Das Leuchtturm-P4-Medizinprojekt DigiMed Bayern (www.digimed-bayern.de), das Symposium und die DigiMed Bayern Secure Cloud bieten wertvolle und greifbare Ansätze für die aktive Gestaltung des kommenden europäischen Gesundheitsdatenraumes (European Health Data Space, EHDS), für den aktuell das EU-Gesetzgebungsverfahren stattfindet. Mit dem EHDS will die EU-Kommission die bessere Nutzung von Gesundheitsdaten für die medizinische Versorgung, Forschung und Innovation sowie für gesundheitspolitische Entscheidungen ermöglichen und Einzelpersonen bei der Kontrolle über die eigenen Gesundheitsdaten unterstützen. Deutschland hat sich in den letzten Jahren in das europäische Mittelfeld bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen gearbeitet. Der EHDS bietet für Deutschland vor allem große Chancen, wobei auch Risiken zu beleuchten sind. Deshalb sollte Deutschland in eine Führungsposition kommen.
DigiMed Bayern fokussiert darauf, Deutschland bei der verantwortungsvollen Nutzung von Gesundheitsdaten in wissenschaftlich-medizinischen und technischen Aspekten voranzubringen. Im Vordergrund steht, wie die Volkskrankheit Atherosklerose und ihre schwerwiegenden Folgen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle, verhindert werden können. Dazu ist es notwendig, zunächst viele qualitativ hochwertige Gesundheitsdaten zu integrieren. Ein Expertenteam verschiedener Fachrichtungen analysiert diese Daten, um Muster zu erkennen, die bei der Entstehung oder dem Verlauf der Erkrankung von Bedeutung sein können.
Gerade in öffentlich geförderten Institutionen wie Universitäten, Kliniken und Forschungsinstituten fallen große und wichtige Datenmengen an. Jedoch fehlen für die Nutzung dieser Daten wichtige sichere und kosteneffiziente Cloud-Infrastrukturen. Die auf dem DigiMed Bayern Symposium gelaunchte DigiMed Bayern Secure Cloud wird als forscherisches Pilot-Projekt nicht nur die DigiMed Bayern Wissenschaftler aus zehn Forschungsinstituten bedienen, sondern vor allem auch Expertise im Bereich sicherer Cloud-Infrastrukturen „Made in Germany“ bereitstellen und entwickeln. Dies ist eine notwendige Voraussetzung, um den EHDS führend zu gestalten und früh im Sinne des Gemeinwohls zu nutzen.
Prof. Dr. Heribert Schunkert, wissenschaftlicher Leiter von DigiMed Bayern und Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München sagt: “Um Krankheiten gezielt behandeln zu können, müssen die Zusammenhänge bei deren Entstehung verstanden werden. Hierzu braucht es Daten. Deren Integration und Analyse kann daher Leben retten. Wir konnten bei DigiMed Bayern bereits viel für und mit Patienten erreichen, bspw. mit der Vroni-Studie, dem Kalkulator für das Risiko von Herzerkrankungen und der HerzFit-App. Integrierte Daten helfen auf molekularer Ebene die Krankheitsentstehung abzubilden. Das Spektrum der Analysen reicht aber bis zur makroskopischen Ebene, wo es darum geht Verbesserungen im Gesundheitssystem zu erzielen. Die Verfügbarkeit und Analyse großer und tiefgreifender Datensätze von vielen Patienten werden so in Zukunft zu mehr Gesundheit bei geringeren Kosten beitragen können. In unserer Arbeit machen wir die Erfahrung, dass die große Mehrheit der Patienten diese Zusammenhänge versteht und befürwortet.“
Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer von DigiMed Bayern und Digital Health Lead bei der BioM Biotech Cluster Development GmbH ergänzt: “Die Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten und die Möglichkeit, diese auch unter Nutzung von Künstlicher Intelligenz sicher, effizient und skalierbar mit interdisziplinären Expertenteams gemeinschaftlich bearbeiten zu können, sind ein Flaschenhals für die medizinische Forschung und Entwicklung. Neben den medizinisch-wissenschaftlichen Erfolgen trägt DigiMed Bayern auch mit der Entwicklung einer sicheren Cloud-Umgebung in einem öffentlichen Rechenzentrum dazu bei, den Engpass zu beseitigen. Letztendlich wird diese Herausforderung jedoch nur durch enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft gelöst werden. Dies wird zur Verbesserung unseres Gesundheitssystems beitragen und auch der Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland wird profitieren“.
Über DigiMed Bayern
Das Leuchtturmprojekt DigiMed Bayern startete Ende 2018 mit ca. 22 Millionen Euro Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) im Rahmen des Masterplans BAYERN DIGITAL II. Projektziel ist, die P4-Medizin (prädiktiv, präventiv, personalisiert, partizipatorisch) in der konkreten Indikation und Volkskrankheit Atherosklerose in den klinischen Alltag zu integrieren. Letztendlich sollen die Vorhersage von Krankheitsrisiken, die gezielte Prävention sowie Diagnose und Therapie verbessert werden. Dazu werden umfangreiche Gesundheitsdaten von Patienten mit Atherosklerose gesammelt und analysiert. Wissenschaftlicher Leiter von DigiMed Bayern ist Prof. Heribert Schunkert vom Deutschen Herzzentrum München. Der BioM Biotech Cluster Development GmbH obliegt die Geschäftsführung und Projektkoordination. Weltweit führende Konsortialpartner aus Bayern wie Kliniken, Patientenorganisationen und Forschungseinrichtungen sind zudem am Projekt beteiligt.
Mehr Informationen unter: www.digimed-bayern.de.
Über das Deutsche Herzzentrum München
Das Deutsche Herzzentrum München des Freistaates Bayern – Klinik an der Technischen Universität München – bietet als international renommierte Klinik der Maximalversorgung fachbezogene Medizin auf höchstem Niveau und versorgt herzkranke Menschen jeder Altersstufe nach dem jeweils neuesten Stand medizinischer Erkenntnis. Dabei trägt die praxisnahe eigene Forschung zur Weiterentwicklung von Diagnostik- und Behandlungskonzepten bei. Der Leitgedanke des Hauses ist, die verschiedenen Fachrichtungen unter einem Dach zusammenzuführen, um in ständiger enger interdisziplinärer Zusammenarbeit Patienten mit Herz- und Kreislauferkrankungen optimal versorgen zu können.
Über das LRZ
Das Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ist seit über 60 Jahren der kompetente IT-Partner der Münchner Universitäten und Hochschulen so-wie wissenschaftlicher Einrichtungen in Bayern, Deutschland und Europa. Es bietet die komplette Bandbreite an IT-Dienstleistungen und -Technologie sowie Beratung und Support - von E-Mail, Webserver, bis hin zu Internetzugang, virtuellen Maschinen, Cloud-Lösungen und dem Münchner Wissenschaftsnetz (MWN). Mit dem Höchstleistungsrechner SuperMUC-NG gehört das LRZ zu den international führenden Supercomputing-Zentren und widmet sich im Bereich Future Computing schwerpunktmäßig neu aufkommenden Technologien, Künstlicher Intelligenz und Machine Learning sowie Quantencomputing.