Zwar ist der Saldo der Erwartungshaltungen für die kommenden sechs Monate zuletzt leicht gestiegen, doch auch dieser rangiert durch das 2,6 Punkten noch tief im negativen Bereich. So geht der überwiegende Teil der deutschen Zulieferer davon aus, dass die Geschäfte in den kommenden sechs Monaten gleichschlecht oder gar noch schlechter laufen. Der rechnerische Saldo beträgt -22,3 Punkte. Dies ist umso problematischer, da die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage auf seinem Vormonatswert von -37,7 Saldenpunkten verharrt.
Ein weiterer Blick auf die Antworten der Unternehmen verdeutlicht den Ernst der Lage: lediglich 8 Prozent der deutschen Zulieferer meldet eine „gute“ Lagebeurteilung. Dieser Wert nähert sich dem historischen Tiefpunkt und markiert den schlechtesten Wert seit über 15 Jahren! Derweil erwarten jedoch auch nur 6 Prozent der Zulieferer „bessere“ Geschäfte in den kommenden sechs Monaten. Die Meldung der verbesserten Erwartungshaltung basiert folglich lediglich auf einem geringeren Anteil derer, die eine weitere Verschlechterung der Lage erwarten. Vor dem Hintergrund der bereits sehr schlechten Lagebeurteilung ist dies jedoch nicht verwunderlich.
Dieses sehr düstere Stimmungsbild der deutschen Zulieferindustrie sollte ein nicht zu übersehendes Warnsignal vor dem endgültigen Scheitern der Transformation sein. So fällt es in eine Zeit, in der sich die Negativschlagzeilen in der Industrie nahezu täglich häufen und der Regierung nur noch Handlungsunfähigkeit attestiert werden kann. Weder werden die mittelständischen Zulieferer bei dem in Kürze anstehenden „Industriegipfel“ des Kanzlers mitgenommen, noch lassen sich von diesem oder den jüngsten Vorschlägen seiner sich streitenden und im Wahlkampf befindenden Minister in den nächsten Monaten Impulse erwarten. Dies ist umso schockierender, da sich die Situation immer deutlicher als fundamentaler Einschnitt in der deutschen Industrie- und Wirtschaftsgeschichte einbrennt. Vergleichbare Daten, die die Stimmungslage der Zulieferer noch am ehesten beschreiben, finden sich nur während drei Phasen im wiedervereinigten Deutschland: in den frühen 1990er Jahren, während der Weltfinanzmarktkrise und zum Beginn der Coronapandemie. Nun ist der Ausgang gleichwohl ungewisser denn je. Für parteipolitische Spielchen haben die deutschen Zulieferer nun trotz der anstehenden Bundestagswahl keine Zeit mehr!
Der Geschäftsklimaindex Zulieferindustrie wird von der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie ArGeZ in Zusammenarbeit mit dem Ifo-Institut, München, ermittelt. Er beruht auf der Befragung von rund 600 Unternehmen und deckt die in der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie zusammengeschlossenen Branchen Gießerei-Industrie, Aluminiumindustrie, Kunststoffverarbeitung, Stahl- und Metallverarbeitung, NE-Metall-Industrie, Kautschukindustrie sowie Technische Textilien ab.
Der Chart, mit korrigierten saisonbereinigten Daten, steht zum Download unter www.argez.de zur Verfügung.
Über die ArGeZ (www.argez.de):
Die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) ist eine Interessengemeinschaft, die rund 9.000 – vornehmlich
mittelständisch geprägte – Zulieferunternehmen mit rund einer Million Beschäftigten und einem Umsatzvolumen
von 244 Milliarden Euro vertritt. Sie wird getragen von den Wirtschaftsverbänden:
- WirtschaftsVereinigung Metalle e.V., Berlin | www.wvmetalle.de
- Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e.V., Düsseldorf | www.bdguss.de
- Aluminium Deutschland e.V., Düsseldorf | www.aluminiumdeutschland.de
- Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V., Frankfurt a.M. | www.wdk.de
- Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V., Frankfurt a.M. | www.tecpart.de
- Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V., Düsseldorf/Hagen | www.wsm-net.de
- Industrieverband Veredlung-Garne-Gewebe- Technische Textilien, Frankfurt | www.ivgt.de