- Neue Produktionsstätten der Zulieferer entstehen, bedingt durch eine angestrebte Regionalisierung, nicht in Deutschland, sondern überwiegend im europäischen Ausland.
- Berylls-Studie zeigt: Segmente, in denen deutsche Zulieferer stark sind, haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung eingebüßt, Umsätze und Profite gehen zurück.
- Trends in der Mobilitäts-Industrie spielen vor allem asiatischen Zulieferern in die Hände, allen voran den Chinesen.
- Das Potenzial der Software wächst weiterhin. Hier liegt vor allem für die großen deutschen Zulieferer eine Chance. Sie haben sich klar positioniert. Chinesische Unternehmen konnten in diesem Segment noch nicht zur Spitze aufschließen.
Das Joint Venture zwischen LG Electronics und Magna will dagegen Elektrik- und Elektronikkomponenten in einem neuen Werk in Mexiko produzieren, außerdem eröffnet Magna eine neue Produktionsstäten in der Slowakei. Vitesco hat für die Produktion von E-Komponenten nicht etwa den Standort Regensburg gestärkt, sondern ein neues Werk in Ungarn eröffnet.
Der Bedeutungsverlust lässt sich auch an den Zahlen der Zulieferer ablesen. Obwohl die deutschen Unternehmen in den letzten fünf Jahren nur geringfügig an Umsatz verloren haben, erlitten sie einen starken Gewinneinbruch und verloren 4,9 Prozent ihrer Gewinnspanne. Segmente, in denen deutsche Zulieferer traditionell stark sind, haben in den vergangenen Jahren klar an Gewicht eingebüßt. Umsätze und Profite gehen hier bereits zurück und diese Entwicklung wird sich fortsetzen.
Im Vergleich der Weltregionen haben die deutschen Anbieter den stärksten Rückgang der Rentabilität zwischen 2017 und 2021 hinnehmen müssen. Im selben Zeitraum ist bei den anderen Weltregionen eine Stagnation zu beobachten, nicht so China. Seine Industrie hat die Verkäufe im betrachteten Zeitraum verdreifachen können.
MEGATRENDS DER MOBILITÄTSINDUSTRIE SPIELEN ASIATISCHEN HERSTELLERN IN DIE HÄNDE.
Allen voran die chinesischen Zulieferer, aber auch Unternehmen in Korea, profitieren von den Umbrüchen in der automobilen Welt. Chinas Zulieferer-Industrie ist mit großen Schritten auf dem Weg zur internationalen Nummer 1. Dabei spielen die dortigen Unternehmen erst seit Kurzem im Konzert der ganz Großen mit.
2020 sorgte Weichai Power für eine Sensation im Berylls Zulieferer-Ranking. Das Unternehmen, entstanden aus einem Hersteller für Dieselmotoren und heute im Segment der Software für Lkw und Pkw tätig, war das erste chinesische Unternehmen, das in die Phalanx der Top 10 vordringen konnte. Mittlerweile hat Weichai Power, aktuell auf Platz 12 im globalen Ranking, starke Konkurrenz aus dem eigenen Land bekommen. Akku-Hersteller CATL, befeuert von der weltweiten Transformation des Antriebsstrangs, ist vorbeigezogen und in die Berylls Top 10 Zulieferer aufgestiegen (Rang 10). Yanfeng Automotive Interieurs liegt schon fast in Schlagdistanz auf Platz 16.
Der Aufstieg von Weichai Power hängt auch mit dem wachsenden Potenzial zusammen, das Software im Auto besitzt. Schon in wenigen Jahren wird Software für 80 Prozent der Wertschöpfung in der Autoproduktion stehen. Hier liegt vor allem für die großen deutschen Zulieferer eine Chance. BOSCH, Continental und ZF haben sich zum Thema klar positioniert, sind hier wettbewerbsfähig oder auf dem Weg dahin.
In diesem Segment sehen die Berylls-Experten die chinesischen Zulieferer noch nicht auf Augenhöhe mit den globalen Spitzenreitern. Sie sind eher Fast Follower als Innovatoren, liefern bislang tendenziell Masse statt Klasse. Für die deutschen Mittelständler ist das jedoch kein Grund zum Aufatmen. Denn sie befinden sich in einer äußerst prekären Situation, zwischen den asiatischen Unternehmen, die ihre Software-Kompetenz in den kommenden Jahren ausbauen werden und den wirklich großen Playern, die auf diesem Gebiet heute schon stark sind. Dem Mittelstand droht zwischen diesen finanziell gut ausgestatteten Wettbewerbern aufgerieben zu werden.