- Umsatzrekord der 100 größten Zulieferer weltweit – die Billionen-Euro-Grenze wurde erstmals überschritten.
- Die aktuelle Berylls TOP 100-Zulieferer Studie zeigt Wachstumsraten von bis zu 127 Prozent.
- Treiber für die Zuwächse sind die im vergangenen Jahr gestiegene Fahrzeugproduktion und Preissteigerungen.
- Koreanische und chinesische Zulieferer legen außergewöhnlich stark zu, während der Marktanteil der deutschen und japanischen Unternehmen weiter zurückgeht.
- Insgesamt sinkende Margen durch höhere Kosten für Material und Energie, die Schere zwischen OEMs und Zulieferern geht erneut weiter auf.
Während Europa unter den hohen Energiekosten gelitten hat, waren chinesische Unternehmen davon kaum beeinträchtigt. Besonders stark zeigte sich dieser Effekt in Deutschland, wo die Erzeugerpreise um 32,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegten, vor allem getrieben durch die Energiepreise, die um 86,2 Prozent gestiegen sind.
Tatsächlich konnte knapp die Hälfte der TOP-100-Zulieferer ihre Marge verbessern, auch weil sie weniger von höheren Erzeugerpreisen abhängig waren als in Deutschland beheimatete Unternehmen und die Preissteigerungen an die Hersteller weitergeben konnten. Höhere Materialkosten, Lieferkettenprobleme und höhere Energiekosten werden voraussichtlich auch noch bis in das nächste Jahr spürbar sein.
Rekorde im Jahr 2022, eine Billion Euro geknackt
Der Rückblick auf die Zahlen des Jahres 2022 zeigt aber auch einen beeindruckenden Rekordwert. Die TOP 100 Zulieferer konnten dank Preissteigerungen und höherer Automobilproduktion ihre Umsätze gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 um 16 Prozent steigern. Der kumulierte Umsatz aller betrachteten Unternehmen, lag mit 1.064 Milliarden Euro zum ersten Mal oberhalb der Schallmauer von einer Billion Euro. Und dennoch bricht die Profitabilität der Zulieferer mit durchschnittlich 5,6 Prozent deutlich ein (6,3 Prozent im Vorjahr), noch geringer war sie nur zur Hochzeit der Pandemie. Ganz anders stellt sich die Situation für die OEMs dar, deren Höhenflug weiter anhält. Die Top-10-OEMs konnten ihre durchschnittliche Marge auf beachtliche acht Prozent steigern und übertreffen damit den hohen Vorjahreswert von 7,4 Prozent.
Der Blick auf die Profitabilität zeigt, dass sich vor allem chinesische Zulieferer in einer günstigeren Situation befinden als die Wettbewerber. Zwischen 2012 und 2022 lag die durchschnittliche Profitabilität chinesischer Unternehmen bei 7,8 Prozent und damit deutlich über dem Branchendurchschnitt von 6,8 Prozent. Lediglich amerikanische Zulieferer können mit durchschnittlichen Margen von acht Prozent ein ähnliches Glanzlicht setzen. Firmen aus Japan, Korea und Deutschland, mit vergleichsweise niedrigen Margen von jeweils 6,3 Prozent, 5,7 Prozent und 5,8 Prozent, liegen hier deutlich zurück.
Verschiebungen zugunsten chinesischer Zulieferer zu erwarten
Alexander Timmer, Partner bei Berylls Strategy Advisors: „Auch in den nächsten Jahren erwarten wir, dass sich die Umsatz- und Margenverschiebungen der großen Zulieferermärkte zugunsten chinesischer Zulieferer weiter fortsetzen werden. Maßgebliche Treiber dafür sind die fortschreitende Elektrifizierung und Digitalisierung der Fahrzeuge.“ Dass daran nicht alle chinesischen Zulieferer Anteil haben werden, zeigt sich beispielhaft an Weichai Power. 2020 sorgte das Unternehmen für eine echte Sensation. Weichai Power war der erste chinesische Zulieferer überhaupt, der in die Phalanx der Top 10 der Berylls TOP 100 vordringen konnte. Das Unternehmen, entstanden aus einem Hersteller für Dieselmotoren, kann sich allerdings nicht im Spitzensegement halten, rutscht im Jahr 2021 auf Platz 12 ab und findet sich in diesem Jahr auf Rang 25. Kein anderes Unternehmen muss einen ähnlich großen Umsatzrückgang verkraften (-30,1 Prozent).
Batteriehersteller CATL, seit 2018 im Ranking vertreten, stellt das andere Extrem dar. Der Batteriehersteller verbessert seine Position im Ranking um drei Plätze auf Rang sieben und legt beim Umsatz um 84,5 Prozent zu. Innerhalb der TOP 100 kommt kein zweiter Zulieferer auch nur in die Nähe dieses herausragenden Erfolgs. CATL war 2022 der größte Nutznießer eines Trends, der Batterien und Halbleiter zu den zentralen Wachstumstreibern und Profitabilitätsgaranten der Zuliefererindustrie gemacht hat.
Neu ist dieser Trend allerdings nicht. Halbleiterhersteller verzeichnen seit 2015 ein jährliches Wachstum von 44,3 Prozent, Batteriehersteller seit 2017 sogar von 84,1 Prozent. CATL trägt dazu einen erheblichen Teil bei, flankiert von Batterieherstellern wie SK on, Samsung SDI und LG Energy Solution. Allein im Jahr 2022 konnten die Batteriehersteller eine durchschnittliche Profitabilität von 10,6 Prozent erzielen, währen der Branchendurchschnitt mit 5,6 Prozent nur wenig mehr als halb so hoch war.
Beeindruckende Dynamik in einer technologiegetriebenen Branche
Die steigende Bedeutung von Batterien und Halbleitern in den aktuellen und zukünftigen Fahrzeugarchitekturen zeigt sich klar in der sich stetig wandelnden Zusammensetzung der Berylls TOP 100, mehr Dynamik war in der technologiegetriebenen Industrie nie zu verzeichnen. Gegenüber 2012 sind allein zwölf neue Zulieferer durch die technologische Transformation hin zu elektrischen, Software-definierten Fahrzeugen in die TOP-100-Rangliste vorgerückt. Diese machten im Jahr 2022 einen Umsatzanteil von neun Prozent unter den hundert größten Zulieferern aus. Im Jahr 2017 lag der Anteil noch bei rund einem Prozent.
Gleichwohl sind die Hersteller von Legacy-Komponenten nicht abgeschrieben. Denn zusätzlich konnten sich in den vergangenen zehn Jahren zwölf weitere Lieferanten aus traditionellen Warengruppen wie Glas, Bremsen und Lampen in die Rangliste der TOP 100 vorarbeiten. Hierzu gehören u. a. Zulieferer wie CIE-Automotive, Fuyao Glass oder SL Corporation. Weitere neun Neuzugänge wurden durch Transaktionen verursacht. Beispiele hierfür sind die Neugründungen von Aptiv, Adient und Vitesco Technologies.
In der Folge hat sich die Zusammensetzung der TOP 100 in der jüngsten Vergangenheit maßgeblich verändert. Vor dem Hintergrund des fortschreitenden technologischen Wandels ist zu erwarten, dass die Dynamik in der Zuliefererindustrie weiter zunehmen wird. Davon profitieren aber nicht alle Autonationen gleichermaßen. Der Marktanteil der größten Zuliefererländer Japan und Deutschland ist weiterhin rückläufig und liegt 2022 insgesamt bei 42 Prozent. Koreanische und chinesische Zulieferer wachsen dagegen signifikant und gewinnen Marktanteile dazu. In den USA sorgt der IRA (Inflation Reduction Act) für ein ganz eigenes Marktgeschehen. Es wird also bei viel Bewegung in der Zuliefererbranche bleiben. Sogar mehr Bewegung, als einigen Unternehmen lieb sein dürfte.
Die große Übersichtstabelle der TOP 100 und viele weitere Informationen finden Sie unter: www.berylls.com/category/top-100/