- Logistische Effizienz der KEP-Dienste auf der Letzten Meile: in den drei größten deutschen Städten drei- bis siebenmal höher als die des öffentlichen Stadtbusverkehrs
- CNG-Technologie als vielversprechende nachhaltige Brückentechnologie bis zur Marktreife von Elektrofahrzeugen
- Mikro-Depots als besonders nachhaltig eingestuft
- Kooperationsbereitschaft innerhalb der KEP-Branche wichtig für Markterfolg
- Politik muss Elektromobilität im Güterverkehr fördern, Rechtssicherheit für mobile Mikro-Depots schaffen und Vorschriften für Pedelec-Lastenfahrräder anpassen
Einige zentrale Ergebnisse der Studie lauten: Noch ist es für die KEP-Branche unwirtschaftlich, konventionell motorisierte Zustellfahrzeuge durch batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) zu ersetzen. Zudem ist das Angebot in den Fahrzeugklassen, die für die KEP-Branche in Frage kommen, sehr begrenzt. Bis zur Marktreife von BEV bietet die CNG-Technologie Potenziale für mehr Nachhaltigkeit, insbesondere wenn Bio-Methan verfügbar ist. Jedoch ist das herstellerseitige Angebot geeigneter CNG-Nutzfahrzeuge für die Letzte Meile ebenfalls sehr eingeschränkt. Bei den innovativen Zustellkonzepten wird das Mikro-Depot-Konzept als besonders nachhaltig eingestuft. Autonom fahrende Zustellfahrzeuge werden im urbanen Logistikmix eine wichtige Rolle spielen, ergänzt durch autonome Zustellroboter. Für Same Day Delivery und für Zeitfensterzustellungen gibt es seitens der B2C-Empfänger eine zusätzliche Zahlungsbereitschaft. Auch die Akzeptanz von autonomen Zustellrobotern ist gegeben. Dennoch wird der persönliche Lieferservice durch Paketzusteller von den B2C-Empfängern sehr geschätzt. Autonom fliegende Paketdrohnen werden in urbanen Ballungsräumen hingegen keine nennenswerte Rolle spielen, allenfalls bei privilegierten Sendungen. Als sinnvolle Alternative zur konventionellen Adresszustellung werden von den B2C-Empfängern anbieteroffene, direkt an der Zustelladresse installierte Paketboxen angesehen.
Herausforderungen mit Innovationen und Unterstützung der Politik meistern
„KEP-Dienste sorgen für lebendige Städte und den reibungslosen Alltag der Menschen“, sagt Florian Gerster, Vorsitzender des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik. „Im Jahr 2020 sollen fast vier Milliarden KEP-Sendungen in Deutschland verschickt werden, knapp eine Milliarde mehr als 2015. Das ist einerseits ein toller Erfolg und zugleich eine enorme Herausforderung. Denn Städte und die Umwelt ächzen unter immer mehr Fahrzeugen auf den Straßen. Deshalb setzen die KEP-Dienstleister auf Innovationen. Aber auch die Politik muss handeln: Investitionen in Elektrofahrzeuge im Güterverkehr müssen gezielt gefördert werden, damit diese schneller in den urbanen Wirtschaftsverkehr eingeführt werden. Für Mikro-Depots im öffentlichen Straßenraum muss Rechtssicherheit geschaffen werden. Dies sollte analog zur geplanten gesetzlichen Privilegierung von Parkflächen für Carsharing-Fahrzeuge geschehen.“
Auch in Zukunft große Nachhaltigkeitspotenziale gegeben
„Die erstmalige Untersuchung der Ökoeffizienz der städtischen KEP-Verkehre in Berlin, Hamburg und München hat ergeben, dass Stadtlogistik durch KEP-Dienste bereits sehr ökoeffizient ist. Mit den untersuchten innovativen Technologien und Geschäftsmodellen sind in Zukunft weitere große Nachhaltigkeitspotenziale gegeben“, so Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski. „Die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Innovationen ist hoch. Für den Markterfolg sind jedoch zwei wesentliche Erfolgsfaktoren relevant: adäquate politische Rahmenbedingungen und die weitere Kooperationsbereitschaft der KEP-Branche im Innovationsprozess.“
Hintergrund der Studie
Die BIEK-Nachhaltigkeitsstudie 2017 „Innovationen auf der Letzten Meile – Bewertung der Chancen für die nachhaltige Stadtlogistik von morgen“ befasst sich mit den Herausforderungen und Lösungen für eine nachhaltige Stadtlogistik. Sie untersucht zunächst die Ökoeffizienz der städtischen KEP-Verkehre in Berlin, Hamburg und München. Erstmalig werden dafür die Mengengerüste der KEP-Verkehre erhoben und die logistische Leistung in der neuen Einheit „Paketkilometer“ ermittelt. Die Ergebnisse werden dem ÖPNV mit Stadtbussen quantitativ gegenübergestellt, wobei die soziale Nachhaltigkeit beider Transportsysteme nicht gleichgesetzt wird. Anschließend gibt die Studie einen Überblick über innovative Technologien und Geschäftsmodelle der KEP-Branche und bewertet die Nachhaltigkeitspotenziale anhand der erhobenen Mengengerüste sowie deren Akzeptanz beim B2C-Kunden. Der Autor der Studie ist Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski, Professor für Nachhaltige Unternehmensführung und Logistik an der Fakultät Betriebswirtschaft der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm.
Die Studie (mit einem Executive Summary auf den Seiten 5-7) können Sie unter http://www.biek.de/... als PDF-Datei herunterladen.