Die Branche begrüßt die von der Bundesregierung ergriffenen Bemühungen zum Gesundheitsschutz. Die Auswirkungen der Maßnahmen werden unter anderem durch Mitgliederumfragen nachgezeichnet. Die zwischen dem 31.03. und 03.04 durchgeführte Befragung hatte in neun Fragen nach aktueller Situation im Betrieb und Ausblick differenziert. Sie folgt damit der ersten Befragung aus der KW 11 (10.03.-13.03). Besonders interessant ist der Blick auf die Veränderung der Antworten zu den identischen Fragenformulierungen der ersten Umfrage.
So hatten bei der Erstbefragung 76% der befragten Unternehmen “Auswirkungen des Coronavirus auf den Betriebsablauf“ gespürt, 24% hatten dies nicht. Drei Wochen später ist die Verneiner-Quote auf vier Prozent geschrumpft, 96% spüren Auswirkungen auf den Betriebsablauf: „Die Coronakrise hat die Gießerei-Industrie also zwischenzeitlich flächendeckend erfasst“, so Max Schumacher, Hauptgeschäftsführer des BDG, „schon letzte Woche standen etwa ein Drittel der Gießereien, ein Wert, der sich nun noch deutlich erhöhen wird“.
Die gravierendsten Auswirkungen sind Liquiditätsengpässe, Beschränkungen von Geschäftsreisen, Ausbleiben von Gästen bzw. Kunden, Absatzschwierigkeiten, Zulieferer- und Lieferantenausfälle sowie Ausfälle der eigenen Mitarbeiter. Engpässe konzentrieren sich deutlich auf den Bereich Arbeitsschutz und Hygiene (Masken, Desinfektionsmittel) sowie bei Rohstoffen und Komponenten zunehmend auf Italien und Spanien. Nach wie vor mangelt es vor allem an Gießerei-Hilfsstoffen auf Alkoholbasis. Hier kämpfen die Gießereien mit schlechter Verfügbarkeit und extrem gestiegenen Preisen. Für den weiteren Zukunftsausblick sind „Absatzschwierigkeiten“ die meistgenannte Befürchtung.
Aktuell gibt es gleichwohl Indizien dafür, dass die Branche mit der Situation aktiv und – soweit es in ihrem Gestaltungsbereich liegt – auch konstruktiv umgeht. So hatten wir die Frage gestellt „Sehen Sie sich in der Lage, rasch Alternativen bei Zulieferengpässen zu finden?“ Dies hatten in der KW 11 insgesamt 27% der Befragten bejaht, bei der zweiten Umfrage jetzt bereits 34%. Alternativen sind, so der Tenor, durch Lieferantenwechsel oder Umstellung des Produktionsprozesses, etwa von Alkohol- auf Wasserschlichte möglich. Im Regelfall sind damit allerdings höhere Kosten verbunden.
Erneut haben wir die Frage gestellt, ob das Coronavirus das Potenzial hat, „der Konjunktur zu schaden und eine Rezession auszulösen“. Dies hatte bereits in der KW 11 eine deutliche Mehrheit von 82% der Befragten bejaht. Dieser Wert ist weitergestiegen, auf nunmehr 88%. Gestiegen ist binnen drei Wochen auch die Quote der Betriebe, die bereits in Kurzarbeit sind oder dies unmittelbar planen, und zwar von rund 50% auf jetzt 86 %.
Wir hatten in der KW 11 und jetzt erneut die Frage gestellt „Gibt es Signale seitens Ihrer Kunden, dass globale Lieferketten modifiziert werden?“ Diese Frage beantwortet noch immer eine deutliche Mehrheit mit „Nein“, allerdings nur noch 71% statt 81% vor drei Wochen. Entsprechend vernehmen mehr Befragte solche Signale – laut aktueller Umfrage 29%. Dahinter steckt die aktuell konkrete Erfahrung, dass vermehrt deutsche Gießereien um Lieferungen angefragt werden, die bislang aus Asien oder Südeuropa bezogen wurden.
Die Coronakrise verläuft dynamisch, was im Rahmen der Frage „Kommt es zu Schwierigkeiten bei der Beantragung der Sonderkredite?“ deutlich wird. Unter den 17% der Ja-Antworten fanden sich Forderungen zur 100-Prozent-Übernahme des Risikos durch die KfW – eine Forderung, die auch der BDG unterstützend in den politischen Betrieb gegeben hatte. Dieses für die Branche enorm wichtige Kriterium ist inzwischen politisch entschieden zu Gunsten der beantragenden Wirtschaft. Schumacher: „Dies ist eine weitere Entscheidung der Bundesregierung, die positive Signale setzt und die der BDG ausdrücklich begrüßt. Ob dies am Ende aber der Weisheit letzter Schluss ist, wird sich zeigen.“
Ergänzende Information. Die Befragung erfolgte vom 31.03 - 03.04, teilgenommen haben 106 deutsche Gießereien, davon 60 % Fe und 40 % NE.