"Ihr Gehirn lernt immer, kann nichts anderes, und macht den ganzen Tag nicht anderes", war nur eine der Feststellung, mit denen Prof. Spitzer sein aufmerksames Publikum konfrontierte. Der anerkannte Wissenschaftler, der nicht nur in der Fachwelt als ausgewiesener Experte gilt wenn es um neurowissenschaftliche Fragestellungen geht, ist auch einem breiten Publikum durch seine TV-Serie "Geist und Gehirn" bekannt. Kein Wunder, dass er dem Thema "Lebenslang lernen - aber wie?" anschaulich, geradezu kurzweilig, zu Leibe rückte. In seiner ihm eigenen Art verstand er es das Thema Lernen plastisch zu vermitteln.
Er machte deutlich, dass es enorm wichtig sei das Gehirn zu verstehen, denn nur so könne auch das Lernen verstanden werden. Damit komme der Gehirnforschung ein wichtiger Beitrag zu. Anhand vieler Beispiele verdeutlichte er den Stand der Wissenschaft. Dabei wies er klar darauf hin, dass es sich unsere Gesellschaft nicht leisten könne, die Erkenntnisse der Forschung zu ignorieren; zumal die wichtigste Ressource in unserem Land die Gehirne der Heranwachsenden seien, um die Zukunft zu bewältigen.
Prof. Spitzer zeigte anhand von wissenschaftlichen Studien wie bedeutsam das Lernen im frühen Kindesalter ist. Das stetige Lernen treibt die Entwicklung des Gehirns voran. Alle Erfahrungen, die der Mensch mache hinterlasse Spuren, die wie in einem verschneiten Park Pfade anlege, die das Lernen erleichtern. Die Impulse von Eltern und Umwelt wirken sich auf die Vernetzung und damit auch auf die Lernfähigkeit aus. Entscheidend sei die frühe Phase im Kindesalter. "Beim Lernen von Dingen in der Welt ist es von Vorteil, wenn wir sie begreifen", so Prof. Spitzer und machte deutlich, dass die althergebrachten Fingerspiele im Kindergarten wichtig seien, nicht die Laptops. Reines Hinschauen nutze nur das visuelle System und lässt weitere Hirnareale brachliegen, so dass kaum Spuren angelegt werden können.
Kinder lernen sehr schnell und dies gelte es zu fördern, da hier die Grundlagen für das künftige Lernen gelegt werden. Mit zunehmendem Alter, und dies beginne nicht mit 70 sondern schon mit 17 Jahren, nimmt die Lerngeschwindigkeit ab. Dies bedeutet, dass bis dahin bereits viele Strukturen und Vernetzungen vorhanden sein müssen. Diese Strukturen erleichtern dann im Alter das Lernen, da auf vorhandenes Wissen aufgebaut werde. Entscheidend seien die Spuren, die früh im Kindesalter angelegt wurden.
Zwar lernen ältere Menschen langsamer als junge, doch sie können ihr vorhandenes Wissen dazu nutzen neue Inhalte damit zu verknüpfen. Dadurch, dass interne Verbindungen zu bereits Vorhandenem geschaffen werden, habe der ältere Mensch Vorteile beim Lernen. Ein 40-Jähriger der sechs Sprachen beherrsche lerne die siebte Sprache schneller als ein Säugling der keine Sprachen kann. Dies hängt damit zusammen, dass er anders lernt als ein Baby. "Wissen kann helfen, neues Wissen zu strukturieren, einzuordnen und zu verankern", so der Wissenschaftler.
Prof. Spitzer bezeichnete das Gehirn als 'paradoxen Schuhkarton'. "Ein Schuhkarton, der halb voll ist, in den passt halb soviel rein. Beim Gehirn ist es so, je mehr drin ist, umso mehr passt noch rein. Ein Problem haben Sie nur, wenn Sie 20 Jahre alt sind und es ist noch nichts drin. Dann geht auch nichts mehr rein. Für das lebenslange Lernen lernen Sie im Kindergarten und noch ein wenig in der Schule." Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigten, dass die Bildungsrendite im Kindergarten am höchsten sei. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass wir für den Kindergarten bezahlen und dass die Universität frei zugänglich ist. Das sei genau verkehrt herum, so der Experte, denn wir könnten es uns nicht leisten den einzigen Rohstoff den wir haben, die Gehirne der zukünftigen Generation, zu vernachlässigen, gar zu vermüllen.
Mit der Veranstaltung' BDO AWT Schlossworte' hat die Münchner BDO AWT GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vor einigen Jahren einen Treffpunkt für Unternehmer und Entscheider geschaffen, der berufs- und branchenübergreifende Themen aufgreift und zum Gegenstand weiterführende Gespräche macht. Dabei ist es dem Unternehmen in den vergangenen Jahren gelungen, namhafte Referenten zu gewinnen, die aktuelle und brennende Zeitthemen mit ihrem Know-how unterfüttert haben.
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