BauInfoConsult hat im Mai und Juni 2016 39 Entscheider aus der Baustoff- und Installationsmaterialindustrie nach ihren Umsatzerwartungen für das zweite Halbjahr 2016 befragt. Mit 41 Prozent geht deutlich über ein Drittel der Hersteller von einer deutlichen Steigerung aus (d. h. zwischen 5 und 10 Prozent mehr Umsatz als im zweiten Halbjahr 2015). Ein Viertel ( 26 Prozent) geht davon aus, um weniger als 5 Prozent zuzulegen. Mit einer Verschlechterung (um weniger als 5 Prozent) rechnet nicht einmal jeder zehnte Befragte.
Allerdings haben sich die Aussichten für die Bauwirtschaft seit der im Juni abgeschlossenen Umfrage schon wieder etwas eingetrübt. Die Rede ist nicht, wie man meinen könnte, vom Brexit – zumindest für den deutschen Absatzmarkt für Baustoffe wird davon kurzfristig kein negativer Einfluss ausgehen. Im Gegenteil, da viele inländische und ausländische Anleger vermehrt auf deutsche Staatsanleihen setzen dürften und so die Zinsen drücken, dürfte der Markt für neue und gebrauchte Immobilien als sicherer Hafen für Investitionen sogar zusätzlich angeheizt werden.
Doch fast ebenso unverhofft wie der britische Ausstieg aus der europäischen Freihandelszone kam Anfang dieser Woche eine Nachricht aus Berlin. Das beschlossene endgültige Aus für die Sonder-AfA für den Mietwohnungsbau trifft die Branche hart. Viele dürften insgeheim darauf gesetzt haben, dass sich die Koalitionspartner doch noch zu einem Kompromiss durchringen würden.
Immerhin erfolgte die Berliner AfA-Absage nicht halbherzig: Der Gesetzesentwurf werde nicht mehr weiter verfolgt, so SPD-Vizefraktionschef Carsten Schneider. Das hat bei aller Bitterkeit auch sein Gutes: Es gibt weniger Gründe für Attentismus auf den Wohnungsmärkten, die in den letzten Jahren auch immer lähmende Effekte hatten.
Natürlich: Der immense Genehmigungsanstieg im Geschosswohnungsbau in den ersten vier Monaten des Jahres dürfte im weiteren Jahresverlauf wieder merklich abflachen –denn nicht wenige Bauherren im Mietwohnungsbau hatten sicher auch auf das kommende Gesetz spekuliert.
Trotzdem werden sich die Hochbau-Zulieferer vom verarbeitenden Betrieb bis zum Baustoffproduzenten Ende 2016 über ein gutes Ergebnis freuen: Die Marktnachfrage im Hochbau ist derzeit auch ohne zusätzliche staatliche Aufputschmittel derzeit hoch (mit Genehmigungszahlen wie zuletzt 2004). Langfristig allerdings ist die Perspektive für den deutschen Bau durch die jüngsten Entwicklungen unsicherer geworden – die Wachstumschancen für 2017 und 2018 sehen aktuell jedenfalls geringer aus als noch vor wenigen Monaten.
Über die Studie
Die Ergebnisse stammen aus den ersten Vorab-Auswertungen der Befragung zur Jahresanalyse 2016/2017, der bewährten Marktstudie zur deutschen Bauwirtschaft von BauInfoConsult. Dabei werden auf Basis von über 1.000 Interviews unter Branchenakteuren und Herstellern behandelt:
- Baustoff- und Bauweisen 2020 (regional/bundesweit)
- Hochbauprognose 2016 und 2017 (regional/bundesweit)
- Baukonjunktur: Entwicklungen/Trends und Erwartungen
- Markenpräferenz und Lieblingsmarken (Rohbau/Dach, Dämmstoffe, Heizung/Lüftung, Sanitär, Farben/Putze, Decken/Böden/Bauchemie)
- Flüchtlingskrise und Bauwirtschaft
- IT und Digitalisierung am Bau (BIM/CAD/AVA etc.)
- Einkaufsverhalten von Bauakteuren/Online-Distribution
- Nachhaltigkeit in der Baubranche
- EnEV und Co: Segen oder Fluch?
- und vieles mehr...