- 80 Prozent Ökostrom bis 2030 - die deutschen Ziele bei erneuerbaren Energien sind ambitioniert. Ohne eine Vielzahl von Vehicle to Grid-fähigen Autos und Smart-Metern, sind sie kaum zu erreichen.
- Berylls hat das V2G-Potenzial wichtiger Industrienationen ermittelt, Deutschland liegt klar hinter den führenden Drei: Norwegen, Schweden und den Niederlanden.
- In Deutschland ist neben der geringen Zahl der V2G-fähigen Autos, vor allem die minimale Verbreitung intelligenter Stromzähler der Engpass. Die meisten Industrienationen sind hier deutlich weiter.
- Um die E-Autos Teil des Energienetzes werden zu lassen, muss nicht nur ihre Zahl steigen, auch die Menge der Ladepunkte muss wachsen, damit die BEVs ihren Teil zur Energiewende beitragen können.
Die Technologie, Autoakkus nicht nur über das Netz aufzuladen, sondern auch Energie aus den Antriebsbatterien in Haushalte oder Fabriken zurückzuspeisen, wird als V2G (Vehicle to Grid) bezeichnet. Berylls hat sich in einer Analyse angeschaut, wie gut verschiedene Nationen auf die V2G-Technologie vorbereitet sind und daraus ein Ranking erstellt. Deutschland liegt hier weit im hinteren Drittel, lediglich Brasilien und Indien sind noch schlechter aufgestellt.
Dabei müsste Deutschland wesentlich mehr Engagement zeigen, um die eigenen Grünstromziele erreichen zu können. Dr. Alexander Timmer, Partner bei Berylls Strategy Advisors: „Wie viele andere Nationen, strebt auch Deutschland die Kohlenstoffneutralität an. Das Ziel ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis 2030 auf 80 Prozent zu erhöhen. Dieser hohe Anteil an erneuerbaren Energien erfordert nach unserer Auffassung unbedingt die Speicherung von Grünstrom zur Netzstabilisierung.“ Eine herausragende, weil relativ kostengünstige Möglichkeit, ist die Integration von Elektroauto-Batterien in das Stromnetz.
Alternative Möglichkeiten zur Stromspeicherung sind Pumpspeicherkraftwerke, für die es zumindest in Deutschland aber kaum noch geeignete Standorte gibt, oder die genannten großen Akku-Farmen. Lars Behr, Berater bei Berylls: „Viel günstiger käme die V2G-Variante. Die mit speziellen Bezahlmodellen auch für die BEV-Nutzer eine attraktive Idee ist. Denn diejenigen, die ihre Akkus als Pufferspeicher zur Verfügung stellen, könnten mit diesem Service Geld verdienen.“
Das ist jedoch in den allermeisten Fällen Zukunftsmusik. Denn bislang ist weder die Mehrzahl der BEVs bidirektional ladefähig und damit für V2G vorbereitet, noch sind es die Ladestationen und Wallboxen. Auch die Netze müssen ertüchtigt werden, beispielsweise mit intelligenten Stromzählern (Smart-Meter), die sowohl den Stromverbrauch aus dem Netz wie die Rückspeisung bidirektional verarbeiten können. Wie bei der Durchdringung mit E-Fahrzeugen, gibt es hier ebenfalls große Unterschiede in den von Berylls betrachteten Nationen.
Der Berylls V2G-Score gibt nun an, inwieweit ein Land in der Lage ist, das V2G-Potenzial zu nutzen. Die wichtigsten Faktoren dafür sind die Einführung der intelligenten Stromzähler und der Anteil mit bidirektionaler Lademöglichkeit ausgerüstete E-Autos in der Flotte. Die Analyse zeigt, dass das V2G-Potenzial in den meisten Nationen nicht allein durch die Einführung intelligenter Stromzähler, sondern vor allem durch die Anzahl der verfügbaren V2G-fähigen Fahrzeuge begrenzt wird.
Die Studie zeigt auch, dass Deutschland in Bezug auf die V2G-Bereitschaft deutlich hinter den führenden Playern zurückliegt. Vor allem die bisher sehr geringe Verbreitung von intelligenten Zählern in Deutschland ist der Grund dafür. Nur etwa ein Prozent der Haushalte sind derzeit mit einem geeigneten Smart-Meter ausgestattet. Anfang 2023 trat immerhin ein Gesetz in Kraft, das eine nahezu flächendeckende Einführung intelligenter Zähler bis 2032 vorschreibt. Damit ist eine wichtige Entscheidung für die künftige V2G-Fähigkeit Deutschlands getroffen worden und für ein besseres Abschneiden beim nächsten Berylls V2G-Score.
Die umfassende Analyse finden Sie im Anhang und zu weiteren Berylls-Insights kommen Sie hier:
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