Auf einer Tagung der BG ETEM hat Prof. Hiltraut Paridon Fach- und Führungskräften die Augen geöffnet. Sie entwarf zwei Bilder: Eine unordentliche, chaotische Küche mit dreckigem Geschirr in der Spüle und kontrastierend eine saubere, ordentliche und übersichtliche Küche. In jeder Küche befindet sich eine Schale mit Karotten und eine mit Keksen. Doch, in welcher Küche greifen die Menschen zu welcher Schüssel?
"In der schlampigen Küche bedienten sich die Probanden deutlich ausgiebiger an der Keksschale als in der ordentlichen; sie aßen etwa doppelt so viele der Kalorienbomben - vor allem wenn sie sich zusätzlich an eine Situation erinnerten, in der sie sich bereits einmal unkontrolliert verhalten haben", erklärt Paridon und schließt an mit einer Erklärung für das Verhalten der Test-Teilnehmer: "Das chaotische Umfeld löst vermutlich die innere Einstellung aus: ,Alles scheint hier außer Kontrolle - warum sollte ich mich nicht auch gehen lassen?‘"
Genau hier setzt Paridon an und nimmt Bezug auf Analysen des britischen Gesundheitsexperten Sir Michael Marmot. Dieser kommt zu dem Schluss, es sei "unsinnig" zu erwarten, "dass Menschen ihr Verhalten ändern, wenn die soziale, kulturelle und physische Umgebung dagegenspricht". Doch wie kann man, übertragen auf das Thema Arbeitssicherheit, Menschen bzw. Arbeitnehmer nun zu einer Verhaltensänderung, d. h. weg von falschem hin zu richtigem Verhalten bewegen?
Ein Ansatzpunkt für richtiges Verhalten beschreibt die auch als Arbeitspsychologin bekannte Wissenschaftlerin die von den amerikanischen Psychologen Edwin Locke und Gary Latham entwickelte "Zielsetzungstheorie". Danach wirken sich konkrete Zielfaktoren direkt auf die Arbeitsleistung aus. Diese sei umso besser, je klarer und schwieriger, aber dennoch erreichbar ein Ziel formuliert ist und je mehr sich ein Mitarbeiter auch persönlich an dieses Ziel gebunden fühlt.
Ziele müssen also klar und konkret formuliert werden. Nicht: "Ich will weniger Zeit mit dem Smartphone verbringen", sondern "In den nächsten vier Wochen will ich jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 20 und 22 Uhr mein Smartphone ausschalten."
Fazit: Eine Verhaltensänderung im Arbeitsleben wird laut Paridon nur funktionieren, "wenn wir die Umgebung mitgestalten können, die Konsequenzen unseres Verhaltens beachten und gestalten, die vom Unternehmen vorgegebenen Ziele anregend und zugleich erreichbar sind und es für unterschiedliche Gruppen auch unterschiedliche Maßnahmen gibt". Eigentlich ganz einfach …