Reallabore als Innovationszentren
In Vorbereitung des Neubaus der Firmenzentrale richtete Balluff auf dem Firmengelände in Neuhausen a.d.F. eine New Work Area ein. Hier können die Teams die neuen Arbeitsplätze testen. Die Erkenntnisse und die Rückmeldungen werden nicht nur firmenintern zur Weiterentwicklung genutzt, sondern fließen auch in das Forschungsprojekt – als sogenanntes Reallabor – ein. „Als Pilotunternehmen arbeiten wir direkt mit den Forschenden in einer echten Arbeitsumgebung zusammen, setzen uns Innovationsziele und sammeln Feedback“, erklärt HR-Experte Philipp Bofinger, der das Projekt auf Unternehmensseite koordiniert. Der gemeinsame Anspruch aller Partner: Pläne sollen konkret, Maßnahmen praxisorientiert und Ergebnisse für Unternehmen und Kommunen weiterverwendbar sein.
„Wir wollen unserer Belegschaft als moderner und zukunftsorientierter Arbeitgeber ermöglichen, flexibel am Standort, aber auch von unterwegs oder zu Hause zu arbeiten“, erklärt Geschäftsführerin Katrin Stegmaier-Hermle. „Als Familienunternehmen mit regionalen Wurzeln wollen wir außerdem einen Beitrag zur nachhaltigen Verkehrsentlastung in der Region leisten. Diese beiden Ziele, flexibles Arbeiten und Verkehrsentlastung, gehen Hand in Hand.“
Arbeitsmobilität neu denken
Die Region Stuttgart gehört seit Jahren zu den staureichsten Gebieten Deutschlands: 900.000 Beschäftigte pendeln hier zur Arbeit, die Folgen sind Lärm, Staus und hohe Schadstoffemissionen. Jährlich verlieren Autofahrer so nach aktueller Schätzung 42 Stunden, der wirtschaftliche Schaden beläuft sich auf mehr als 85 Millionen Euro. 40% dieser Verkehrsleistung entsteht allein durch Berufsverkehr. Ziel des Projekts ist deshalb, innovative Formen der Arbeitsmobilität zu testen, um den urbanen Verkehr nachhaltig zu entlasten. „Mit der Balluff GmbH haben wir ein Unternehmen an Bord, das bereit ist, neue Arbeits- und Mobilitätsformen auszuprobieren”, sagt Matthias Wörlen von der Zeppelin Universität. In Befragungen, Diskussionen und Workshops testen Beschäftigte bei Balluff gemeinsam mit Forschenden, wie mobiles Arbeiten und nachhaltige Verkehrsmittelwahl gelingen können. Auch Selbstorganisation, digitale Teamarbeit und psychische Gesundheit stehen auf der Agenda.
Ein Gewinn für alle Beteiligten
Als Pilotprojekt will VenAMo öffentliches Bewusstsein für die entwickelten Maßnahmen schaffen. Ziel ist, die gewonnenen Erkenntnisse direkt für Entscheidungsträger in Industrie und Verkehrsplanung verfügbar zu machen. Denn von nachhaltigen Arbeits- und Mobilitätsformen profitieren nicht nur die Stuttgarter Pendler und der städtische Verkehr, sondern auch die Angestellten bei Balluff ganz konkret: „Es ist uns wichtig, unseren Mitarbeitern nicht einfach ein Konzept überzustülpen“, erklärt Stegmaier-Hermle. „Wir wollen unserer Belegschaft Vertrauen entgegenbringen: Gute Arbeit kann unabhängig von Raum und Zeit entstehen. Langfristig wollen wir so Zufriedenheit, Motivation und Ausgeglichenheit steigern. Der wegfallende Stress im Pendelverkehr ist nur ein erster Schritt.“
Der Projektverbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der Lehrstuhl für Sozioökonomik (LSÖ) der Zeppelin Universität ist Koordinator, die Verbundpartner sind das Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart, das Institut für Verkehrswesen (IfV) am Karlsruher Institut für Technologie sowie die Balluff GmbH. Der Verbund wird unterstützt durch die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) und den Verband Region Stuttgart (VRS).