bei sehr alten Menschen und / oder bei chronischen Erkrankungen, wie z. B. Krebs oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), auf.
1 Pirlich M, Schütz T, Norman K, Gastell S, Lübke HJ, Bischoff SC et al. The German hospital malnutrition study. Clin Nutr 2006; 25(4):563–72.