Der Artikel kurz zusammengefasst
Die rückläufige Bauproduktion hängt nicht nur mit strukturellen Problemen innerhalb der Branche selbst zusammen, sondern vor allem mit externen Schwierigkeiten. Der Bausektor steht insbesondere durch das Missverhältnis zwischen der wachsenden Nachfrage nach Wohnraum und dem relativ geringen Produktivitätswachstum unter Druck. Nichtsdestotrotz zeigen Bauunternehmen Widerstandsfähigkeit, indem sie ihre Strategien anpassen und Kunden stärker einbeziehen. Durch die Fokussierung auf Kundennähe und Nachhaltigkeit reagiert die Branche auf den sich verändernden Markt, der dazu beitragen kann, aktuelle Herausforderungen zu meistern und zukünftiges Wachstum zu fördern
Der Bausektor ist weltweit ein wichtiger Motor der wirtschaftlichen Tätigkeit. Im Jahr 2023 entfielen auf den Sektor 7 Prozent der weltweiten (!) Wirtschaftsleistung mit einem geschätzten Wert von 13 Billionen US-Dollar. Es wird erwartet, dass dieser Wert bis 2040 auf 22 Billionen US-Dollar ansteigen wird, was einer jährlichen Wachstumsrate von 3,2 Prozent entspräche. Diese Wachstumsrate wäre ähnlich wie in den letzten Jahrzehnten, obwohl dieses Wachstum hauptsächlich in China und in etwas geringerem Maße in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa stattgefunden hat. Doch in Deutschland liegt die Arbeitsproduktivität der Branche schon lange im Argen: Laut Statistischem Bundesamt ist die Arbeitsproduktivität im Baugewerbe von 1991 bis 2021 um 4,2 Prozent gesunken.
Bauwirtschaft unter Druck – vor allem durch Faktoren von außen
Die Stagnation des Produktivitätswachstums ist jedoch nicht nur auf interne Faktoren innerhalb der Branche zurückzuführen – etwa Fachkräftemangel und Kapazitätsengpässe bzw. aktuelle Nachfragerückgänge. In den letzten Jahren musste sich die Baubranche mit einer Kombination komplexer Umweltfaktoren auseinandersetzen. So haben beispielsweise wirtschaftliche Herausforderungen wie die Inflation, aber auch Umweltprobleme im Zusammenhang mit dem CO2-Ausstoß einen großen Einfluss auf den Sektor gehabt. Darüber hinaus hat der politische Lärm, einschließlich widersprüchlicher staatlicher Maßnahmen und Vorschriften, die Baubranche weiter unter Druck gesetzt.
Obwohl diese Faktoren das Wachstum des Sektors bremsen, gibt es ein noch grundlegenderes Problem, mit dem die Bauindustrie nach wie vor konfrontiert ist (auch wenn dies aktuell durch die v. a. inflations- und baukostenbedingten Markteinbrüche überdeckt wird): das nach wie vor enorme Wachstum der Nachfrage nach Wohnraum in Ballungsräumen. Sobald der Markt aus seinem derzeitigen Dornröschenschlaf erwacht: in Deutschland also wohl etwa ab Ende 2025), wird die Nachfrage so schnell wachsen, dass sie mit ihrem derzeitigen Produktivitätsniveau einfach nicht mehr mithalten können wird. Dieses Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bringt noch mehr wirtschaftlichen Druck mit sich.
Kundennähe als strategische Reaktion der Bauindustrie
Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Baubranche, dass sie sich an die veränderten Umstände anpasst. So sollten sich Bauunternehmen gerade in der Krise vermehrt für die Strategie der „Kundennähe” entscheiden. Das bedeutet, dass sie sich darauf konzentrieren sollten, enge, langfristige Beziehungen zu den Kunden aufzubauen, indem sie ihre Bedürfnisse an die erste Stelle setzen und Anpassungen anbieten.
Die rasanten Veränderungen auf dem Markt erfordern nicht nur von den Bauunternehmen selbst, sondern auch von ihren Kunden Anpassungen ab. Für Bauunternehmen ist die Einbeziehung der Kunden in ihre Strategie von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf soziale Themen wie Nachhaltigkeit. Diese kundenzentrierte Perspektive ist ein wichtiger Schritt nach vorne für die Branche, da sie dazu beiträgt, die heutigen Herausforderungen in Chancen für die Zukunft zu verwandeln.