„Das Internet weiß, was Du bist, wie Du heißt, wie alt Du bist, wo Du wohnst, wo Du warst, wo Du bist und wohin Du gehst, was Du machst, was Du isst und wie sich das auf Dein Gewicht auswirkt, worauf Du stehst, was Du sagst und zu wem. Es kennt Deine Vorlieben, Deine Probleme, Deine Wünsche, Deine Stimme, deine Finger, Deine Augen und sogar Dein ganzes Gesicht.“ Gleich zu Beginn steigt der Siegerbeitrag mit der These ein, dass wir über die Spuren, die wir im Netz hinterlassen, viel mehr von uns preisgeben, als wir denken. Felix Michels will wissen, was genau über ihn gespeichert ist – und was er über eine fremde Person herausfinden kann. Dabei stützt er sich unter anderem auf das Recht auf Auskunft bei Internetunternehmen und spricht mit Fachleuten von Netzpolitik.org.
„Es ist erstaunlich, wie viel Felix Michels in kurzer Zeit über sich und fremde Personen herausfindet“, so Jury-Mitglied Barbara Thiel, Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen. „Und er zeigt, wie schnell Daten missbraucht werden könnten, wenn man sie nur richtig verknüpft.“ Auf diese Art mache Michels auf Risiken aufmerksam, die durch die Preisgabe personenbezogener Daten im Internet entstehen, und darauf, welche Alternativen es gebe, „ohne belehrend zu wirken“, begründet Thiel das Votum der Jury.
Juror Sebastian Sprenger von der DATEV-Stiftung Zukunft erklärt, „Felix Michels ist mit über 500 000 YouTube-Abonnenten ein Sprachrohr für die Jugend und schafft es mit seiner Reportage, wertvolle Aufklärungsarbeit zu leisten.“ Dabei treffe er genau den Ton seiner Zielgruppe.
In der als „Bester Hörfunkbeitrag“ gekürten Reportage „Tracking: Ein Tag im Internet – welche Spuren hinterlasse ich“ beginnt Autor Christian Schiffer den Tag mit dem sprachgesteuerten virtuellen Assistenten „Alexa“, nachdem ihm sein Fitnessarmband daran erinnert hat, dass er einen kurzen Tiefschlaf hatte und zu viele Kilo auf die Waage bringt. Als „echte Datensau“ will Schiffer herausfinden, wie groß seine Datenspur im Internet ist – und versinkt dabei in der Datenmenge, die er erhält. „Das ist Internet 2019: Ich werde verfolgt, einsortiert, gescannt. Und kaum jemand ist so gut darin wie Facebook“, befindet Schiffer. Seine Facebook-Daten umfassen 17 Gigabyte und ergaben unter anderem, dass er potenziell sein mobiles Endgerät wechseln würde.
Stefanie Rack von der LMK - medienanstalt rlp, die für die Internet-Initiative klicksafe.de in der Jury sitzt, findet den Beitrag „sehr abwechslungsreich, sehr witzig und super interessant“. Jury-Mitglied Frederick Richter, Vorstand der Stiftung Datenschutz, fügt hinzu: „Christian Schiffer verzichtet in seiner Reportage auf Userblaming und erkennt sehr klar, dass es einer vielschichtigen Lösung bedarf, die die Nutzer selbst, aber auch die Politik in die Pflicht nimmt.“
Der „Beste Beitrag Comedy und Satire“ von Jakob Leube und Freddy Radeke thematisiert unter dem Titel „Facebook im Real Life“ in drei Szenen, wie wir persönliche Daten in den sozialen Netzen bereitwillig teilen – und wie absurd sich ein solches Verhalten im realen Leben darstellen würde.
„Damit zeigen die Autoren, wie peinlich es eigentlich ist, wenn wir uns in den sozialen Netzen nackig machen“, so Jury-Mitglied Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Sie zeigten „eine Art Hofnarretei des Datenschutzes“, ergänzt Frederick Richter.
BvD-Vorstandsvorsitzender Thomas Spaeing zeigt sich mit dem Wettbewerb überaus zufrieden: „Wir haben auch in diesem Jahr wieder viele er- und aufklärende, nachdenkliche, aber auch lustige und prägnante Beiträge gesehen. Die Preisträger zeigen eindrücklich, wie spannend und unterhaltsam Datenschutz sein kann. Datenschutz ist längst in der Gesellschaft angekommen und beschäftigt auch Autorinnen und Autoren etablierter Medien. “
Sebastian Sprenger von der DATEV-Stiftung Zukunft zufolge kamen deutschsprachige Beiträge aus ganz Europa. „Das ist ein wichtiges Zeichen, wie wir Datenschutz in Europa begreifen müssen, nämlich grenzübergreifend, vernetzt, international und alle betreffend.“
Die Vorjahresgewinner Gion Hunziger, Nicolas Zürcher und Meret Kaufmann, die ihr Votum für die diesjährigen Gewinner ebenfalls für die drei Favoriten abgaben, hoben die Bandbreite an hochwertig produzierten Beiträgen hervor. Die Studierenden aus Zürich gewannen den DAME 2018 für ihren Video-Clip „Chancen und Risiken von Gesundheitsdaten“.
Für die Online-Preisverleihung hatten die Preisträger in diesem Jahr Pokal und Prämie per Post erhalten. Beim „unboxing“ war der BvD per Video dabei und hat die Übergabe auf www.datenschutzmedienpreis.de übertragen. Zur nächsten Preisverleihung der DAME 2020 auf den BvD-Verbandstagen 2021 werden die diesjährigen Gewinner dann live dabei sein.
Der Datenschutz Medienpreis (DAME) wird seit November 2018 von der DATEV-Stiftung Zukunft gefördert.