Webdesign ist den meisten ein Begriff, dass es auch ein Domain-Design gibt, wohl eher nicht. Was genau darf man darunter verstehen?
Das ist tatsächlich unsere eigene Wortschöpfung. Dahinter steht die Idee, dass man für den perfekten Webauftritt auch den Domain-Namen besonders sorgfältig wählen – also richtig gut gestalten – sollte. Denn die Domain als technische wie marketingtechnische „Online-Adresse“ entscheidet maßgeblich über den Erfolg im Internet.
Hat sich die Gestaltung von Webadressen im Laufe der Zeit verändert?
Als es mit dem World Wide Web so richtig losging, hatten clevere Marketingstrategen schon die interessantesten Domains vom Markt genommen – in der Fachsprache heißt das „registrieren“. Zu diesen ersten Top Level Domains gehörten „.com“, „.net“, „.org“.
Die Herausgabe der Domains lag fest in US-amerikanischer Hand und wurde von der ICANN koordiniert. Dadurch war der Vorrat an „guten“ Domainnamen zumindest für nicht-amerikanische Unternehmen schnell erschöpft. Da musste man kreativ sein – oder schneller als die Konkurrenz.
Als dann später die sogenannten ccTLDs (Country Code Top Level Domains) wie zum Beispiel die „.de“-Domain in die nationale Domainverwaltung (DENIC) gegeben wurden, ergaben sich neue Gestaltungsspielräume. So durften Anfang der 2000er Jahre auch nationale Sonderzeichen verwendet werden.
Den größten Umbruch gab es allerdings 2013/2014, als die ICANN die Zulassung für ca. 1.500 neue Domainendungen erteilte. Da gab es dann „.gmbh“ für Firmennamen, „.shop“ fürs Onlinegeschäft oder regionale geografische Top-Level-Domains wie „.berlin“. Eines änderte sich jedoch nicht: Man muss schnell sein mit dem Registrieren, wenn man einen guten und dazu noch freien Domainnamen gefunden hat.
Was waren und sind die Herausforderungen im alltäglichen Domainbetrieb an einen Provider?
Von Anfang an hat die ICANN auf die Einhaltung von relativ festen Regeln bestanden und dies als Auflage auch an die Registries weitergegeben. Das wichtigste ist der technisch sichere und stabile Betrieb der „Domain Name Server Systeme“, kurz DNS genannt. Das DNS der Domainverwaltung muss sicherstellen, dass jede Domain einzigartig ist, das heißt weltweit nur einmal vorkommt. Es speichert die Daten des Domain-Inhabers sowie der zuständigen Personen für rechtlich-administrative Aufgaben und den technischen Kontakt. Ein weiteres Kriterium ist die permanente Erreichbarkeit der Domain.
Was den Domainbetrieb so aufwändig macht, sind nicht die technischen Aufgaben. Wenn man wie wir von Anfang an mehrere eigene Nameserver und vielleicht als zusätzliche Absicherung noch einen oder zwei Fremd-DNS einsetzt, dann ist eine Domain ununterbrochen erreichbar und Website und E-Mail damit auch stets verfügbar.
Die größte Herausforderung war und ist der Faktor Mensch. Für den Laien, der mal eben eine Domain braucht, sind die Regeln und technischen Zusammenhänge meist unverständlich und kompliziert. Da wird dann schnell bestätigt, dass man die Registrierungsrichtlinien gelesen hat, was meist nicht stimmt. Geschweige denn wurden sie verstanden. Dabei sind die Pflichten, die man als stolzer Domain-Inhaber hat, einfach einzuhalten: Man muss die Kontaktdaten aller Ansprechpartner stets aktuell halten; man muss E-Mails von der Registry oder vom zuständigen Provider genau lesen und ggf. nachhaken, wenn man etwas nicht verstanden hat. Und man sollte regelmäßig und pünktlich seine Domaingebühren bezahlen. Sonst kann einem die Domain auch schon mal abhanden kommen. Und tatsächlich sind veraltete Kontaktdaten und säumige Kunden im Domaingeschäft die arbeitsintensivste Herausforderung.
Früher gab es übrigens öfter Streitfälle in Sachen Namens- und Markenrechten. Anfangs schnappten pfiffige „Domaingrabber“ den Rechteinhabern Domains vor der Nase weg, um sie dann teuer zum Kauf anzubieten. Oder es gab zwei Anwärter mit vergleichbaren Rechten. Dann haben wir beratend und vermittelnd für unsere Kunden eingegriffen. Heute werden wir aktiv, wenn ein Kunde eine Domain für sich beanspruchen will, die aus welchen Gründen auch immer zwar frei zu sein scheint, aber nicht über den normalen Weg zu registrieren ist, weil sie als sogenannte „Premiumdomain“ gilt.
Welche Merkmale machen einen starken Domain-Namen aus?
Hier scheiden sich die Geister, ob es drei, sieben oder mehr goldene Regeln beim Domain-Design gibt. Aber unabhängig davon sind unserer Meinung nach folgende besonders wichtig:
- Man muss sich den Domain-Namen gut merken können, damit man ihn später fehlerfrei eintippen oder an Interessierte weitergeben kann.
- Der Domain-Name sollte nicht zu lang sein. Das hat mit Punkt 1 zu tun und damit, dass man auf Bindestriche als Gliederung und mögliche Fehlerquelle verzichten kann.
- Idealerweise ist der perfekte Domain-Name selbsterklärend. Er enthält entweder den wichtigsten Schlüsselbegriff und/oder den tatsächlich prominenten Eigennamen. Beides unterstützt das Online-Marketing gegenüber der gewünschten Zielgruppe und bei der Suchmaschinenoptimierung.
Welche Vorteile bietet ein gut gewählter Domain-Name, was sind die Nachteile eines „schlechten“?
Ein guter Domain-Name hilft Geld und Zeit zu sparen. Denn wenn man den Inhalt oder die Bekanntheit einer Domain mit aufwendigen Marketingkampagnen unterstützen muss, dann ist im Domain-Design schon sehr viel schief gelaufen.
Kunstbegriffe, wie einst „beans.de“ einer war (Insolvenz in 2001), sind ein typisches Beispiel. Niemand verband damit ein leistungsfähiges Shopsystem, aber viele damalige Messebesucher erinnern sich bis heute an den vorzüglichen Kaffee auf den pompösen Messeständen. Dafür ist „intershop.com“ bis heute aussagekräftig. Nicht jeder hat also viel Erfolg (oder Geld) wie früher „yahoo“ oder heute „google“. Wer die Vorteile genießen und die Nachteile vermeiden will, muss beim Domain-Design eigentlich nur die oben genannten Regeln beherzigen.
Welche Fehler sollten bei der Suche nach einem Domain-Namen unbedingt vermieden werden?
Ganz einfach: Wer seine Zielgruppe kennt, das zentrale Schlüsselwort seiner Online-Inhalte oder seinen eingängigen Eigennamen in der Domain kurz und knackig unterbringen kann und dabei keine Rechte Dritter verletzt, der hat alles richtig gemacht.
Das Interview führte die freie Journalisting Beatrix Westphal (info@beatrix-westphal.de)