Die Wirkung von Medikamenten variiert von Mensch zu Mensch. So weiß man heute, dass viele Medikamente für etwa die Hälfte der Patienten nicht optimal wirken. Bei selteneren Indikationen ist die Erfolgsquote sogar oft noch deutlich geringer. Was den einen heilt, versagt bei einem anderen oder führt gar zu gravierenden Nebenwirkungen. Der Grund: Kaum eine Arznei berücksichtigt heutzutage die genetischen Unterschiede zwischen den Patienten. Mit moderner Gendiagnostik sollen Therapien in Zukunft gemäß dem individuellen Genprofil eines Patienten maßgeschneidert und die Dosis eines Medikaments dem persönlichen Stoffwechsel angepasst werden. Eine solche individuell auf den Patienten abgestimmte Behandlung nennt man „Personalisierte Medizin“.
Prof. Horst Domdey, Geschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH in München und einer der Sprecher des Executive Round Table, schreibt der Personalisierten Medizin enormes Potenzial zu: „Durch eine detailliertere Analyse der Patienten und eine Verzahnung der molekularen Diagnostik mit der Medikamentenauswahl bzw. -entwicklung beginnt jetzt ein neues Zeitalter: die genombasierte 'Personalisierte Medizin'." Auch Dr. Christian Meisel, Klinische Forschung und Entwicklung Biomarker, Roche, sieht in der Personalisierten Medizin eine Schlüsselrolle in der modernen Arzneimittelentwicklung: „Diagnostische und pharmazeutische Erkenntnisse werden hier kombiniert im Entwicklungsprozess für neue Medikamente angewendet. Die Ergebnisse tragen entscheidend dazu bei, Zielstrukturen für Medikamente besser zu erkennen oder von vornherein zu eliminieren. Darin liegt auch das Potenzial, mit gezielten, bekannt effektiven Behandlungen, Kosten für den Gesundheitsträger zu sparen.“
Hype oder Zukunft der Medizin?
Die Vorteile der individualisierten Medizin – von einer höheren Versorgungsqualität von Patientengruppen bis hin zur Verringerung von Fehlbehandlungen und Nebenwirkungen – liegen scheinbar auf der Hand. Das frühzeitige Erkennen individueller Risikoprofile bringt jedoch einen erheblichen Forschungsbedarf mit sich, der Neuentwicklungen in Diagnostik und medizinischer Biotechnologie erfordert. Ist die individualisierte Medizin also nur Wunschdenken oder bereits greifbar? Dr. Bärbel Hüsing vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung: „Um die Potenziale in der ärztlichen Praxis auszuschöpfen und möglichen Fehlentwicklungen vorzubeugen, müssen deutliche Anreize gesetzt werden, um neu identifizierte Biomarker von der Forschung in die klinische Anwendung zu übertragen und ihre klinische Validität nachzuweisen. Tragfähige Geschäftsmodelle für die synergistische Entwicklung neuer Anwendungen durch Forschungseinrichtungen, Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnikunternehmen sind erforderlich. Es bedarf der Weiterentwicklung der Instrumente für den Translationsprozess sowie der rechtlichen Rahmenbedingungen, um Anreize für die schnelle Überführung innovativer Anwendungen in die medizinische Versorgung zu setzen, zugleich aber auch Qualität, klinischen Nutzen, Patientensicherheit und Verbraucherschutz zu gewährleisten.“
Moderiert wird die anderthalbstündige Diskussionsrunde von Susanne Kutter, diplomierte Biologin und Redakteurin des Ressorts Technik + Wissen der WirtschaftsWoche; „Bei unserer WirtschaftsWochen-Umfrage zu den Trends des neuen Jahres antworteten neun von siebzehn Befragten aus der Biotech- und Pharmaszene unisono, es sei die Personalisierte Medizin. Umso gespannter bin ich, welche konkreten Projekte und Produkte die Teilnehmer des Round Table vorzustellen haben – und welche Chancen sie dieser neuen Form der Medizin einräumen.“
Das gesamte Podium des Executive Round Table sowie Bilder und erste Statements der Sprecher sind zu finden unter www.analytica.de/....
Text: Pressestelle der Messe München
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