Karl-Peter Simon, Geschäftsführer von Bauer Gear Motor erklärt, wie die ‚Connected Factory‘ Lieferzeiten sowohl bei Standard- als auch kundenangepassten Lösungen minimieren kann.
In der heutigen, stetigem Wandel unterworfenen Welt, in der die internationale Kommunikation in Echtzeit stattfindet und die Märkte stärker als je zuvor umkämpft sind, müssen Fertigungsunternehmen ihren Endanwendern genau zuhören, um zu erfahren, wie sie deren Bedürfnisse am besten erfüllen können. Während viele Kunden nach wie vor auf Produkte setzen, die schnell und einfach zu spezifizieren sind, erwarten immer mehr einen besseren Service in der Planungsphase und wünschen sich maßgeschneiderte Getriebemotorlösungen, die das Maximum an Leistung aus ihren Anwendungen herausholen.
Bauer arbeitet seit langem mit einem modularen Konstruktionskonzept, sodass der Kunde Einzelkomponenten auswählen kann, die sich nahtlos zu einem Gesamtsystem zusammenfügen. Die Getriebemotoren aus der Serienfertigung verfügten daher schon immer über ein gewisses Maß an Flexibilität und waren besonders kurzfristig lieferbar. Besondere, kundenangepasste Lösungen verlangten hingegen einen höheren logistischen Aufwand, der längere Wartezeiten zur Folge hatte.
Diese kundenspezifischen Varianten werden immer beliebter, weil immer mehr Unternehmen sich selbst Effizienzziele setzen, die es einzuhalten gilt. So haben z. B. die meisten herkömmlichen IE3-Motoren einen hohen Wirkungsgrad bei Nenn¬leistung und Nenndrehzahl, sind unter Teillastbedingungen jedoch möglicherweise ungeeignet. Endanwender, die wirklich von höheren Wirkungsgraden profitieren wollen, anstatt lediglich den gesetzlichen Anforderungen Genüge zu tun, wenden sich verstärkt an Hersteller wie Bauer und fragen optimierte Systeme wie Permanentmagnetmotoren und Asynchronmotoren mit Umrichter an. Aber auch diese Varianten müssen schnell und zuverlässig zur Verfügung stehen.
Der Erfolgsfaktor für die Entwicklung eines Prozesses, der Flexibilität für ein breiteres Spektrum spezieller Anforderungen ermöglicht, heißt Kommunikation. Kommunikation mit unseren Kunden, Kommunikation untereinander und Kommunikation zwischen unseren Produktionslinien. Bei Bauer entschied man sich für einen Investi¬tionsprozess für die Produktionseinrichtungen im slowakischen Zlaté Moravce und im deutschen Esslingen, um eine ‚Connected Factory‘ zu schaffen, in der durch Montagebänder mit mitarbeitergebundenem Arbeitsfluss (One Piece Flow) ein Lean- Produktionsprozess erreicht wird.
Indem man den Produktionsprozess von der Spezifikation bis zur Auslieferung bis ins Detail auseinandernimmt und jeden einzelnen Schritt analysiert, kann man Unwirtschaftlichkeiten lokalisieren und neue Abläufe entwickeln. Wenn die Unwirtschaftlichkeiten beseitigt sind, setzt man den Produktionsprozess wieder zusammen und achtet diesmal darauf, dass sich jeder Produktionsschritt nahtlos an den nächsten anschließt und die unproduktive Zeit zwischen den Abläufen auf ein Mindestmaß reduziert wird.
Mit dem neuen Produktionskonzept können wir die Lieferfristen für fast alle unsere Bestellungen um 50 % reduzieren. Konfigurierbare Motoren können nun bereits 5 Tage nach Bearbeitung der Bestellung geliefert werden. Davon profitiert der Endanwender nicht nur kurzfristig. Er kann hierdurch sein Lager auf Just-in-Time-Prinzipien umstellen und den eigenen Lageraufwand reduzieren.
‚Lean Manufacturing‘ ist an sich nichts Neues. Neu ist aber die Möglichkeit, die Prinzipien dieses Konzepts für hochwertige, auftragsgefertigte Komponenten – wie Getriebemotoren für die Industrie – anzuwenden und das Vorteilspotenzial in globalem Maßstab zu nutzen. Um das zu erreichen, müssen Logistik und Auslieferung in die Kommunikation einbezogen werden.
Bauer betreibt regionale Montagewerke, die mit der Produktionsanlage kommunizieren. Das Montagewerk in Esslingen kommuniziert mit der Slowakei beispielsweise so, als läge das Werk nebenan. Wenn die Komponenten aus der Slowakei geliefert werden, ist die Transportzeit eingerechnet, sodass sie genau an dem Tag eintreffen, an dem sie gebraucht werden. Hierdurch können wir bei einer zentralen Produktion bleiben und die Montage und Auftragsabfertigung lokal in Kundennähe abwickeln, ohne dass die interne Logistik die Gesamtlieferzeit verlängert.
Dieses Maß an Vernetzung zwischen den Werken ist erst möglich, seitdem wir die Technologie haben, die Maschinen eine zuverlässige und ununterbrochene Kommunikation über große Entfernungen ermöglicht. Dies ist der nächste Schritt in einem industriellen Prozess, der es uns als Hersteller ermöglicht, unseren Service zu verbessern und unsere Kunden noch besser zu unterstützen.
Für die Einführung eines komplett neuen Produktionsprozesses musste Bauer einige Jahre planen und in die europäischen Produktions- und Montageeinrichtungen investieren. Seitdem der Prozess jedoch umgesetzt ist, haben wir die Lieferzeit für alle Bestellungen verkürzt und zugleich Materialverschwendung und Energiekosten reduzieren können. Es gab also gleich ab dem ersten Betriebsmonat konkrete Vorteile für uns und für unsere Kunden.
Als ein Teil von Altra Industrial Motion ist Bauer Gear Motor weltweit vertreten und hat Kunden aus fast allen Ländern der Welt. Das neue Produktionskonzept wird auch in unseren Fabriken in den USA, in China und in Brasilien eingeführt, und unser internationales Vertriebsteam unterstützt unsere Kunden bei der Spezifikation individueller Lösungen, die weltweit geliefert werden können.