Im Rahmen der Jahresanalyse hat BauInfoConsult deutsche Architekten zu den wichtigsten aktuellen Bautrends befragt – und Nachhaltigkeit wurde am zweithäufigsten genannt (auf Platz eins war das verwandte Thema Energieeffizienz). Aber was genau verstehen die Architekten unter nachhaltig? Gerade im modernen Baubetrieb, wo sich vieles um Materialien, Produkte und Energieeffizienz dreht, ist es schwer eine allgemeingültige Definition von Nachhaltigkeit zu finden.
Das BauInfoConsult-Schwesterunternehmen Arch-Vision hat sich in verschiedenen Untersuchungen mit diesem Thema beschäftigt: So zeigen die folgende Ergebnisse, dass die deutschen Architekten eine präzise Vorstellung davon haben, welche Merkmale der Begriff Nachhaltigkeit im baubezogenen Kontext hat. Für 38 Prozent der befragten deutschen Planer sind Langlebigkeit und Haltbarkeit das hervorstechendste Merkmal von Nachhaltigkeit. Dies ist logisch: Langlebige Produkte müssen nicht so häufig ersetzt werden – was selbstredend natürliche Ressourcen spart, aber ketzerisch formuliert dem Streben nach mehr Profit etwas entgegensteht.
Wenig überraschend nennen 35 Prozent der Befragten auch Energieeffizienz als eines der wichtigsten Eigenschaften von Nachhaltigkeit. Auch der Einsatz von natürlichen Rohstoffen gehört für 34 Prozent der Architekten dazu, wenn es um die Nachhaltigkeit am Bau geht. Für fast jeden vierten Planer sind auch die Recyclingfähigkeit gebrauchter Produkte (26 Prozent) und ein geldsparender Effekt (24 Prozent) wichtige Kennzeichen von Nachhaltigkeit.
Aber welche dieser Aspekte spielen auch in der Baupraxis eine Rolle? Laut den Architekten können nachhaltige Aspekte in Bauprojekten auch bezogen auf die konkrete Produktwahl entscheidend sein. So ist das Sparen von Geld für 16 Prozent der Architekten ein Merkmal nachhaltigen Bauens bei der Produktwahl. Genauso viele Befragte sehen energieeffiziente Produkteigenschaften als wichtige nachhaltige Attribute an. 15 Prozent der Planer finden, dass die Langlebigkeit von Produkten ebenfalls ein entscheidender Punkt ist.
Rein ökologische Aspekte sind für die Befragten dagegen eher nachrangige Bedeutung: Ob die Baustoffe nach Gebrauch recycelbar sind oder ob ökologische Materialien verwendet werden, ist für die Praxis des nachhaltigen Bauens also weniger entscheidend: Für die Bauherren zählt offenbar vor allem der Geldvorteil – so verliert der Begriff Nachhaltigkeit aber seine ursprüngliche Bedeutung als ganzheitlich-langfristiger Ansatz und droht zum marketingtechnisch aufgehübschten Synonym für energieeffizientes Bauen zu verkommen.
Über die Studie
Die Ergebnisse stammen aus der Jahresanalyse 2016/2017 von BauInfoConsult. In der mittlerweile zehnten Ausgabe der alljährlichen Marktstudie zur deutschen Bauwirtschaft wird auf Basis von über 1.300 Interviews unter Branchenakteuren und Herstellern unter anderem behandelt:
- Baustoff- und Bauweisen 2020 (regional/bundesweit)
- Hochbauprognose 2017 und 2018 (regional/bundesweit)
- Lieblingsmarken und Markenpräferenzen
- Flüchtlingskrise und Bauwirtschaft
- IT und Digitalisierung am Bau (BIM/CAD/AVA etc.)
- Einkaufsverhalten von Bauakteuren/Online-Distribution
- Nachhaltigkeit in der Baubranche
- EnEV und Co: Segen oder Fluch?
- und vieles mehr...