Nicht nur der Anteil der britischen Architekten mit einem deutlichen Zuwachs bei den Auftragsportfolios ist gewachsen, sondern auch der Anteil der Firmen mit stabilen Auftragszahlen hat sich verfestigt (50%). Der Anteil der Firmen, die Rückgänge meldeten, sank hingegen von 28% in Q1 2012 auf 23% in Q2 2012. Die Umsatzentwicklung verläuft ebenfalls positiv. Jeder dritte Architekt konnte sich im Vergleich zum Vorquartal über eine Umsatzsteigerung freuen.
Der Markt in Deutschland scheint von der Währungskrise immer noch weniger betroffen. Seit 2010 berichten deutsche Architekten von Umsatzzunahme. Im Schlussquartal 2010 wurde zuletzt von einem Umsatzrückgang berichtet, seitdem kontinuierlich von Wachstum. Dennoch gibt es erste Anzeichen, die auf weniger gute Entwicklungen schließen lassen. Die deutschen Architekten beschäftigen weniger Mitarbeiter (7,4 Vollzeitmitarbeiter) als im Vorquartal und sie sind auch mit weniger Projekten pro Mitarbeiter beschäftigt (2,2). In Q1 2012 wickelten sie noch 2,5 Projekte pro Mitarbeiter ab. Der Anteil der Personen, die keine Veränderungen in ihren Auftragsbüchern (56%) und Umsätzen (72%) feststellen können, ist ebenfalls hoch. Die Deutschen blieben aber optimistisch. Momentan glauben nur 4%, dass ihnen in den nächsten 12 Monaten die Aufträge ausgehen werden. In den letzten 8 Quartalen war der Anteil dieser Gruppe nie höher als 5%.
In Spanien und Italien setzen sich indes die stark negativen Resultate fort. Seit Beginn des europäischen Architektenbarometers in Q 1 2009 berichten beide Länder von Quartal zu Quartal von sinkenden Umsatz- und Auftragszahlen. Bis zum Q1 2011 musste Spanien die stärksten Umsatzverluste hinnehmen. Seither blieb die Entwicklung negativ, war aber weniger extrem. Anders in Italien wo die Entwicklung seit Q1 2009 schwach geblieben war, sich aber eindeutig ab Q1 2011 noch weiter verschlechterte. Kurzfristig ist es in Spanien wahrscheinlicher, dass sich die Situation aufhellt. Seit 2 Quartalen in Folge liegt der Anteil der Architekten mit starker Auftragszunahme bei 19%. Das ist beinahe doppelt so viel wie in Q1 2011, dem zuvor positivsten Quartalsergebnis. Trotzdem sehen die italienischen Architekten optimistischer in die Zukunft als die Spanier. Die Frage, ob sie in den nächsten 12 Monaten mit leeren Auftragsbüchern rechnen, bejahten 29% der italienischen, aber 43% der spanischen Architekten.
Nach einer Periode der Stabilität verschlechtert sich die Marktsituation in Frankreich und den Niederlanden wieder. In den Niederlanden blieb die Umsatzlage von Q1 2010 bis Q1 2011 stabil. Danach hat sich die Situation verschlechtert. In Frankreich gab es von Q1 2011 bis Q3 2011 keinerlei Bewegung, weder zum Positiven noch zum Negativen. In beiden Ländern scheint jetzt eine Double-Dip-Rezession zu greifen. Ein Viertel der französischen Architekten befürchtete Leere in den Auftragsbüchern. Ihre holländischen Kollegen sind sogar noch pessimistischer (31%), aber bislang waren sie in der Lage ihren Auftragsvorrat auf 6,3 Monate stabil zu halten.
Diese und viele weitere Ergebnisse und Trends zu den europäischen Baumärkten findet man im europäischen Architektenbarometer, einer internationalen Untersuchung, die unter 1.200 Architekten europaweit durchgeführt wird. Die Studie wird in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden viermal im Jahr von Arch-Vision durchgeführt. Neben Indikatoren für die Vorhersage des europäischen Bauvolumens wird jedes Quartal ein Thema in den Mittelpunkt gestellt. Im Q2 2012-Bericht lautet dieses Thema "Architektonische Design- und Techniktrends. Architekten können nicht nur als verlässliche Quelle für Informationen zur künftigen Baukonjunktur verwendet werden, sondern ihre Rolle ist überhaupt zentral, da sie großen Einfluss darauf haben, wie Projekte gebaut werden und welche Materialien verwendet werden.